Aktives Fragen und aktives Zuhören

 Zuhören ist entscheidend, um zu verstehen, was für die Beteiligten wichtig ist und um einen Dialog zu ermöglichen. In der Beratung sollte das Zuhören neutral und wertschätzend erfolgen, um die Gesamtaussage zu erfassen. Schwierig wird das Zuhören in der Beratung, wenn Ratsuchende nicht von sich aus erzählen können. Dann muss der Beratende aktiv Fragen stellen, um zu helfen. Das gilt auch, wenn Erklärungen unklar oder widersprüchlich sind.

Hilfreiche Fragen

Der aktive Frageprozess kann gegliedert werden in reine Sachverhaltsfragen, explorative, diagnostische Fragen, konfrontative Fragen, zirkuläres Fragen und strategische Fragen. 

Schauen Sie sich die verschiedenen Fragetypen an, indem Sie durch die Pfeile im Bild nach rechts und links klicken.

 

Bilder im Slider: Eigene Darstellung,  CC BY-SA 3.0 DE

 

Paraphrasieren, Verbalisieren, Normalisieren, Reframing

 Eine wichtige Technik beim Zuhören ist das "Paraphrasieren". Dabei wiederholt die beratende Person die Aussagen des Gesprächspartners in eigenen Worten, ohne zu bewerten. Dadurch kann überprüft werden, ob alles richtig verstanden wurde, und dem Gesprächspartner wird das Gefühl vermittelt, gehört zu werden. Diese Technik strukturiert das Gespräch und hilft, Widersprüche und Missverständnisse schnell zu klären.

Praktische Beispiele:

  • Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann…
  • Haben ich Sie richtig verstanden, dass es nicht darum geht …, sondern vielmehr darum, dass…
  • Vorhin haben Sie erklärt, dass …, jetzt sagen Sie aber, dass …, hierin sehe ich einen Widerspruch.

 

Verbalisieren

Hierbei werden Äußerungen der Beteiligten auf eine angemessene Ebene abstrahiert. Dadurch können beispielsweise negative Aussagen eines Beteiligten zunächst abgefangen werden, sodass sie nicht den Ton für die gesamte Beratung vorgeben.

 

Das Bild zeigt einen Ratsuchenden, der sich vor seinem Dozenten sehr negativ äußert.

Erklärung eines Beteiligten, Bild: Eigene Darstellung, CC BY-SA 3.0 DE

 

Praktisches Beispiel:

  • Sie äußerten Zweifel, ob Sie diesmal ausreichend Gelegenheit haben werden, Ihren Standpunkt bei X vorzutragen. Was wäre für Sie wichtig, damit Ihre Zweifel ausgeräumt werden können…? Was bräuchten Sie genau?

 

Normalisieren

Diese Technik kann in hitzigen und emotional geladenen Beratungssituationen dabei helfen, einerseits persönliche Meinungen einzubringen und andererseits den Beteiligten zu zeigen, dass man sie versteht und die Beziehung aufrechterhalten möchte.

 

Das Bild zeigt einen Ratsuchenden, der im Beratungsgespräch in Tränen ausbricht.

Emotionale Beratungssituation, Bild: Eigene Darstellung, CC BY-SA 3.0 DE

 

  • Wenn ich Ihre Tränen richtig interpretiere, dann… Das klingt für mich nur allzu verständlich. Lassen Sie uns deshalb überlegen,…
  • Häufig hilft an dieser Stelle… Wie stehen Sie dazu, könnte das eine passende Vorgehensweise für Sie sein?

 

Reframing

In Beratungssituationen mit negativen Aussagen, besonders solchen, die als "Du-Botschaften" auftreten, kann "Reframing" hilfreich sein. Dabei werden Aussagen oder Erfahrungen in einen neuen Kontext gestellt, um das Destruktive in Konstruktives umzudeuten. Framing kann auch genutzt werden, um den Rahmen zu erweitern und zusätzliche Lösungsmöglichkeiten zu erkennen.

Praktisches Beispiel:

In einem Beratungsgespräch erklärt der Ratsuchende, dass er an einer angebotenen Weiterbildung nicht teilnehmen könne, weil er zu „zurückhaltend und still“ sei. Hier könnte man zunächst gemeinsam erarbeiten, dass dieses Verhalten auch durchaus positive und vorteilhafte Komponenten in Bezug auf das Thema haben kann und somit der Erklärung „zurückhaltend und still“ einen neuen, positiven Rahmen geben. Danach kann dann gemeinsam erarbeitet werden, welche Eigenschaften und Fähigkeiten zusätzlich hilfreich sind, um an der Fortbildung teilnehmen zu können.

Referenzen

Knoll, J. (2008). Lern- und Bildungsberatung, Professionell beraten in der Weiterbildung. Bielefeld: wbv Media.

Nußbeck, S. (2019). Einführung in die Beratungspsychologie. Stuttgart: utb GmbH.

Rogers, C. R. (1991). Die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie. Client-Centered Therapy. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch.

Schlüter, A.; Kress, K. [Hrsg.] (2017). Methoden und Techniken der Bildungsberatung. Opladen: Verlag Barbara Budrich.

Thomann, Ch., Schulz von Thun, F. (2003). Klärungshilfe 1, Handbuch für Therapeuten, Gesprächshelfer Moderatoren in schwierigen Gesprächen, Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH.

Wimmer, A., Buchacher, W., Kamp, G., & Wimmer, J. (2012). Das Beratungsgespräch. Skills und Tools für die Fachberatung. Wien: Linde.