Lernwiderstand wird als Ablehnung einer Lernaufforderung definiert. Das bedeutet, dass Lernende bewusst oder unbewusst den Lernweg verlassen. Während die Ursachen selbst im Kurs, der Institution oder aber auch im persönlichen Umfeld oder Vorerfahrungen liegen können, sind die Auslöser meistens leichter ersichtlich. Der Erziehungswissenschaftler Peter Faulstich unterscheidet hier fünf verschiedene Auslöserkategorien: Diese können im Kursablauf selbst, in den gewählten Medien und Materialien, der Lehrperson, den räumlichen Bedingungen oder der Teilnehmendengruppe begründet sein. Während Lehrende auf Ursachen im persönlichen Umfeld der Teilnehmenden keinen Einfluss haben (eine schlechte Lernerfahrung ist ja vielleicht schon gemacht und kann daher nicht mehr verhindert werden), können sie hingegen lernen, mögliche Auslöser von Lernwiderständen im Unterricht zu erkennen, ihnen vorzubeugen oder sie zu beseitigen. Im Folgenden soll es um die Lehrperson gehen:

Ein heikles Thema

Die Beschäftigung mit Lernwiderständen aufgrund der Lehrperson ist ein heikles Thema. Schnell werden hier Probleme persönlich genommen und der Lernprozess so noch nachhaltiger gestört oder sogar verhindert. Umso wichtiger ist es, die Ursachen von Lernwiderständen aufgrund der Lehrperson zu kennen, um konstruktiv mit dem Problem umgehen zu können.

Selbstreflexion

Selbstreflexion ist für eine Lehrkraft das Zauberwort, um herauszufinden, ob das Problem mit der eigenen Person durch die gegenwärtige Lehrsituation, durch die eigenen persönlichen Merkmale oder durch einen unterrichtsfremden Grund hervorgerufen wird.

Definition Selbstreflexion

Die Fähigkeit, sich selbst und das eigene Handeln zu betrachten, zu hinterfragen und realistisch und gleichzeitig kritisch zu bewerten. Durch Selbstreflexion können wir herausfinden, warum wir etwas tun und welche Gefühle und Ziele uns dabei antreiben.

Sie können sich im Folgenden Problemursachen anschauen, indem Sie den Regler unter dem Bild verschieben.

 

Die Lehrperson kann also in vielfältiger Weise Auslöser für Lernwiderstände sein. Doch nur zu einem Teil sind ihr Vorgehen und ihre Kursgestaltung dafür verantwortlich. Zu einem (vermutlich) höheren Anteil trifft die Lehrperson als Auslöser für Lernwiderstände keine Schuld. Der Auslöser liegt vielmehr in der Persönlichkeitsstruktur und den (Lern-)Erfahrungen der Teilnehmenden. Trotzdem ist es Aufgabe der Lehrperson, Probleme aufzufangen und aufzulösen oder nicht.


Referenzen

Faulstich, P. & Grell, P. (2003). Lernwiderstände aufdecken – Selbstbestimmtes Lernen stärken. Verfügbar unter: http://www.die-bonn.de/esprid/dokumente/doc-2003/faulstich03_01.pdf   (zuletzt abgerufen am 18.09.2019)

Stock, M. (2014). Wegweiser durch das Thema der (Selbst-)Reflexion. Vortrag im Rahmen der Lehrveranstaltung Bildungsmanagement des Instituts für Wirtschaftspädagogik, Karl-Franzens-Universität Graz.