Für die Leistungsmotivation ist nicht nur die Aufbereitung der Inhalte sowie die Gestaltung des Lernprozesses zentral, sondern auch der Zweck, der mit dem Lernen verbunden wird.
Das Erweiterte Kognitive Motivationsmodell
Der deutsche Psychologe Heckhausen hat in dem Erweiterten Kognitiven Motivationsmodell versucht, verschiedene Motivationsparameter in einem Modell zusammenzufassen. Darin enthalten sind auch die unterschiedlichen Erwartungskomponenten, die das Lernen als Handlung mit steuern (vgl. Abbildung).
Im Erweiterten Kognitiven Motivationsmodell werden zunächst drei Arten von Erwartungen unterschieden:
Die in dem Modell miteinander in Reihe verknüpften Erwartungen haben eine Auswirkung darauf, wie Teilnehmende lernen und wie motiviert sie dabei sind. Durch eine Abfrage der Erwartungen und Anreize kann demnach das Verhalten von Teilnehmenden in einer bestimmten Lernsituation vorhergesagt werden.
Anwendung des Modells
So könnte beispielsweise mit dem Modell ermittelt werden, warum Lernende trotz einer anstehenden Prüfung nicht mit dem Lernen beginnen. Möglicherweise glauben sie, dass das Bestehen für sie kein Problem ist, da sie das notwendige Wissen schon haben. Sie haben also eine hohe Situations-Ergebnis-Erwartung, d. h., das in diesem Fall günstige Ergebnis (Bestehen der Prüfung) ist bereits durch die Situation (ihr vorhandenes Wissen) festgelegt.
Es könnte aber auch sein, dass Lernende glauben, das gewünschte Ergebnis durch eigenes Handeln (Lernen) nicht herbeiführen zu können, beispielsweise weil sie während der Prüfung nicht ausreichend Zeit haben werden, all ihr Wissen niederzuschreiben. Sie haben danach eine niedrige Handlungs-Ergebnis-Erwartung.
In beiden Fällen würden Lernende somit aus sehr unterschiedlichen Gründen für die anstehende Prüfung nicht lernen. Es liegt eine völlig andere Motivation vor, wenn Lernende davon überzeugt sind, dass das Ergebnis schon durch die Situation festgelegt ist, als wenn ein Lernhandeln ausbleibt, weil die Ergebnisfolgen des Lernens als gering bzw. unbedeutend eingestuft werden.
Mit Hilfe des Modells können die Gründe für ein bestimmtes Verhalten (oder Nicht-Verhalten) von Teilnehmenden genauer ermittelt werden, sodass sich gute Hinweise für eine gezielte Motivierung ableiten lassen.