Ein Leitbild reflektiert die Grundphilosophie einer Einrichtung. Wenn, wie oben erwähnt, alle Mitarbeitenden und die betreffenden externen Akteurinnen und Akteure ins Boot geholt worden sind, entsteht idealerweise ein „Commitment“ für die Aufgabe der Gestaltung und Pflege von Sozialer Inklusion.
Das Bildungswesen, darunter auch die Erwachsenenbildung, ist kein rassismusfreier Raum, allerdings wird diese Thematik häufig tabuisiert. Man sollte als Teil des Leitbildentwicklungsprozesses daher fragen, ob und wie Rassismuskritik und Antidiskriminierung als feste Bestandteile der Erwachsenenbildung aufgenommen und implementiert werden können. Die aktuelle gesellschaftspolitische Lage ist geprägt durch Demokratiegefährdung, den Abbau von Hemmschwellen und einen „salonfähigen“ Rassismus als Legitimation für Diskriminierungen und Ausgrenzungen. Dies festigt und reproduziert Machtverhältnisse. Die Institutionen haben die Verantwortung, genau hinzuschauen:
- Welche Rolle hat die Erwachsenenbildung im Rahmen einer Migrationsgesellschaft inne?
- Auf welche Standards beziehen wir uns?
- Was geben wir in unseren Kursen, in Aus- und Weiterbildungen weiter?
- Welche Diskriminierungseffekte (re-)produzieren Bildungseinrichtungen selbst?
Die Erwachsenenbildung hat die Verantwortung, sich selbst kritisch zu hinterfragen: Wenn Menschen mit Migrationsbiographie beim Zugang zu Arbeitsplätzen in der Erwachsenenbildung diskriminiert werden, z. B. durch unreflektierte Sprachnormen, wenn das Thema Rassismus und Diskriminierung in die politische Bildung abgeschoben wird – wie kann es gelingen, ein Leitbild für die Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft umzusetzen? Welche Rahmenbedingungen ermöglichen bzw. fördern einen reflexiven Habitus, pädagogische Professionalisierung und ein politisches Selbstverständnis der Mitarbeitenden? In diesem Sinne stellt das Leitbild für die Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft eine Selbstverpflichtung dar, mit der die Unterstützenden sich für eine antidiskriminierende Politik und eine diversitätsorientierte, rassismuskritische Haltung in ihrem jeweiligen beruflichen Umfeld als Erwachsenenbildenden einsetzen. Zu diesem Zweck fördert das Leitbild die nötigen Reflexionsprozesse sowie die Bewusstseinsbildung der Mitarbeitenden (und externen Partnerinnen und Partner). Man sollte daher im Vorfeld und im Hinblick auf die Leitbildentwicklung über Leitvorstellungen, Handlungs- und Umsetzungsmöglichkeiten durch zukunftsfähige Bildungsangebote in der jeweiligen Einrichtung sprechen – insbesondere bei der Aufgabe der sozialen Inklusionsförderung.