Um Denkprozesse und Lernhandlungen zu initiieren, die ein Anschlusslernen und einen Kompetenzzuwachs ermöglichen, sind aktivierende Techniken und Methoden hilfreich, die das eigenständige Denken und Handeln Lernender fördern sowie eine positive Motivation gegenüber dem Lernprozess an sich schaffen.
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Herr K. führt ein Seminar zum Thema Arbeitsrecht für angehende Führungskräfte durch. Die Veranstaltung findet innerhalb von vier Wochen, einmal die Woche je zwei Zeitstunden statt. Vielen Teilnehmenden erscheint die Thematik sehr mühsam, weshalb sie sich bereits zu Beginn der Veranstaltung auf die Kaffeepause freuen. Herr K. schafft es mit tollen Präsentationen und einem sinnvollen Einbezug der Teilnehmenden, diese für das Thema zu gewinnen. Um die positive Einstellung gegenüber dem Thema und die aktive Teilnahme der angehenden Führungskräfte nicht zu verlieren, überlegt sich Herr K. auch etwas für Pausen und Einstiege in die neuen Themen. Er stellt beispielsweise eine Frage vor der Pause, die dann nach der Pause besprochen wird, sodass sich die Teilnehmenden, wenn gewünscht, auch in der Pause über das Thema austauschen können. Nach einer weiteren Pause steigt er mit einer Frage ein: „Wussten Sie, dass es gesetzlich verankert war, dass Männer den Arbeitsvertrag ihrer Ehefrauen kündigen konnten, wenn sie der Meinung waren, dass diese durch den Beruf dem Haushalt nicht mehr ordentlich nachkommt? Was glauben Sie, wann dieses Gesetz abgeschafft wurde?“ Schon hat Herr K. die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden zurück und lässt diese überlegen.
Die Erfahrung hat Clara B. gelehrt, wie wichtig es ist, Kurse nicht nur auf einer reinen Wissensvermittlung aufzubauen, sondern die Lernenden von Anfang an in das Kursgeschehen mit einzubeziehen und sie kognitiv zu aktivieren, damit sie sich auch wirklich mit den Lerninhalten auseinandersetzen können. Nur so machen die Kurse überhaupt Sinn für sie.
Jede Seminarphase bietet die Chance, aktivierende Methoden einzubauen und die Teilnehmenden zum Mitmachen zu animieren. So kann zum Beispiel die Anfangsphase genutzt werden, um durch Kennenlernmethoden ein lernförderliches Klima zu schaffen, das die Lernenden dazu einlädt, sich auf den Lernprozess einlassen. Die mündliche Beteiligung und Kommunikation im Kurs ist Clara B. besonders wichtig. Äußern die Teilnehmenden sich gleich zu Anfang frei vor der Gruppe zu ihrer eigenen Person, so wird es ihnen im Laufe des Lernprozesses viel leichter fallen, sich aktiv zu beteiligen. Vor den Informationsphasen setzt Clara Methoden wie Mindmapping, das Partnerinterview oder auch gerne ein Quiz ein, um das Vorwissen der Teilnehmenden zu aktiveren. Damit sie sich auch individuell und in Ruhe mit den Themen auseinandersetzen können, setzt sie beispielsweise auch gerne Partner- und Gruppenübungen ein, in denen die Lernenden sich die Informationen selbst erarbeiten müssen und die Gelegenheit bekommen, mit ihren Lernpartnerinnen und -partnern zu interagieren. Wichtig ist ihr, einen guten Ausgleich zwischen Informationsphasen und Bearbeitungsphasen zu schaffen, damit die Lernenden den Lernstoff in Ruhe verarbeiten können und sich nicht überfordert fühlen.
Einsatz aktivierender Techniken und Methoden
Ziel des Einsatzes aktivierender Techniken ist es, die Lernprozesse der Teilnehmenden durch situationsangemessenes Verhalten und gezielte didaktische Entscheidungen zu aktivieren.
Aktivierende Methoden in den unterschiedlichen Seminarphasen, Bild: Eigene Darstellung nach Wendorff, 2009
Die Entscheidungen können die Gestaltung von Phasen im Kursverlauf oder die gezielte Auswahl von Methoden betreffen.
Strukturierung von Lernen
Neben der Zieltransparenz und einer Berücksichtigung der Voraussetzungen und Interessen der Teilnehmenden kann die Strukturierung des Lernprozesses selbst eine Aktivierung begünstigen. Dabei sollten sich nicht nur Phasen der Wissensaufnahme und Wissensanwendung abwechseln, sondern es kann auch gezielt mit Unterbrechungen des Lernprozesses gearbeitet werden, die dazu dienen, inne zu halten, quer zu denken bzw. mit gezielten Übungen „Bewegung“ in den Lernprozess zu bringen und darüber den Kursverlauf zu beleben.
Aktivierungsmöglichkeiten im Lehrprozess
Einstieg/Abschluss (nach Schumacher):
Aktivieren Sie zum Einstieg das Vorwissen, indem Sie z.B. Begriffe zum Thema sammeln und diese visualisieren oder nutzen Sie aktuelle Ereignisse, um die Lernenden für den Inhalt der Veranstaltung zu interessieren.
Aktivierende Einstiegs- und Ausstiegsrituale könnten sein: Kurz auf die letzte Veranstaltung eingehen, am Ende eine mögliche Prüfungsfrage zur Veranstaltung formulieren lassen.
Exemplarische Frage zum Thema Arbeitsrecht zur Aktivierung am Beginn oder am Ende, Bild: Eigene Darstellung
Hauptteil (nach Schumacher):
Während des Kurses, zum Beispiel nach längeren Vorträgen, können "Lehrgespräche" initiiert werden, indem sich jeweils zwei Teilnehmende kurz über das Thema austauschen, um die eigene Position zu festigen oder zu hinterfragen.
Aktivierung durch Austausch mit der Sitznachbarin bzw. dem Sitznachbarn, Bild: Eigene Darstellung
Methoden zur Aktivierung
Methoden, die auf eine Aktivität der Lernenden setzen, werden als aktivierende Methoden bezeichnet. Dabei gibt es nicht die aktivierenden Methoden, die sich grundsätzlich von anderen Methoden unterscheiden und eine hohe Aktivierung der Lernenden qua Wahl garantieren. Vielmehr sollte bei der Durchführung von Methoden darauf geachtet werden, dass
alle Teilnehmenden wirklich aktiv werden und ein „soziales Faulenzen“ in Kleingruppen vermieden wird, zum Beispiel indem personell zugeordnete Teilaufgaben gestellt werden.
alle Teilnehmenden wissen, dass sie gleichermaßen gefragt sind, wenn es um Ergebnisdarstellungen von Gruppenarbeiten etc. geht. Was Sie als Lehrende auch praktizieren sollten, indem Sie dann „willkürlich“ jeweils Verantwortliche bestimmen.
Lernen in Gruppen kooperativ umgesetzt wird und tatsächlich miteinander und nicht für sich alleine umgesetzt wird. Hier kann die Vergabe von Rollen oder Teilaufgaben einen fruchtbaren Ansatz darstellen.
die Teilnehmenden gemäß ihren Lernvoraussetzungen angemessen gefordert werden und es auch besonders anspruchsvolle sowie zusätzliche Teilaufgaben für leistungsstarke und strebsame Teilnehmende gibt. So können Aufgabenstellungen und Bearbeitungsformen mit unterschiedlichen Schwierigkeitslevels einen differenzierten Pool an bedarfsgerechten und zugleich herausfordernden Wegen der Auseinandersetzung mit Lerngegenständen bieten.
Methodenbeispiele für verschiedene Phasen im Lernprozess
Sie können sich im Folgenden drei Methoden anschauen, indem Sie den Regler unter dem Bild verschieben.
Bilder im Slider: Eigene Darstellung
Über den gezielten Einsatz aktivierender Methoden hinaus gehört der Einsatz von Gruppenarbeiten zu den Klassikern, um Lernende zu aktivieren. Die Gruppenarbeit muss jedoch klar auf Lernziele abgestimmt sein, Arbeitsform und Zeithorizont müssen klar definiert werden (vgl. Schumacher).
Um Handlungskompetenzen zu fördern, empfiehlt es sich, in der Lehrveranstaltung handlungsorientierte und aktivierende Methoden wie Fallstudien oder Projektarbeit einzusetzen. Dadurch übernehmen Lehrende eher die Rolle von Lernbegleitern oder Moderatoren.
Siebert, H. (2010). Methoden für die Bildungsarbeit. Leitfaden für aktivierendes Lehren. Bielefeld: Bertelsmann.
Ulrich, I. (2016). Gute Lehre in der Hochschule: Praxistipps zur Planung und Gestaltung von Lehrveranstaltungen. Frankfurt a. M.: Springer.
Wendorff, J. A. (2009). Das Lehrbuch. Trainerwissen auf den Punkt gebracht. Bonn: managerSeminare Verlags GmbH.
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Die Farbkarten-Methode stellt eine Methode zur Aktivierung Lernender dar. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer erhält eine rote und eine grüne Metplankarte als Medium, um Feedback zu geben bzw. abzustimmen.
Farbkarten, Bild: Eigene Darstellung
Nach der Bearbeitung einer Aufgabe wird zufällig bestimmt, wer von den Lernenden ihr oder sein Ergebnis vorstellt. Die Kontrolle der Lösung erfolgt folgendermaßen: Nach der Ergebnispräsentation heben die anderen Lernenden entweder ihre grüne („Ich stimme mit der Lösung überein“) oder ihre rote Karte („Ich habe eine abweichende Lösung“).
Davon ausgehend kann im Plenum auf verschiedene noch vorhandene Schwierigkeiten der Aufgabenbearbeitung eingegangen werden und die Lernenden können je nach eigenem Resultat gezielt angesprochen werden.