Herkunft und vergleichbare Ansätze
Die Idee ist nicht grundsätzlich neu, sie wird an Hochschulen und im Schulkontext schon vielfach praktiziert, um Projektarbeit zu begleiten. Der Lernprozess wird dabei kontinuierlich dokumentiert und entwickelte Kompetenzen bewertet, wie es auch die Portfolioarbeit vorsieht. Auch im betrieblichen Kontext ist die Arbeit mit Ziel- und Leistungsvereinbarungen bekannt, die häufig als Form der Führung und als Basis für regelmäßige Mitarbeitergespräche genutzt wird.
Planungs- und Kontrollinstrument
Auch Kursteilnehmende können durch die Lernvereinbarung Orientierung und Hilfestellung zur Erreichung ihrer Ziele erhalten. Die Vertragsform verleiht dem Lernprozess und der daran gekoppelten Lernbegleitung eine größere Ernsthaftigkeit, gleichzeitig können darin ergänzend auch Umgangsregeln zwischen Lehrenden und Lernenden festgehalten werden. So kann man sich im Zweifels- oder Konfliktfall auf die Lernvereinbarung berufen und mögliche Abweichungen und Störungen sachlich aufgreifen.
Die Lernvereinbarung stellt somit zugleich ein Planungs- und ein Kontrollinstrument dar, das den Weg zur Eigenverantwortlichkeit der Lernenden ebnet, den Erwerb von Lernkompetenz fördern und zur Metakommunikation dienen kann.
Wie sieht eine Lernvereinbarung aus?
Eine Lernvereinbarung besteht aus sechs Teilen, die das Ziel, die Handlungsschritte, mögliche Unterstützungsformen, Indikatoren für die Zielerreichung, eine Terminierung sowie eine Besiegelung der Vereinbarung mit den Unterschriften des oder der Lernenden und der Lehrperson enthalten (vgl. Abbildung).
Für die Akzeptanz der Lernvereinbarung durch die Teilnehmenden ist es wichtig, dass deren Sinn und Zweck transparent und erfahrbar gemacht wird. Sobald Lernende bemerken, dass über die Lernvereinbarung bedarfsgerechtere Lernprozesse möglich und Ziele erreichbar werden, sind sie motiviert, das Instrument für die Planung und Kontrolle ihres Lernprozesses zu nutzen und die Lernbegleitung passend zur Vereinbarung zu realisieren.
Für eine Einführung des Instruments kommt es auf der Seite der Lehrenden dabei besonders auf die Fähigkeit an, das Lernpotenzial der Vereinbarung deutlich zu machen und die Teilnehmenden zu ermuntern, sich „frei“ eigene Ziele und Lernschritte zu überlegen. Diese gilt es anschließend gemeinsam auf die Realisierbarkeit hin zu besprechen und gegebenenfalls (und vermutlich zu Beginn im höheren Umfang) in Bezug auf sinnvolle Lerneinheiten und passende Methoden anzupassen.