Wird Lernaktivierung als ein grundlegendes didaktisches Prinzip verstanden, stehen die Teilnehmenden, ihre Lernvoraussetzungen und -bedarfe sowie die Ermöglichung eigenaktiver Lernhandlungen im Vordergrund der Lehr-Lernprozessgestaltung. Dabei wirken die Teilnehmenden selbst am Geschehen mit und werden zu Verantwortlichen für die Qualität des Lernprozesses sowie für ihre Lernergebnisse. Die aktive Mitwirkung am Lehr-Lernprozess wiederum wirkt sich günstig auf die Lernmotivation und den Spaß am Lernen aus.
Bei der Aktivierung steht somit nicht die Wissensvermittlung im Vordergrund, sondern die Frage, wie die Lernenden selbst Lösungen erarbeiten. Die Rolle der Lehrperson ist dabei vergleichbar mit der eines Regisseurs. Es geht darum, das Geschehen durch Maßnahmen zu steuern und zu koordinieren, indem alle Lernprozesse in Gang gesetzt und beobachtet werden. Gleichzeitig soll den Teilnehmenden genügend Spielraum für vollständige Lernhandlungen gelassen und nur dann unterstützend eingegriffen werden, wenn es von den Lernenden gewünscht wird bzw. für den Erfolg des Lernprozesses zwingend notwendig ist.
Befasst man sich intensiver mit der Forschung zur kognitiven Aktivierung, so wird deutlich, dass darunter auch inhaltlich teilweise recht unterschiedliche Maßnahmen der Lehrperson und/oder Aktivitäten der Lernenden verstanden werden:
So unterschiedlich diese Maßnahmen im Detail auch erscheinen mögen: Ihnen ist gemeinsam, dass sie der Verarbeitung und dem Abruf von Informationen dienen, also die Anregung kognitiver Prozesse unterstützen.
Einbezug in die Gestaltung von Lernangeboten
Kognitive Aktivierung bedarf somit nicht spezieller Methoden. Die Maßnahmen der kognitiven Aktivierung können an ganz unterschiedlichen Stellen und auf ganz unterschiedlichen Ebenen des alltäglichen Lehrhandelns berücksichtigt werden.
Die dargestellten Maßnahmen
- wurden in (kognitiv) aktivierende Arrangements aufgenommen, die die Grundlage für die Konzeption und Umsetzung von Lernangeboten bilden können und auf lehr-lerntheoretische Annahmen des Konstruktivismus bzw. des daraus abgeleiteten Ansatzes situierten Lernens zurückgehen. Als in Wissenschaft sowie Praxis besonders breit rezipierte Beispiele lassen sich der Ansatz des Cognitive Apprenticeship und des Problembasierten Lernens nennen.
- können als Techniken und (kleinere) Methoden in einzelnen Phasen von Lernangeboten zum Einsatz kommen, um zu Beginn in Themen einzuführen bzw. am Ende einer Lerneinheit Ergebnisse zu integrieren und zu reflektieren.
- können als gezielte Aufgabenstellungen dabei helfen, das Anforderungsniveau von Aufgabenbearbeitungen zu variieren und Lernende bei der Auseinandersetzung mit Lerngegenständen individualisiert zu fördern.