Orientierungsphase

Aus Erfahrung weiß Christian Klein, dass die Kursteilnehmenden in der ersten Sitzung seiner Spanischkurse noch unsicher sind. Die meisten kennen niemanden aus der Gruppe und wissen nicht, was sie erwartet. Sie sind entsprechend zurückhaltend und suchen ihren Platz, ihre Rolle im Kurs und wünschen sich, von den anderen akzeptiert zu werden. Christian Klein ist klar, dass er der Fixpunkt der Gruppe ist und mit seinem Verhalten zunächst richtungsweisend für den Kurs sein wird. Es ist daher sein Ziel, ein Klima des Vertrauens zu schaffen und gleichzeitig die Grundlagen für eine effiziente Zusammenarbeit zu legen. Gleich zu Beginn erläutert er daher Ziele, Richtung und Struktur des Kurses sowie den Nutzen einer konstruktiven Zusammenarbeit. Hierfür nutzt er Methoden, die sich für Anfangssituationen eignen und auch auf die jeweilige Kurszusammensetzung abgestimmt sind.

Machtkampfphase

In der so genannten Machtkampfphase kommen sich die Gruppenmitglieder allmählich näher - sowohl auf positive als auch negative Weise. Es entstehen möglicherweise Konflikte und Spannungen innerhalb der Gruppe, erste Probleme der Zusammenarbeit zeigen sich jetzt. Unter den Teilnehmenden gibt es unterschiedliche Auffassungen und Christian Klein sieht es als seine Aufgabe, auf die Disziplin im Kurs zu achten. Konflikte gehören für ihn dazu, sind ganz normal und können den Kurs sogar bereichern. Aus ihnen dürfen sich jedoch keine Angriffe entwickeln, in Folge derer Einzelne im Kurs zu Schaden kommen. Auch behält Christian Klein diejenigen im Blick, die versuchen, das Kursgeschehen zu beeinflussen - um bei Bedarf dagegen zu wirken.  In dieser Phase entwickelt er gemeinsam mit der Kursgruppe Feedbackregeln und Lösungsansätze für Probleme. Außerdem gibt er den Teilnehmenden die Möglichkeit, individuelle Lernziele zu erarbeiten. Ziel ist es, Konflikte zu erkennen, zu benennen und gemeinsam zu lösen. Er holt sich selbst Feedback aus der Gruppe. Auf diese Weise lernen alle im Kurs, verschiedene Meinungen und Standpunkte zu kennen, zu begründen und zu respektieren - und in Folge lernen sie dann auch, sich gegenseitig zuzuhören und miteinander zu verständigen.

Vertrautheitsphase

In dieser Phase entstehen ein Wir-Gefühl und ein Miteinander. Die Teilnehmenden orientieren sich mehr an der Gruppe als an sich selbst. Die Kursgruppe ist dadurch besser in der Lage, ihre Zusammenarbeit und ihr "Zusammenleben" zu organisieren. Nun ist Zeit für neue Regeln. Christian Klein sieht es als seine Aufgabe, die "Spielregeln" durchzusetzen und die Gruppe bei der Lösung von Problemen zu unterstützen, die sie selbst nicht lösen kann. Er kann sich von seiner führenden Rolle nun zurückziehen und sieht sich vor allem als Lernbegleiter, der sich auf die Aufgaben, Interessen, Stärken und Bedürfnisse jedes Einzelnen konzentriert. Er entwickelt aktiv eine Feedback-Kultur mit dem Kurs. Da sich alle besser kennen und "wissen, wie es läuft", können die Teilnehmenden ihm auch Feedback zum Lerngeschehen und den Kursinhalten geben.

Differenzierungsphase

In dieser Phase kann Christian Klein mit seinem Kurs richtig "Gas geben". Die Atmosphäre wird von allen als harmonisch wahrgenommen. Die Gruppenmitglieder arbeiten selbständig und zielorientiert und bringen gemeinsam Leistungen, die mehr sind als die Summe der Einzelleistungen. Die Verantwortung für Lernen und Verhalten liegt nun mehr bei den Lernenden selbst. Christian Klein nutzt Feedback in dieser Phase daher vor allem, um in Erfahrung zu bringen, wo sich die Gruppe im Lernprozess gerade befindet und wie er seine Lernenden bestmöglich unterstützen kann, um die gemeinsamen Lernziele effektiv zu erreichen.

Trennungsphase

Mit der Trennungsphase nähern sich Kurs und Zusammenarbeit der Gruppe dem Ende. Nun geht es darum, die wichtigsten Erkenntnisse der gemeinsamen Arbeit sicherzustellen und die Zusammenarbeit gebührend abzuschließen. Das geht auch an Christian Klein nicht spurlos vorüber. Er holt sich nun abschließendes Feedback von der Gruppe ein: was ist gut gelaufen, was weniger gut. Was hat gut geholfen? Alles ist in Auflösung begriffen. Um möglicher Demotivation vorzubeugen, lobt Christian Klein seine Gruppe und die erbrachten Leistungen nun besonders häufig und ruft die gemeinsamen Erfolge nochmal allen ins Gedächtnis. Er tut dies auch, wenn nicht alle Herausforderungen bewältigt werden konnten. Gleichzeitig unterstützt er die einzelnen Lernenden dabei, sich zu orientieren, was weitere Schritte betrifft. In seinem Fall sind das Folgekurse bei Kolleginnen und Kollegen.


Referenzen

Lab Philosophie (2018). Tuckman Phasenmodell. Verfügbar unter https://teamentwicklung-lab.de/tuckman-phasenmodell