Ein Teilnehmer in einer Statistikfortbildung hat Probleme, ähnliche Farben voneinander zu unterscheiden. Er kann auf den bunten Diagrammen der Dozentin daher nicht alles erkennen. Als es im Kurs um Details geht, kann er nicht mehr mitreden und zieht sich immer mehr aus dem Geschehen zurück.
Hatten Sie es als Lehrender in einer Ihrer Weiterbildungen schon einmal mit Widerständen zu tun? Es ist eine große Herausforderung, Widerstände zu erkennen, herauszufinden, wo sie herkommen und auf was sie sich beziehen und in einem weiteren Schritt souverän und situationsabhängig auf sie einzugehen. Etwas Positives darin zu erkennen und zu sehen, dass sich durch das Lösen die Lernvoraussetzungen in der Gruppe und für den einzelnen verbessern und Sie sich als Lehrperson weiter entwickeln können, ist ein weiterer großer Schritt.
Lesen Sie die folgenden Aussagen von Lehrenden in unterschiedlichen Weiterbildungen durch und überlegen Sie, wie der beschriebene Lernwiderstand durch die Lehrperson positiv genutzt werden kann. Wenn Sie möchten, können Sie sich zu jeder Situation auch ein Lösungsbeispiel anschauen.
Beispiellösung
Wird das Problem erkannt und benannt, kann den einzelnen Kursteilnehmern geholfen werden, indem die Diagramme anders dargestellt oder explizit erklärt werden. Aber auch die gesamte Lerngruppe profitiert: Durch verschiedene Darstellungsarten und die mehrmalige Besprechung des Themas kann eine intensivere Beschäftigung gelingen und der Lerninhalt nachhaltiger aufgenommen werden.
Ein älterer Teilnehmer ist durch den umfangreichen Medieneinsatz der technikbegeisterten Dozentin überfordert. Die präsentierten Fakten verschwimmen für ihn mit den Eindrücken zu den genutzten Geräten und Programmen. Er beschwert sich.
Beispiellösung
Die Dozentin hat bei Erkennen des Lernwiderstandes und seiner Ursache hier die Möglichkeit, die Vorteile ihres Medieneinsatzes darzustellen, näher zu erklären und so vielleicht auch die Hemmschwelle für den grundsätzlichen Medienkontakt ihrer Teilnehmer zu senken. Auf der anderen Seite wäre es möglich, dass die Dozentin aus persönlichem Interesse mit dem vielfältigen Medieneinsatz über das Ziel hinaus geschossen ist und es dem ganzen Kurskonzept gut täte, die Medien gezielter einzusetzen, um sich so wieder auf die wesentlichen Inhalte und nicht auf ihre Darstellungsform zu konzentrieren.
Ein Trainer versucht in einem Kommunikationsseminar immer wieder durch flapsige Männer- und Frauenklischee-Sprüche die Kursatmosphäre aufzulockern. Während einige Teilnehmer dankbar lachen, fühlt sich eine Frau zunehmend angegriffen. Es kommt zu Diskussionen und die Arbeit am eigentlichen Thema rückt in den Hintergrund.
Beispiellösung
Es ist nachvollziehbar und positiv, wenn der Dozent eine lockere Atmosphäre für seinen Kurs schaffen möchte. Aber der Einsatz von Komik, Ironie und Witzen muss wohl dosiert und passend gewählt werden. Hier ist es nicht entscheidend, warum die Teilnehmerin sich persönlich angegriffen fühlt, sondern dass sie es tut. Kommt dieses Problem offen zur Sprache, können Dozent und Teilnehmende ihre Kommunikation abstimmen und Rücksicht aufeinander nehmen. Ein wertschätzender Umgang untereinander und klare Regeln sind im besten Fall die Folge.