Schüßler beschreibt, dass die Lern- und Aneignungsprozesse in der Erwachsenenbildung in erheblichem Maße davon abhängen, „inwieweit es den Lernenden gelingt, ihre eigenen Lernproblematiken im Kursgeschehen zur Sprache zu bringen und daran produktiv zu arbeiten, ohne das aktuelle Handeln zu gefährden“ (Schüßler 1998, S. 173). Arnold (2000) folgert daraus, dass überall dort, wo der Lernprozess keinen Raum erhält, mit Lernbeeinträchtigungen und Lernwiderständen zu rechnen ist.

Ursachen von Lernwiderständen

Bemerken Sie in Ihrem Kurs bei einem Teilnehmenden einen Lernwiderstand, werden Sie möglicherweise nicht hinter die genaue Ursache kommen, wenn diese zum Beispiel im privaten Umfeld des Teilnehmenden liegt. Es hilft Ihnen aber zu wissen, in welchen Bereichen Ursachen für Lernwiderstände liegen können, um Teilnehmende besser zu verstehen und eine passende Unterstützung zu finden.

Die folgende Grafik geht auf Faulstich und Grell (2003) zurück und zeigt die verschiedenen Ursachen und wie sie sich gegenseitig beeinflussen können:

Weiterentwicklung des Lernwiderstandmodells von Faulstich et. al. (eigene Darstellung)

Ursachen von Lernwiderständen, Weiterentwicklung des Lernwiderstandmodells, eigene Darstellung nach Faulstich & Grell 2003.


Gründe für die Entstehung von Lernwiderstände

Sie können sich im Folgenden verschiedene Gründe für die Entstehung von Lernwiderständen anschauen, indem Sie den Regler unter dem Bild verschieben.

 

Es gibt verschiedene Ursachen, manchmal auch eine Konstellation aus verschiedenen Ursachen, die zu Lernwiderständen führen. Nicht immer werden Sie als Lehrperson erfahren, warum Lernende nicht lernen können oder wollen. Hilfreich ist es trotzdem, mögliche Ursachen zu kennen – auch deshalb, weil sie nicht direkt etwas mit Ihrer Weiterbildung zu tun haben müssen. Mit Verständnis und diesem Wissen wird es Ihnen leichter fallen, in Ihrer Weiterbildung auf Widerstände zu reagieren.

Lernwiderstände und Digitalisierung

Ludwig und Grell (2017) betonen die besonderen  Herausforderungen im Kontext einer digital geprägten Arbeitswelt, der sich Anbieter und Lehrende stellen und auf die gute Antworten gefunden werden müssen, wenn Lernen gelingen soll: "[...] mit Blick auf die bereits bestehenden Erkenntnisse der Forschung [ist] begründet zu erwarten, dass (nicht nur) niedrigqualifizierte Arbeitnehmer auf diese mit der Digitalisierung verbundenen Lernangebote, die als Eingriff in die Autonomie erlebt werden, mit Vermeidungsstrategien und Lernwiderständen reagieren. Das kontinuierliche Neu- oder Um-Lernen, das In-Frage-Stellen von (entlastenden) Routinen und die Entwertung vorgängiger Kompetenzen in der Arbeitswelt ist kritisch zu betrachten: In welcher Weise entsteht für die Beteiligten lediglich Anpassungsdruck, in welcher Weise wird Bildung zum bloßen „Schmiermittel“, um Konflikte zu mildern, und inwiefern können sich für die Beteiligten echte Bildungspotenziale eröffnen, die ihre Orientierungsmuster und Handlungsfähigkeiten in der (Arbeits-)Welt bereichern."


Referenzen

Arnold, R., 2004. Identität und Emotion als Faktoren. Erkenntnisse aus der Lernwiderstandsforschung. In: DIE Zeitschrift 2/2000, S. 23-25.

Faulstich, P. & Grell, P. (2003). Lernwiderstände aufdecken – Selbstbestimmtes Lernen stärken. Verfügbar unter: http://www.die-bonn.de/esprid/dokumente/doc-2003/faulstich03_01.pdf   (zuletzt abgerufen am 18.09.2019)

Gnahs, D. (2006). Organisiertes Lernen – Organisierter Widerstand. In P. Faulstich & M. Bayer (Hrsg.), Lernwiderstände Unveränderte Neuauflage (55-68). Hamburg: VSA-Verlag.

Ludwig, J. & Grell, P. (2017): Lerngründe und Lernwiderstände. In: Hessische Blätter 2 | 2017,  S. 126-135

Schüßler, I.: Erwachsenenbildung im Modus der Deutung. Eine explorative Studie zum Deutungslernen in der Erwachsenenbildung. Dissertation Kaiserslautern 1998

Tröster, M. (2000). Lernwiderstände. DIE Zeitschrift, 2000 (2), 41.