Im Kontext von Online-Lernen ist mit Blended Learning die geeignete Verbindung von Präsenz- und Online-Lernszenarien gemeint. To blend something bedeutet im Englischen etwas vermischen. Es werden also verschiedene Lernmethoden, Medien und Lernformen miteinander kombiniert. Vereinzelt wird das Konzept auch als integriertes oder hybrides Lernen bezeichnet. Das Ziel von Blended Learning ist, elektronische Formen des Lernens mit den sozialen Aspekten von Präsenzveranstaltungen zu verbinden, um möglichst flexible und effiziente Lehr-Lernangebote zu kreieren.
Wichtig beim Konzept Blended Learning ist, dass die eine Komponente nicht ohne die andere funktioniert: Das bedeutet, dass Präsenzphasen und Online-Phasen genau aufeinander abgestimmt sein müssen, um aus jeder Methode das Beste herauszuholen und die Nachteile so gering wie möglich zu halten.
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Die Online-Elemente können unterschiedliche Funktionen erfüllen: beim Blended Learning-Beispiel zum Kurs "Deutsch als Fremdsprache" dienen die Online-Module vor allem der Übung und Anwendung des im Kurs vermittelten Wissens. Das Beispiel Vertrieb verdeutlicht hingegen, wie die E-Learnings als vorbereitendes Lernangebot für die Präsenzphasen eingesetzt werden können.
Eine Blended-Learning-Variante der jüngeren Zeit ist der so genannte flipped classroom.
Hier handelt es sich um ein didaktisches Konzept, bei dem Lerninhalte vor der Präsenzveranstaltung zum Selbststudium zur Verfügung gestellt werden und die gemeinsame Zeit im Seminar für Praxis und Anwendung genutzt wird. To flip something bedeutet im Englischen etwas umdrehen – vereinzelt wird das Konzept des Flipped Classroom daher auch als inverted classroom, also umgedrehte Lehre bezeichnet. Häufig werden die vorbereitenden Lerninhalte als Video zur Verfügung gestellt. Dies hat seinen Ursprung darin, dass viele Kursleitende ihre eigenen Vorlesungen abfilmten, um den Studierenden die Möglichkeit zu geben, über ein Video das Thema noch einmal zu wiederholen.
Die Idee vom Flipped Classroom ist also, die klassischen Erklär-Phasen der frontalen Lehre aus dem Seminarraum heraus in Form von Selbstlerneinheiten in die Vorbereitungszeit der Lernenden zu verlagern. So können sich Lehrende und Lernende in der Präsenzphase ganz auf die praktische Anwendung und Problemlösung konzentrieren.
Das hat den Vorteil, dass die Kursmitglieder im Selbststudium ihrem persönlichen Lerntempo folgen können. Wer schnell vorankommt, überspringt Inhalte oder erarbeitet zusätzliches Material. Wer etwas noch einmal bearbeiten möchte, wiederholt. Flipped Classroom ist eine probate Methode, um individuelle Lernprozesse zu fördern.
Auf diese Weise bleibt in den Präsenzveranstaltungen mehr Zeit für die Vertiefung eines Themas und gemeinsame Transferleistungen – und zwar dort, wo Lehrende präsent sind, um dies zu begleiten. Daher ändert sich insbesondere beim Konzept des Flipped Classrooms die Rolle der Lehrenden von „Wissensvermittelnden“ hin zu „Beratenden“, „Lernbegleitenden“ oder „Coaches“.
Je nach Thema und Zielsetzung eines Seminars kann das Verhältnis zwischen Präsenz- und Onlineeinheiten sehr unterschiedlich ausfallen. Lehrkräfte können einzelne Stunden oder ganze Lehr-/Lerneinheiten mit Flipped Classroom gestalten oder einen Kurs noch viel umfassender darauf ausrichten. Wenn Sie die Methode anwenden möchten, müssen Sie also nicht gleich Ihre gesamte bisherige Kursplanung verwerfen, sondern können sich – gemeinsam mit den Teilnehmenden – auch langsam an das Konzept herantasten.
Wenn Sie zum "flippen" Material, verwenden möchten, das Sie nicht selbst erstellt haben, dann müssen Sie die Rechte des Erstellers oder der Erstellerin dieser Materialien berücksichtigen und die Vorschriften zur dessen Nutzung beachten. Auch wenn es sich um „offene Bildungsmaterialien“ (OER) handelt, gibt es unterschiedliche Vorgaben zur weiteren Verwendung und Bearbeitung dieser Medien.