Teilnehmende bringen zu Beginn einer Weiterbildung viele Fragen und Unsicherheiten mit. Welche konkreten Informationen brauchen die Teilnehmenden zu Beginn einer Weiterbildung?
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Für Lehrende ist es hilfreich, sich in die Teilnehmenden hineinzuversetzen und sich klar zu machen, dass auch diese zu Beginn eines neuen Kurses unsicher sind. Sie brauchen Orientierung und Sicherheit, nicht nur in Bezug auf die Kursinhalten, sondern auf unterschiedlichen Ebenen. Bei der Kursplanung sollte deshalb auch der Kursbeginn eine Rolle spielen.
Folgt man dem Betriebspädagogen Karlheinz Geißler, der eine in Wissenschaft und Praxis weit verbreitete Heuristik der Orientierungsbedarfe zu Kursbeginn entwickelt hat, brauchen die Lernenden Informationen zur Orientierung in den drei Dimensionen:
1. Kurszusammensetzung und gemeinsames Vorgehen: Ebene der sozialen Orientierung
Ob gewollt oder nicht, jeder Mensch hat im jeweiligen sozialen Umfeld Rollen und Funktionen. Um sich im Kurs gut zurechtzufinden, müssen Lehrende und Teilnehmende wissen, wer welche Rolle und Funktion einnimmt und wie der Umgang untereinander funktioniert. Diese sogenannte soziale Orientierung können Lehrende nicht „mal eben“ schaffen, sie erfordert eine kursbegleitende Beziehungsarbeit aller Beteiligten. Der Grundstein hierfür sollte allerdings schon zu Beginn gelegt werden. Indem Lehrende ihre Rolle von Anfang an erklären und ausfüllen sowie Regeln und Umgangsformen für den Kurs mit den Teilnehmenden festlegen, tragen sie zur sozialen Orientierung bei. Die Teilnehmenden sollten sich so schnell wie möglich zur Gruppe zugehörig fühlen. Das motiviert und steigert die Lernleistung.
Ziele und Themen: Inhaltliche Orientierung
Organisatorisches: Räumliche und zeitliche Orientierung
Kurszusammensetzung und gemeinsames Vorgehen: Soziale Orientierung
Teilnehmender Dirk Peters
Dirk Peters möchte im anstehenden Kurs für Arbeitsplatzmanagement gerne etwas für sein berufliches Weiterkommen lernen. Eine Weiterbildung soll ihm aber gleichzeitig auch Spaß machen, was für ihn bedeutet, dass er sich mit den anderen Lernenden gut versteht. Er beteiligt sich gerne mit Beiträgen, wenn er zu einem Thema schon etwas weiß. Allerdings kam er damit in einem anderen Kurs bei manchen Teilnehmern nicht gut an: Sie stempelten ihn als „Streber“ ab, was die Zusammenarbeit nicht leicht machte. Und auch der Kursleiter ignorierte seine Wortmeldungen nach einiger Zeit, was Dirk Peters sehr unfair und unhöflich fand. Außerdem hat er die Erfahrung gemacht, dass manche Lehrende es nicht gerne sehen, wenn die Teilnehmenden sich zu viel untereinander austauschen. Er hofft, dass er in diesem Kurs besser mit allen zurechtkommt.
2. Organisatorisches: Ebene der räumlichen und zeitlichen Orientierung
Zeitliche Vorgaben schaffen Verbindlichkeiten und Verlässlichkeit. Die Teilnehmenden möchten wissen, was von ihnen erwartet wird: Was passiert, wenn ich zu spät komme? Wie lange dauert es? Gibt es Pausen? Feste Vereinbarungen und Vorgaben, beispielsweise durch einen Ablaufplan, bieten Struktur.
Hinweisschilder und eine Erläuterung der Räumlichkeiten bieten bei der Begrüßung die notwenige Sicherheit für die Teilnehmenden, sich vor Ort zurechtzufinden. Lernräume sind zugleich Lebensräume, deshalb lohnt sich vor Beginn der Veranstaltung ein Blick in den Kursraum. Die Gestaltung des Raums wirkt sich auf die Stimmung und die Motivation aus und kann Sicherheit oder Unsicherheit schaffen, anregen oder blockieren. Mit der Wahl und Gestaltung des Raumes können Sie einiges dafür tun, dass sich die Teilnehmenden von Beginn an wohl fühlen. Manchmal kann es schon helfen, Tische und Stühle umzustellen.
Teilnehmende Julia Meier
Julia Meier hatte sich vor ihrer letzten Weiterbildung darauf gefreut, Englisch zu lernen. Doch bereits nach der ersten Stunde wusste sie, dass sie dort nicht richtig war. Es fing damit an, dass sie zu spät kam, weil sie den richtigen Raum nicht gefunden hatte, was ihr sehr unangenehm war. Doch da die Dozentin darauf nicht eingegangen war, kamen in der Folge viele Teilnehmende regelmäßig zu spät, was Julia Meier als sehr störend empfand. Im neuen Kurs zum Thema Arbeitsplatzmanagement erhofft sich Frau Meier, dass sich der Kursleiter schon zu Beginn zu den Kurszeiten äußert und klare Vorgaben dazu macht.
3. Ziele und Themen: Ebene der inhaltlichen Orientierung
Lehrende haben bereits vor Kursanfang die Möglichkeit, inhaltliche Orientierung zu geben. Je konkreter zum Beispiel die Veranstaltungsankündigung formuliert ist, umso realistischer werden anschließend die Erwartungen der Teilnehmenden sein. Auch Vorbereitungstreffen beziehungsweise der Versand ausführlicher Informationen können dazu dienen, Ziele und Erwartungen abzugleichen. Oft ist dafür jedoch keine Gelegenheit und Zeit. Deshalb sollte bei Kursbeginn Zeit reserviert werden, um den roten Faden der Veranstaltung zu verdeutlichen, inhaltliche Einzelheiten zu besprechen und offene Fragen zu klären.
Gemeinsam haben alle Informationen zu Beginn einer Weiterbildung, dass sie dazu dienen, die Situation zu entmystifizieren und Unsicherheiten zu nehmen. Da die Unsicherheit zu Beginn jedoch auch dazu führt, dass Informationen nicht gut aufgenommen und verarbeitet werden können, sollten sie später bei Bedarf noch einmal wiederholt oder zusätzlich schriftlich gegeben werden.
Teilnehmende Julia Meier
Im Laufe des vergangenen Kurses hatte Julia Meier immer mehr das Gefühl, dass viele Teilnehmende alles schon wussten und miteinander wetteiferten, wer die Übungen besser konnte. Frau Meier fühlte sich immer deplatzierter und fragte sich schließlich, ob ein Anfängerkurs nicht doch besser gewesen wäre. Sie hätte gerne zusammen mit anderen Teilnehmenden Dialoge geübt oder E-Mails in englischer Sprache ausgetauscht, aber sie traute sich nicht, die anderen darauf anzusprechen. Sie erhofft sich für den neuen Kurs, dass sie in der ersten Stunde erfährt, was genau sie in diesem Kurs lernen wird und wie die Zusammenarbeit mit den anderen Teilnehmern läuft. Einen Kurs mittendrin abbrechen zu müssen, möchte sie ungern noch einmal erleben.
Die drei Dimensionen der sozialen, räumlich-zeitlichen und inhaltlichen Orientierung sollten Lehrende im Blick haben und in Anfangssituationen zum Thema machen, indem sie mit ihrem didaktisch-methodischen Vorgehen ein persönliches Ankommen, eine soziale Integration sowie einen inhaltlichen Einstieg im Kurs ermöglichen.
Die Dimensionen dienen als Gliederung des hier präsentierten Lernangebots und werden im weiteren Verlauf des Lernpfads nacheinander aufgegriffen.
Referenzen
Geißler, K. (2016). Anfangssituationen. Was man tun und besser lassen sollte. Weinheim: Beltz.
Quilling, E. & Nicolini, H. J. (2007). Erfolgreiche Seminargestaltung. Strategien und Methoden in der Erwachsenenbildung (2., erweiterte Auflage). Wiesbaden: VS.
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Im Folgenden finden Sie Informationen und Aufgaben für den Kursstart.
Überlegen Sie, ob diese sinnvoll für den Kursbeginn sind und wenn ja, zu welcher der drei Ebenen der sozialen, räumlichen und inhaltlichen Orientierung diese gehören.
Wenn alle Zuordnungen richtig sind, erhalten Sie insgesamt 1 Punkt für die Aufgabe.