Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um das eigene Konfliktverhalten zu reflektieren. Hierfür eignen sich die folgenden  zwei Modelle sehr gut:

 Konfliktstile nach Thomas (2002)

Thomas (2002) unterscheidet fünf verschiedene Konfliktstile. Grundlage des Modells ist die Orientierung an den eigenen Bedürfnissen und den Bedürfnissen anderer. 

 

Das Bild zeigt eine Grafik mit den Konfliktstilen nach Kenneth W. Thomas (2002).

Konfliktstile nach Kenneth W. Thomas (2002), Bild: Eigene Darstellung

 

In Konflikten zeigt sich oft ein bevorzugter Konfliktstil, der je nach Situation variieren kann. Ein durchsetzungsorientierter Stil richtet sich ausschließlich nach eigenen Bedürfnissen und ignoriert die des anderen. Wer hingegen nur den Bedürfnissen anderer nachgibt, zeigt Anpassung oder Nachgeben. Die Vermeidung eines Konflikts tritt auf, wenn jemand weder an seinen eigenen noch an den Bedürfnissen des anderen interessiert ist. Ein Kompromiss wird angestrebt, wenn beide Parteien berücksichtigt werden sollen und ein Mittelweg gesucht wird. Eine win-win-Haltung bedeutet, dass beide Seiten gleichermaßen von der Konfliktlösung profitieren können.

 Persönlichkeitstypen nach Riemann (2019)

 Persönlichkeitstypen helfen uns, uns selbst und andere besser zu verstehen, ohne jedoch Menschen in starre Kategorien zu stecken. Ein bekanntes Modell ist das Wertekreuz nach Riemann (2019), das verschiedene Typen in Konfliktsituationen identifiziert. Diese nutzen unterschiedliche Bewältigungsstrategien basierend auf individuellen Bedürfnissen. Dies ist auch in Lerngruppen relevant, wo verschiedene Typen gemeinsam lernen.

 Klicken Sie für weitere Informationen in der folgenden Grafik auf die kleinen Informationskreise.

 

Persönlichkeitstypen anhand des Wertekreuzes nach Riemann (2019), Bild: Eigene Darstellung

 

Das Riemann-Modell bietet wertvolle Einsichten für das Arbeiten in Teams, für Lehr-Lernumgebungen und Beratungsgespräche. Trotz der Nützlichkeit besteht die Gefahr, dass Persönlichkeitstypen als Entschuldigung für Verhaltensmuster dienen. Dies könnte einer effektiven Konfliktlösung im Wege stehen. Es ist daher wichtig, als Berater selbstreflektiert zu bleiben und etwaiges "Schubladendenken" zu erkennen und zu hinterfragen, um eine bessere Konfliktbearbeitung zu ermöglichen.

Reflexionsfragen zum eigenen Konfliktverhalten:

  • Welche beruflichen Konflikte, Spannungen oder Ärgernisse sind in letzter Zeit aufgetreten? 
  • Wie haben Sie sich in diesen Konflikten verhalten? 
  • Haben Sie dazu beigetragen, dass der Konflikt eskaliert ist? 
  • Wie würden andere Ihre Rolle in diesen Konflikten einschätzen?

Referenzen

Barthelmess, M. (2016). Die systemische Haltung: Was systemisches Arbeiten im Kern ausmacht. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

 Berndt, C.; Bingel, C.; Bittner, B. (2007). Tools im Problemlöseprozess: Leitfaden und Toolbox für Moderatoren. Bonn: managerSeminare Verlags GmbH.

 Fuchs-Brüninghoff, E. (2001). Professionalität. In R. Arnold, S. Nolda & E. Nuissl (Hrsg.), Wörterbuch Erwachsenenpädagogik (S. 260- 263). Bad Heilbrunn: Klinkhardt. 

Knoll, J. (2008). Lern- und Bildungsberatung, Professionell beraten in der Weiterbildung. Bielefeld: wbv Media.

 Kuhn, J., Solzbacher, C., Schwer, C. (2014). Professionelle pädagogische Haltung: Versuch einer Definition des Begriffes und ausgewählte Konsequenzen für Haltung. In C. Schwer, C. Solzbacher (Hrsg.), Professionelle pädagogische Haltung (S. 107-122). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

 Riemann, F. (2019). Grundformen der Angst. München: Ernst Reinhardt Verlag.

 Schulz von Thun, F. (2004). Miteinander Reden, Bd. 1–3. Reinbek: Reinbek.

 Siebert, H. (2015). Perturbation, Ermöglichungsdidaktik und Achtsamkeit. Verfügbar unter https://wb-web.de/material/lehren-lernen/perturbation-ermoglichungsdidaktik-und-achtsamkeit.html

 Thomas, Kenneth W. (2002). Introduction to Conflict Management: Improving Performance using the TKI, Consulting Psychologists Press. 

 Watzlawick, P.; Beavin, J.; Jackson, D. (2000). Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien. Bern: Hogrefe Verlag.

 Wimmer, A., Buchacher, W., Kamp, G., & Wimmer, J. (2012). Das Beratungsgespräch. Skills und Tools für die Fachberatung. Wien: Linde.