Unterschiedliche Gesprächsebenen auseinanderhalten

In jedem Gespräch gibt es zwei Ebenen: Die offiziellen Inhalte (Inhaltsebene) und die Art, wie beide Parteien zueinanderstehen (Beziehungsebene). Ist die Beziehung gut, wird mit dem Inhalt wohlwollend umgegangen. Ist die Beziehung gestört, wird der Inhalt abgelehnt, für unbrauchbar erklärt oder Ähnliches. Der Beziehungsaspekt bestimmt den Inhaltsaspekt. Bei einer gelingenden Beziehung werden die Informationen zu hilfreichen Botschaften.

Beratende sollten beide Ebenen im Blick haben und wissen, was diese jeweils benötigen.

Die Inhaltsebene in Beratungsgesprächen

Klicken Sie  auf die Fragezeichen im Bild, um sich  Beispiele  für Faktoren anzeigen zu lassen, die die Inhaltsebene  fördern.

 

Inhaltsebene in Beratungsgesprächen, Bild: Eigene Darstellung,  CC BY-SA 3.0 DE

 

Die Beziehungsebene in Beratungsgesprächen

Klicken Sie  auf die Fragezeichen im Bild, um sich  Beispiele  für Faktoren anzeigen zu lassen, die die Beziehungsebene fördern.

 

Beziehungsebene in Beratungsgesprächen, Bild: Eigene Darstellung,  CC BY-SA 3.0 DE

 

Die Bedeutung der Körpersprache im Beratungsgespräch

Neben der verbalen Ebene spielt auch die nonverbale Ebene eine wichtige Rolle im Beratungsgespräch. Hier wird das ausgetauscht, was emotional hinter den Worten liegt und die Beziehung zwischen der beratenden Person und der oder dem Ratsuchenden gestaltet. Zur Körpersprache gehören die Mimik, die Gestik, die Körperhaltung, aber auch die Modulation der Stimme, die Zwischentöne und der Augenkontakt.

 

Das Bild zeigt einen Ratsuchenden und seine Dozentin in einer Beratungssituation. In jeder Situation variiert die Mimik und Gestik.

Körpersprache, Bild: Eigene Darstellung, CC BY-SA 3.0 DE

 

Die Körpersprache

  • betont, unterstreicht und akzentuiert das gesprochene Wort und erhöht die Verständlichkeit,
  • signalisiert Wertschätzung, aber auch Ablehnung,
  • zeigt, was wir von unserem Gegenüber halten, und wirkt sich so unmittelbar auf die Beziehung aus,
  • kann in angespannten Situationen eskalierende und deeskalierende Wirkung haben,
  • kann einladend, aber auch begrenzend sein und reguliert so Nähe und Distanz.

Checkliste zur Körpersprache in Beratungsgesprächen

Für Beratende sind bezogen auf die Körpersprache die folgenden Punkte wichtig:

  • Es ist hilfreich, Kongruenz herzustellen, also eine Übereinstimmung von gesprochenem Wort und Körpersprache. Ist sie nicht gegeben, kann die Situation für Ratsuchende verwirrend wirken.
  • Auch der kulturelle Aspekt ist zu beachten. Manche körpersprachlichen Signale oder Zeichen können in anderen Kulturen etwas anderes aussagen.
  • So, wie sich Worte missverstehen lassen, können auch körpersprachliche Signale missverstanden werden. Auch hier sollten sich Beratende vergewissern, dass sie nicht missverstanden werden.

Beratung als Beziehungsgeschehen

Beratung ist ein Beziehungsprozess, in dem die Beteiligten miteinander kommunizieren und aufeinander reagieren. Die beratende Person strukturiert diesen Prozess durch gezielte Fragen und Vorschläge (Interventionen), um den Ratsuchenden zu eigenem Handeln zu befähigen. Beratung bietet so Orientierungs-, Planungs- und Entscheidungshilfe und erfüllt drei Hauptfunktionen: Begleiten, Fördern und Stärken. Sie erfordert dafür ein sorgfältiges Verständnis der Lebenssituation, Gewohnheiten, Sorgen und Ängste der Ratsuchenden (vgl. Knoll 2008).

Beratung schafft einen Raum, in dem:

  • Die aktuelle Situation realistisch wahrgenommen wird,
  • Neues ausprobiert werden kann und 
  • ein unterstützendes Gegenüber hilft, eigene Fähigkeiten und Potenziale zu erkennen.
„Gerade für Menschen, die in ihrer Berufs- oder Bildungsbiographie Brüche und Krisen erlebten (z. B. lange Stellensuche beim Eintritt ins Berufsleben, Erwerbslosigkeit in späteren Lebensjahren, Selbstentwertung und Scham), kann Beratung in der Erwachsenenbildung, ja Bildungsberatung insgesamt der Raum sein, an dem sie vielleicht erstmals Akzeptanz erleben und die Möglichkeit haben, an eigene Ressourcen heranzukommen.“  (Knoll, 2008, S. 29)

Bildungsberatung bezieht sich auf den ganzen Menschen und seine Lebensverhältnisse:

  • Sie umfasst aktuelle Fragen zu Bildungswegen, 
  • Veränderungschancen und persönlicher Eignung,
  • private Lebensverhältnisse wie persönliche Interessen, 
  • Partnerschaft und Familie,
  • die Erwerbssituation, einschließlich Arbeit und beruflicher Perspektiven und 
  • die gesamte Biographie, also bisherige Erfahrungen und Verhaltensweisen.

Diese Faktoren zusammen ergeben eine spezielle „Lernbiographie“. Die Kombination aus Lebensgeschichte, aktueller Lebenslage und der konkreten Situation in der Bildungsberatung erfordert eine ganzheitliche Betrachtung, um den Menschen wirklich zu erreichen und ihm gerecht zu werden (vgl. Knoll 2008).

Referenzen

Barthelmess, M. (2016). Die systemische Haltung: Was systemisches Arbeiten im Kern ausmacht. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Knoll, J. (2008): Lern- und  Bildungsberatung - Professionell beraten  in der Weiterbildung. Bielefeld: Bertelsmann.

Rogers, C. (1981). Der neue Mensch. Stuttgart: Klett-Cotta.

Rohr, D. (2017). Der Gesprächsansatz nach C. Rogers. In: B. Szczyrba, T. van Treeck, B. Wildt, & J. Wildt (Hrsg). Coaching (in) Diversity an Hochschulen (S. 121-135). Wiesbaden: Springer.

Watzlawick, P.; Beavin, J.; Jackson, D. (2000). Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien. Bern: Hogrefe Verlag.

Wimmer, A., Buchacher, W., Kamp, G., & Wimmer, J. (2012). Das Beratungsgespräch. Skills und Tools für die Fachberatung. Wien: Linde.