Die Sprachwissenschaftlerin Ina Pick hat neun Merkmale herausgearbeitet, die zusammengenommen für Beratung notwendig vorhanden sein müssen und in der Regel zwischen zwei Polen angesetzt sind. Hierin lassen sich die verschiedenen Beratungsformate verorten.
Freiwilligkeit. Oft ist es so, dass Ratsuchende Beratende selbst auswählen und damit auch die Art der Intervention. Es gibt jedoch auch Beratungsformate, die aufgrund bestimmter Vorgaben und zumeist rechtlicher Bestimmungen einen verpflichtenden Charakter haben. Und auch Beratende werden bei manchen Beratungsformaten dazu verpflichtet, eine Beratung durchzuführen.
Gesprächsrahmen. Beratungshandeln kann in andere Gesprächsformate eingebunden sein (zum Beispiel innerhalb einer Weiterbildung) oder explizit institutionalisiert sein (zum Beispiel als Beratung vor einem Kursbesuch). Die Merkmale Freiwilligkeit und Gesprächsrahmen beziehen sich auf die Umstände des Zustandekommens einer Beratung.
Problemverortung. In diesem Merkmal wird differenziert, ob eher die Person (Lernberatung) oder das Problem (die Informationsvermittlung und Aufklärung) im Zentrum der Betrachtung steht.
Expertise. Hier steht die Rolle des Beratenden im Vordergrund. Das Wissen kann hier hinsichtlich verschiedener Teilaspekte spezifiziert werde: Expertise der oder des Beratenden hinsichtlich des Fachwissens über den Beratungsgegenstand (z. B. der Diagnostik im Bereich der Alphabetisierung), Expertise der beratenden Person hinsichtlich des Prozessgestaltungswissens (vor allem im Coaching von Bedeutung), Expertise der beratenden Person hinsichtlich der Feldkompetenz in der Branche der oder des Ratsuchenden (zum Beispiel in der Gründungsberatung oder Supervision von Bedeutung).
Problemdefinition. Hier wird unterschieden, ob eine gemeinsame Definition des Anliegens erarbeitet wird oder ob die beratende Person das übernimmt, was die ratsuchende Person als Problem benennt.
Grad der Redefinition des Problems. Beratungsformate lassen sich danach spezifizieren, ob und inwiefern professionelle Problemkategorien existieren und in eine eigene Definition des Problems einfließen.
Prozess. Dieses Merkmal beinhaltet den Weg vom Problem zur Lösung. Dieser ist vor allem davon abhängig, ob ein bestimmtes Ziel erreicht werden soll (die oder der Beratende zeigt die Handlungsalternativen für die Ratsuchenden auf, die dem angenommenen präferierten Ziel entsprechen) oder ob die Handlungsplanung im Vordergrund steht (die oder der Beratende zeigt die Handlungsalternativen und Lösungsmöglichkeiten auf, ohne eine spezifische in den Vordergrund zu stellen).
Lösungsradius. Dieses Merkmal unterscheidet, ob die anzustrebende Lösung im Einflussbereich von Ratsuchenden oder von Beratenden liegt, und bezieht sich auch auf die damit verbundenen Verantwortlichkeiten und Machtpotenziale.
Lösungsrahmen. Dieses Merkmal unterscheidet, inwieweit die ausgewählte beziehungsweise infrage kommende Handlungsoption auf das Beratungsgespräch beschränkt bleibt (z. B. in der Supervision) oder darüber hinausgeht (z. B. bei der Gründungsberatung).
Diese Merkmale können dabei helfen, unterschiedliche Beratungsformate genauer zu beschreiben und damit klarer voneinander zu unterscheiden.