Definition
Cognitive Apprenticeship ("kognitive Meisterlehre") ist ein interaktives Modell, das darauf abzielt, kognitive Prozesse für die Lernenden sichtbar zu machen, ähnlich wie im traditionellen Meister-Lehrling-Verhältnis.
Cognitive Apprenticeship ("kognitive Meisterlehre") ist ein interaktives Modell, das darauf abzielt, kognitive Prozesse für die Lernenden sichtbar zu machen, ähnlich wie im traditionellen Meister-Lehrling-Verhältnis.
Der von Collins, Brown und Newman 1989 entwickelte Cognitive Apprenticeship-Ansatz betont und expliziert die Anleitung und Unterstützung der Lernenden bei der Lösung von Problemen (vgl. Mandl. et al 2004). In Anlehnung an die Handwerkslehre werden hierbei ablaufende Lernprozesse aufgegriffen und deren methodische Schritte auf den Erwerb von kognitiven Kompetenzen übertragen.
Cognitive Apprenticeship kann aufgrund seiner Methodik dazu dienen, Aufmerksamkeit zu trainieren und den Umgang mit metakognitivem Wissen einzuüben. Die inneren Prozesse, die bei der Lösung eines abstrakten Problems ablaufen, sollen dabei sichtbar gemacht und reflektiert werden. Wichtig ist hierbei, dass die Lernenden ein Modell durch die Lehrperson bekommen und diese dabei auch ihre eigenen Denkprozesse deutlich macht. Das Wissen von Expertinnen und Experten und deren problemlösende Strategien sollen den Lernenden als Vorbild für die Entwicklung einer heuristischen Strategie dienen, mit der anschließend auch unbekannte Aufgaben angegangen und bewältigt werden können.
Cognitive Apprenticeship steht in enger Verbindung zum Ansatz situierten Lernens. Dem Cognitive Apprenticeship liegt die Annahme zugrunde, dass Wissen von den Lernenden in sozialen Situationen aktiv konstruiert wird bzw. werden muss. Der Ansatz des Cognitive Apprenticeship geht davon aus, dass bei einer eher theoretischen und überwiegend abstrakten Wissensvermittlung insbesondere metakognitive Fähigkeiten vernachlässigt werden. Dies sind Fähigkeiten, die die Lernenden befähigen, sich selbst mittels bestimmter Vorgehensweisen Informationen und Wissen zu beschaffen oder zu verwenden, selbstständig auf Lösungen zu kommen, indem Metaperspektiven eingenommen werden, und damit auch vor praktischen Schwierigkeiten der Anwendung theoretischen Wissens nicht zu verzweifeln.
Die Charakterisierung „learning through guided experience“ kennzeichnet den Kern dieser Methode, die nach folgendem Grundprinzip aufgebaut ist: Eine Expertin oder ein Experte macht modellhaft etwas vor, die Lernenden versuchen probeweise, das, was ihnen vorgemacht wird, nachzumachen. Hierdurch sollen sie eine spezifische Handlungskompetenz erwerben.
Im Wesentlichen lassen sich in der methodischen Umsetzung des Cognitive Apprenticeship vier Phasen unterscheiden:
Klicken Sie auf die Fragezeichen im Bild, um sich die vier Phasen anzeigen zu lassen.
Über die genannten Prinzipien hinaus, die vornehmlich an die Lehrenden gerichtet sind, müssen nach dem Cognitive-Apprenticeship-Ansatz aber auch die Lernenden über spezifische Einstellungen und Fähigkeiten verfügen, um komplexe Aufgaben angemessen lösen zu lernen. Dazu gehören die folgenden drei:
Artikulation, Bild: Eigene Darstellung
Für den Lernerfolg ist es wichtig, dass die Lernenden bestimmte Prozesse, die intern ablaufen, externalisieren bzw. verbalisieren (vgl. Mandl et al. 2004). Indem die Lernenden ihre Handlungsschritte artikulieren, in eigenen Worten oder Darstellungen die Aufgaben und Probleme kommentieren oder Lösungswege beschreiben, erhält die Lehrperson einen Zugang zu ihren kognitiven Aktivitäten und gleichzeitig die Möglichkeit, darauf regulierend Einfluss zu nehmen.
Reflexion, Bild: Eigene Darstellung
Eine Reflexion der Handlungen und Lösungen sichert zwischendurch und am Ende eines Lernprozesses die kognitiven Fortschritte. Hier geht es vor allem um den gemeinsamen Rückblick über die ausgeführten Handlungen und den Vergleich derer mit den Vorgaben der Lehrperson und deren idealtypischer Lösung. Expertenhandlungen und Lernerhandlungen sollen angenähert werden. Es kommt dabei darauf an, zu betonen, was die Lernenden sich bereits als Lösungen erarbeitet haben und wie sehr dies einer Musterlösung für die Aufgabe entsprechen kann.
Exploration, Bild: Eigene Darstellung
In weiteren Explorationen sollen Lernende ihr Wissen bzw. ihre Problemlösungskompetenz auf andere Bereiche übertragen bzw. in Variationen und Vertiefungen ausprobieren können. Dabei sollte bewusst werden, dass Expertenlösungen für bestimmte Aufgaben wichtig sind, aber in der Eindeutigkeit der Lösung stets zu erkunden ist, auf welche weiteren Probleme sie passen oder nicht passen können.
Wie im situierten Lernen insgesamt so spielt auch bei dieser Methode der Kontextbezug eine entscheidende Rolle. Im Mittelpunkt des Ansatzes steht der Anspruch einer praxisnahen Einbettung von Problemstellungen in Anwendungskontexte, die von Lernenden mithilfe geeigneter Anleitung durch die Lehrenden gelöst werden können (vgl. Mandl et al. 2004).
Im Sinne des Cognitive-Apprenticeship-Ansatzes sind Lernumgebungen dann ideal, wenn sie die Möglichkeit der Förderung unterschiedlicher kognitiver Strategien zum Inhalt haben, wenn sie vielfältige Methoden zum Einsatz bringen, wenn sie angemessen sequenziert sind und wenn sie angemessen sozial eingebettet sind.
Collins, A., Brown, J. S. & Newman, S. E. (1989). Cognitive Apprenticeship: Teaching the Crafts of Reading, Writing, and Mathematics. In L. B. Resnick (Hrsg.), Knowing, Learning and Instruction. Essays in Honour of Robert Glaser (S. 453-494). Hillsdale: Erlbaum.
Collins, A. (1991). Cognitive Apprenticeship and Instructional Technology. In L. Idol & B. F. Jones (Hrsg.), Educational Values and Cognitive Instruction: Implications for Reform (S. 121-138). Hillsdale: Erlbaum.
Mandl, H.; Kopp, B.; Dvorak, S. (2004): Aktuelle theoretische Ansätze und empirische Befunde im Bereich der Lehr-Lern-Forschung – Schwerpunkt Erwachsenenbildung –. Bonn: DIE. Online abrufbar unter: Aktuelle theoretische Ansätze und empirische Befunde im Bereich der Lehr-Lern-Forschung – Schwerpunkt Erwachsenenbildung – (die-bonn.de)
Straka, G. A. & Macke, G. (2006). Lern-Lehr-Theoretische Didaktik (4. Aufl.). Münster u. a.: Waxmann.