Für Lehrende ist es hilfreich, sich in die Teilnehmenden hineinzuversetzen und sich klar zu machen, dass auch diese zu Beginn eines neuen Kurses unsicher sind. Sie brauchen Orientierung und Sicherheit, nicht nur in Bezug auf die Kursinhalten, sondern auf unterschiedlichen Ebenen. Bei der Kursplanung sollte deshalb auch der Kursbeginn eine Rolle spielen.
Folgt man dem Betriebspädagogen Karlheinz Geißler, der eine in Wissenschaft und Praxis weit verbreitete Heuristik der Orientierungsbedarfe zu Kursbeginn entwickelt hat, brauchen die Lernenden Informationen zur Orientierung in den drei Dimensionen:
1. Kurszusammensetzung und gemeinsames Vorgehen: Ebene der sozialen Orientierung
Ob gewollt oder nicht, jeder Mensch hat im jeweiligen sozialen Umfeld Rollen und Funktionen. Um sich im Kurs gut zurechtzufinden, müssen Lehrende und Teilnehmende wissen, wer welche Rolle und Funktion einnimmt und wie der Umgang untereinander funktioniert. Diese sogenannte soziale Orientierung können Lehrende nicht „mal eben“ schaffen, sie erfordert eine kursbegleitende Beziehungsarbeit aller Beteiligten. Der Grundstein hierfür sollte allerdings schon zu Beginn gelegt werden. Indem Lehrende ihre Rolle von Anfang an erklären und ausfüllen sowie Regeln und Umgangsformen für den Kurs mit den Teilnehmenden festlegen, tragen sie zur sozialen Orientierung bei. Die Teilnehmenden sollten sich so schnell wie möglich zur Gruppe zugehörig fühlen. Das motiviert und steigert die Lernleistung.
- Ziele und Themen: Inhaltliche Orientierung
- Organisatorisches: Räumliche und zeitliche Orientierung
- Kurszusammensetzung und gemeinsames Vorgehen: Soziale Orientierung
2. Organisatorisches: Ebene der räumlichen und zeitlichen Orientierung
Zeitliche Vorgaben schaffen Verbindlichkeiten und Verlässlichkeit. Die Teilnehmenden möchten wissen, was von ihnen erwartet wird: Was passiert, wenn ich zu spät komme? Wie lange dauert es? Gibt es Pausen? Feste Vereinbarungen und Vorgaben, beispielsweise durch einen Ablaufplan, bieten Struktur.
Hinweisschilder und eine Erläuterung der Räumlichkeiten bieten bei der Begrüßung die notwenige Sicherheit für die Teilnehmenden, sich vor Ort zurechtzufinden. Lernräume sind zugleich Lebensräume, deshalb lohnt sich vor Beginn der Veranstaltung ein Blick in den Kursraum. Die Gestaltung des Raums wirkt sich auf die Stimmung und die Motivation aus und kann Sicherheit oder Unsicherheit schaffen, anregen oder blockieren. Mit der Wahl und Gestaltung des Raumes können Sie einiges dafür tun, dass sich die Teilnehmenden von Beginn an wohl fühlen. Manchmal kann es schon helfen, Tische und Stühle umzustellen.
3. Ziele und Themen: Ebene der inhaltlichen Orientierung
Lehrende haben bereits vor Kursanfang die Möglichkeit, inhaltliche Orientierung zu geben. Je konkreter zum Beispiel die Veranstaltungsankündigung formuliert ist, umso realistischer werden anschließend die Erwartungen der Teilnehmenden sein. Auch Vorbereitungstreffen beziehungsweise der Versand ausführlicher Informationen können dazu dienen, Ziele und Erwartungen abzugleichen. Oft ist dafür jedoch keine Gelegenheit und Zeit. Deshalb sollte bei Kursbeginn Zeit reserviert werden, um den roten Faden der Veranstaltung zu verdeutlichen, inhaltliche Einzelheiten zu besprechen und offene Fragen zu klären.
Gemeinsam haben alle Informationen zu Beginn einer Weiterbildung, dass sie dazu dienen, die Situation zu entmystifizieren und Unsicherheiten zu nehmen. Da die Unsicherheit zu Beginn jedoch auch dazu führt, dass Informationen nicht gut aufgenommen und verarbeitet werden können, sollten sie später bei Bedarf noch einmal wiederholt oder zusätzlich schriftlich gegeben werden.
Die drei Dimensionen der sozialen, räumlich-zeitlichen und inhaltlichen Orientierung sollten Lehrende im Blick haben und in Anfangssituationen zum Thema machen, indem sie mit ihrem didaktisch-methodischen Vorgehen ein persönliches Ankommen, eine soziale Integration sowie einen inhaltlichen Einstieg im Kurs ermöglichen.
Die Dimensionen dienen als Gliederung des hier präsentierten Lernangebots und werden im weiteren Verlauf des Lernpfads nacheinander aufgegriffen.