Problembasiertes Lernen als Ansatz aktivierenden Lernens ELO

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Problembasiertes Lernen ist ein Ansatz, der Lernende dazu befähigt, selbständig zu denken und eigenaktiv durch einen mehrschrittigen Prozess der Wissensgenerierung Lösungen für ein gestelltes Problem zu entwickeln.
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Problembasiertes Lernen als Ansatz aktivierenden Lernens

Definition

Der Begriff problembasiertes Lernens wird in der Unterrichtsforschung recht uneinheitlich verwendet. Allen Varianten gemeinsam ist, dass das zentrale und Namen gebende Element darin besteht, die Lehr-Lernsituation mit Problem- und Entscheidungssituationen zu gestalten, die so oder so ähnlich in der Realität auftreten. 

Das problembasierte "Lernen integriert den kognitivistischen und den situierten Ansatz, in dem die Instruktionsprozesse des Lehrenden wie auch die Konstruktionsprozesse des Lernenden thematisiert werden (Reinmann-Rothmeier & Mandl, 2001). Die Balance zwischen Instruktion und Konstruktion (Linn, 1990) in Abhängigkeit von den Lernvoraussetzungen und dem Lerngegenstand stellt die zentrale Forderung dar" (Mandl et al. 2004, S. 26).

 

Das Bild zeigt eine Person vor einem Labyrinth.

Problemsituationen als Lerngegenstand, Bild: iStock.com, peterschreiber.media, nicht unter freier Lizenz

 

Theoretische Begründung

Die neueren Modelle des problembasierten Unterrichts basieren auf Erkenntnissen der kognitiven Instruktionspsychologie. Diese Ansätze, die auch dem Konzept des "Situierten Lernens" zugrunde liegen, gehen davon aus, dass Lernen immer in einem bestimmten Kontext und durch die Interaktion mit der Umwelt stattfindet (vgl. Gräsel 1997). Demnach ist Lernen stets situations- und kontextgebunden. Diese Theorien konzentrieren sich sowohl auf die Gestaltung des "Problems" als auch auf die Rahmenbedingungen des Lernprozesses. Authentische Probleme, die als Ausgangspunkt für das Lernen dienen, ermöglichen eine effektive Umsetzung dieser Prinzipien.

Die Fähigkeit, Probleme zu lösen, ist ein zentrales Merkmal menschlicher Intelligenz. Diese Fähigkeit hängt eng mit der Fähigkeit zu lernen, zu kommunizieren und im Team zu arbeiten zusammen und hilft Menschen, sich in der sich schnell wandelnden Wissens- und Informationsgesellschaft zurechtzufinden. Barrows (2000) betont, dass die meisten Probleme im Berufs- und Alltagsleben schlecht strukturiert sind. Solche Probleme weisen immer wieder ähnliche Merkmale auf:

  1. Es fehlen Informationen, um die Zusammenhänge zu erkennen,
  2. da es unterschiedliche Wege gibt, um das Problem zu lösen, muss  ausprobiert experimentiert werden, um das Wissen zu erweitern,
  3. das Problem verlagert sich, wenn neue Informationen gewonnen wurden,
  4. Lernende können nie sicher sein, ob sie das Problem richtig analysiert, aufgelöst oder gelöst haben.

 

Problembasiertes Lernen orientiert sich an praktischen Anforderungen und Bedürfnissen. Der Fokus liegt auf der Entwicklung effektiver Strategien zur Bewältigung unterschiedlich komplexer Probleme und Fragestellungen.

Empirische Studien zeigen, dass problemorientiertes Lernen insbesondere im Hinblick auf den Aufbau von Handlungskompetenz Vorteile gegenüber traditionellen Formen der Wissensvermittlung hat (vgl. Albanese/Mitchell 1993). Zudem scheinen unterschiedliche Lernvoraussetzungen die Wirkung des problembasierten Lernens zu beeinflussen. Die Befunde verdeutlichen, dass Lernende mit unterschiedlichen wissensbezogenen Lernvoraussetzungen unterschiedlich von problembasiertem Lernen profitieren. Lernumgebungen sollten daher immer in Abhängigkeit von den Aufgabenstellungen bzw. den Lernzielen sowie dem Vorwissen und den Vorerfahrungen der Lernenden flexibel und um instruktionale Anteile ergänzt gestaltet werden. 

 

Prinzipien und Arbeitsschritte problembasierten Lernens

Durch das Erlernen eines Problemlösungsprozesses entsteht aktives Wissen, das das Verständnis für Zusammenhänge fördert. Dieses Wissen kann geschickt auf die Anforderungen der Lebens- und Arbeitswelt übertragen und angepasst werden. 

"Der Lernprozess wird als eigenaktiv und konstruktiv angesehen, der jedoch durch geeignete Unterstützung durch den Lehrenden angeregt, gefördert und verbessert werden kann. So nimmt der Lernende eine vorwiegend aktive Position ein, die manchmal durch rezeptive Anteile unterbrochen wird" (Mandl et al. 2004, S. 26). Die Aufgabe der Lehrperson verändert sich vom traditionellen Belehren zum konstruktiven Begleiten. Sie dient den Lernenden vorwiegend als Beraterin oder Coach, die anleitet, darbietet und erklärt (vgl. ebenda). Die jeweilige Aktivität der Lehrperson richtet sich auf eine optimale Förderung und Reflexion des Lernprozesses.

Der Lernablauf ist bei problembasiertem Lernen in der Regel als Lernzirkel formalisiert.

Klicken Sie auf die Fragezeichen in der Grafik, um sich Informationen zu den vier Hauptschritten (nach Barrows 2005) anzeigen zu lassen.

Grafik: Problembasiertes Lernen:  Smith, 1995, nach Schmidt, 2006, S. 10 , angepasste, eigene Darstellung

Die differenzierte, möglichst standardisierte Evaluation, die für den vollen Erfolg von problembasiertem Lernen notwendig ist, kann als Schritt fünf gesehen werden. Nach der Evaluation schließt sich der Lernzirkel durch eine weitere Abfolge mit einem neuen Problem.

Die Lernenden sind, indem sie ihr Wissen selbständig konstruieren, aktiv und eigen­verantwortlich in ihren eigenen Lernprozess involviert. Sie lernen, wie man selbstgesteuert lernt. Diese Wissensgrundlage und diese Handlungsstrategie sind als Hilfestellung für die Auseinandersetzung mit zukünftigen Problemen gedacht, um so die Voraussetzung und Motivation für ein befriedigendes, lebenslanges Lernen zu schaffen.


Gestaltung problembasierter Lernumgebungen

Das problembasierte Lernen weist als Methode viele Verbindungen zu anderen handlungsorientierten Methoden auf. Begleitet durch empirische Studien wurden einige Modelle für die Gestaltung problemorientierter Lernumgebungen entwickelt, z. B. der Anchored-Instruction-Ansatz oder der Cognitive-Apprenticeship-Ansatz.

Die größte Herausforderung besteht darin, Probleme zu finden, die sowohl motivieren als auch herausfordern. Die Qualität der Probleme beeinflusst direkt die Qualität des Lernens.

Die gewählten Problemstellungen stellen den Ausgangspunkt des Lernens dar, dem keine systematische Wissensvermittlung vorangestellt sein sollte. Sie bilden den Rahmen für selbstgesteuerte Aktivitäten der Lernenden, die ihre Ziele soweit wie möglich selbst festlegen und über einen möglichst breiten Entscheidungsspielraum verfügen sollten, welche Ressourcen sie in welcher Reihenfolge bearbeiten wollen.

 

Das Bild zeigt, wie Kursteilnehmende in Kleingruppen eine Problemstellung bearbeiten.

Bearbeitung in Kleingruppen, Bild: Eigene Darstellung

Die Bearbeitung der Problemstellungen erfolgt in der Regel in kleinen Gruppen, was nicht nur lerntheoretisch, sondern vor allem auch praktisch begründet ist: 

  • Die Lernenden nutzen ihre Ressourcen und lassen andere daran teilhaben,
  • sie unterstützen und regulieren sich gegenseitig und
  • bauen ihre sozialen Kompetenzen aus und lernen sich selbst durch das Feedback besser kennen.

Referenzen

Albanese, M. A. & Michell, S. (1993). Problem-Based Learning: A Review of Literature on its Outcomes and Implementation Issues. Academic Medicine, 68 (1), 52-81.

Barrows, H. S. (2000). Problem-Based Learning Applied to Medical Education (Rev. Ed. von 1994). Springfield: Southern Illinois University School of Medicine.

Boud, D. & Feletti, G. I. (1997). The Challenge of Problem-Based Learning. London: Kogan Page.

Gräsel, C. (1997). Problemorientiertes Lernen. Göttingen: Hogrefe.

Linn, M.C. (1990): Summary: Establishing a science and engineering of science education.  In: M. Gardner, J.G. Greeno, F. Reif, A. H. Schoenfeld, A. DiSesssa & E. Stage (Eds.),  Toward a scientific practice of science education (pp. 323-241). Hillsdale, NJ: Erlbaum. 

Mandl, H.; Kopp, B.; Dvorak, S. (2004): Aktuelle theoretische Ansätze und empirische  Befunde im Bereich der Lehr-Lern-Forschung  – Schwerpunkt Erwachsenenbildung –.  Bonn: DIE. Online abrufbar unter: Aktuelle theoretische Ansätze und empirische Befunde im Bereich der Lehr-Lern-Forschung – Schwerpunkt Erwachsenenbildung – (die-bonn.de)

Reinmann-Rothmeier, G.; Mandl, H. (2001). Unterrichten und Lernumgebungen  gestalten. In: A. Krapp & B. Weidenmann (Hrsg.), Pädagogische Psychologie (S. 601-646). Weinheim: Beltz. 

Schmidt,  R. A. (2006). Problem-Based Learning. Eine Darstellung für den Methodenpool. Diplomarbeit im Fach Erziehungswissenschaft vorgelegt für die Diplomprüfung.  Köln. Verfügbar unter: https://www.uniklinik-duesseldorf.de/fileadmin/Ausbildung_und_Karriere/Ausbildung/Fachbereich-Physiotherapie/Team/Intern/Schmidt/Artikel/2006_Schmidt_R_A_PBL-Diplomarbeit.pdf (zuletzt abgerufen am 12.08.2024)

Smith, K.A. (1995). Cooperative Learning: Effective Teamwork for Engineering Classrooms. EEE Education Society/ASEE Electrical Engineering Division Newsletter March, 31.10.2005.

Weber, A. (2004). Problem-Based Learning. Ein Handbuch für die Ausbildung auf der Sekundarstufe II und der Tertiärstufe. Bern: h.e.p.

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Problembasiertes Lernen als Ansatz aktivierenden Lernens

Betrachten Sie das folgende Fallbeispiel und überlegen Sie dabei, welche Aspekte des methodischen Vorgehens von Herrn Merkle dem Ansatz des problembasierten Lernens zu einer Aktivierung der Teilnehmenden entsprechen.

Herr Merkle wurde als Dozent für eine viertägige innerbetriebliche Weiterbildungsveranstaltung zum Thema Projektmanagement engagiert. 20 Teilnehmende aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens sind angemeldet, um sich mit dem Thema Projektmanagement auseinanderzusetzen. Herr Merkle hat sich sein Veranstaltungskonzept gut überlegt. Am ersten Tag legt er Wert darauf, das Programm und die damit verfolgten Lernziele ausführlich vorzustellen. Danach startet er inhaltlich mit dem ersten Block, allgemein zum Thema Projektmanagement, erzählt von internationalen Vergleichen. Herr Merkle verwendet viele Texte, die von den Teilnehmenden gelesen werden und dann von ihm zusammengefasst und in Form von Vorträgen vertieft werden.

 

Das Bild zeigt, wie Herr Merkle einen sehr wortlastigen Vortrag hält, während die Kursteilnehmenden gelangweilt zuhören bzw. einschlafen.

Vortrag von Herrn Merkle, Bild: Eigene Darstellung

 

Block zwei am zweiten Tag befasst sich mit der konkreten Projektplanung. Herr Merkle erklärt mögliche Planungsschritte anhand von Projekten aus der Praxis, mit denen er versucht die Inhalte und Aufgaben je Schritt zu veranschaulichen.

Am Beginn des Kurses wirken die Teilnehmenden noch wissbegierig und motiviert, scheinen sich zu freuen auf das, was kommt. Doch schon in der zweiten Hälfte des ersten Tages der Veranstaltung fragen sie immer wieder nach Kaffeepausen und sprechen in diesen angeregt miteinander, möchten überhaupt nicht, dass die Veranstaltung weitergeht. An Tag zwei erscheinen vier der Teilnehmenden nicht mehr, die anderen zeigen sich zunehmend desinteressiert und beteiligen sich immer weniger mit eigenen Fragen oder Beiträgen zu den Inputs des Dozenten.

 

Das Bild zeigt, wie Herr Merkle darauf wartet, dass die Teilnehmenden zurück in den Seminarraum gehen, während diese noch mit der Kaffeepause beschäftigt sind.

Kaffeepause, Bild: Eigene Darstellung

 

Nach dem Seminar wird Herrn Merkle klar, dass er sich bemüht hat, den Teilnehmenden die Lerninhalte klar und gut nachvollziehbar zu vermitteln, dass er ihnen aber überhaupt nicht die Möglichkeit gegeben hat, sich eigenaktiv mit den Lerninhalten auseinanderzusetzen. Im Grunde genommen hat ihre eigenständige Auseinandersetzung nun darin bestanden, Texte zu einzelnen Themenaspekten zu lesen. Für seine weiteren Veranstaltungen nimmt er sich vor, sein Veranstaltungskonzept zu überdenken, die Teilnehmenden viel stärker einzubeziehen und ihnen vor allem auch durch Input-Stopps Zeit zu geben, die Lerninhalte zu verinnerlichen.

Primäre KSF

Teilnehmendenorientierung

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Säule →

↓ Niveau
Wissen Wissen / Können Können
Sehr Hoch
Hoch
Mittel
Niedrig

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Sekundäre KSF

Methoden, Medien und Lernmaterialien

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Wissen Wissen / Können Können
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