„Als Dozentin in einer Fortbildungsakademie für Führungskräfte geht es in meinem Themenblock um systemische Supervision und Organisationsentwicklung. Bei unserem letzten Durchgang warnte mich der Weiterbildungsleiter vor:

Eine schwierige Teilnehmergruppe, Bild: Eigene Darstellung
Etwas demotiviert bin ich nach diesem Gespräch meine Planung noch einmal durchgegangen und habe versucht, einen etwas anderen Einstieg in mein Thema zu finden. Da Führungskräfte unter anderem den Auftrag haben, ihre Mitarbeitenden individuell für ihre Arbeit zu motivieren, entschied ich mich dazu, meinen Themenblock mit Hilfe des Lernstiltests nach Kolb zu beginnen.

Petra P. überlegt sich eine Strategie, Bild: Eigene Darstellung
Die Stimmung war tatsächlich sehr gedrückt und ein gemeinsames Arbeiten kaum möglich. Mein Angebot wurde aber angenommen und alle haben den Test für sich durchgeführt und hatten auch etwas Zeit, sich mit ihrem Ergebnis zu beschäftigen. Währenddessen habe ich das Koordinatensystem mit den vier Achsen (Aktives Experimentieren, Beobachtende Reflexion, Konkretes Erleben und Abstrakte Begriffsbildung) vorne auf den Boden gelegt.
Im Anschluss daran bat ich die Teilnehmenden, sich entsprechend ihrer Auswertung auf dem Koordinatensystem hinzustellen. Mehr oder weniger motiviert haben alle mitgemacht und das Ergebnis hat dann alle erstaunt: Die Hälfte der Gruppe waren Assimilatoren und die andere Akkomodatoren und so standen sie einander diametral gegenüber.

Anwendung des Lernstil-Modells nach Kolb, Bild: Eigene Darstellung
Aus der Aufstellung hat sich dann ein sehr gutes Gespräch ergeben: Warum ist die Stimmung innerhalb der Gruppe so schlecht, warum lässt sich kein gemeinsames Thema / keine gemeinsame Arbeitsweise finden? Warum gefällt der einen Gruppenhälfte ein Dozent besonders gut, der anderen gar nicht? Denn war den einen etwas besonders wichtig, hielten die anderen den Inhalt für komplett überflüssig. Die Selbstreflexion – ausgelöst durch den Test – half dabei, die Gruppendynamik zu verstehen. Vor allem wurde es dadurch möglich, den Gruppenkonflikt zu entindividualisieren und es entstand fast schon ein harmonisches Miteinander.
Aus der Übung und dem besseren Verständnis füreinander heraus konnten wir das Thema in den Alltag der Führungskräfte übertragen, denn auch dort haben sie es mit verschiedenen Lern- und Persönlichkeitstypen zu tun.“