Wann macht es Sinn, Lernerfolg sichtbar zu machen? 

Lernerfolg kann und sollte in verschiedenen Phasen einer Weiterbildung sichtbar gemacht werden. Hierfür können unterschiedliche Methoden und Vorgehensweisen gewählt werden.  
Um einen Lernerfolg als solchen zu erkennen und einschätzen zu können, muss das Wissen und Können vor, während und nach dem Lernprozess verglichen werden. Das geschieht durch die Lernenden selbst oder durch die Lehrenden – im besten Fall jedoch durch eine Kombination aus Selbsteinschätzung und Fremdbeurteilung. Durch eine einzelne Leistungsabfrage könnte daher niemals eine haltbare Aussage zum Lernerfolg getroffen werden, weil der Lernprozess immer erst über einen Vorher-Nachher-Vergleich abbildbar wird und der Lernerfolg unmittelbar vom Lernprozess abhängt.  

Die folgenden drei Karten beschreiben, was hier zu den verschiedenen  Phasen des Kurses  besonders wichtig ist. Wenden Sie jeweils die Karten, um die Erläuterungen zu lesen. Mit den Pfeiltasten gelangen Sie zur nächsten Karte.

 

Bilder: iStock.com, BrianAJackson, nicht unter freier Lizenz;  iStock.com, skynesher, nicht unter freier Lizenz; iStock.com,  AscentXmedia, nicht unter freier Lizenz

 

In jeder Ansammlung von Menschen entsteht eine bestimmte Art der Gruppendynamik. Die Gruppendynamik hat einen Einfluss darauf, wie die Kursmitglieder miteinander oder auch nebeneinander lernen können. Daher ist es wichtig, sogenannte Gruppenphasen mit einzubinden, wenn es darum geht, Lernerfolg sichtbar zu machen. Klicken Sie in der folgenden Grafik auf die Kreuze, um sich die Erläuterungen zu den einzelnen Phasen anzuschauen.

 

Gruppenphasen nach Bernstein und Lowy, eigene Darstellung

 

Was kann man beim Lernerfolg eigentlich sichtbar machen?

Um Lernerfolge vergleichen zu können, ist es zunächst wichtig zu wissen, was genau man am Lernerfolg eigentlich sichtbar machen möchte und kann. Gemessen werden kann nämlich nur etwas, was objektiv vorhanden ist. Zum Beispiel kann eine Leistung gemessen werden, wenn die Beurteilungskriterien vorher genau festgelegt wurden. Subjektive Einschätzungen können dagegen nicht gemessen werden. 

Wenn Sie als Lehrperson nun …

  • Ihre definierten Lernziele mit den Ergebnissen der Teilnehmenden vergleichen,
  • die individuellen Ergebnisse der Lernenden zu Beginn und zum Ende des Kurses gegenüberstellen
  • und die Ergebnisse der Kursteilnehmenden untereinander betrachten,

… wissen Sie, wie der Lernerfolg der Lernenden in Bezug auf ein bestimmtes Thema einzuschätzen ist.

Ist „sichtbar machen“ und „messen“ hier das Gleiche? 

Spricht man in der Wissenschaft davon, etwas messen zu wollen, geht es um klar definierte und standardisierte Verfahren. Messinstrumente können Zollstock oder Thermometer sein, aber auch mehr oder weniger abstrakte Skalenniveaus. Da Lernerfolg nur individuell bewertet werden kann, ist eine echte Messung und Auswertung der Ergebnisse sehr aufwändig. Lernerfolg mit Zahlen zu erfassen, macht daher in den meisten Lehr-Lernsituationen nur wenig Sinn. Als Lehrperson reicht es normalerweise aus, eine Leistung zu messen (zum Beispiel im Zuge einer Prüfung). Der Lernerfolg wird wiederum nur anhand von Bezugsnormen und Verhältnissen (die Lernenden wissen zum Ende des Kurses mehr/weniger/gleich viel als am Anfang) bewertet und damit sichtbar gemacht. Aus statistischer Sicht ist diese Art der Bewertung höchst schwammig, aber aus Sicht der Lehrpraxis absolut ausreichend. 


Referenzen

Bernstein, S. & Lowy, L. (1988). Untersuchungen zur Sozialen Gruppenarbeit in Theorie und Praxis. Freiburg im Breisgau: Lambertus.

Bühner, M. & Ziegler, M. (2009). Statistik für Psychologen und Sozialwissenschaftler. München: Pearson Studium.

Dippl, Z. & Zimmer, G. (2003). Beurteilung der Kompetenzentwicklung - Probleme, fragen und Kriterien handlungsorientierter Prüfungen. In Dippl, Z., Elster, F. & Zimmer, G. (Hrsg.), Wer bestimmt den Lernerfolg? (S. 5-17). Bielefeld: Bertelsmann Verlag GmbH & Co KG.

Kerres, M., Preussler, A. & Stratmann, J. (2009). Lernerfolg und Kompetenz bewerten. MedienPädagogik. Zeitschrift für Theorie und Praxis in der Medienbildung, 2009 (18), 1-15.

Klein, I. (2017). Gruppen leiten ohne Angst. Themenzentrierte Interaktion (TZI) zum Leiten von Gruppen und Teams. Augsburg: Auer.

Konstantinidis, C. (2019). Lerntagebuch und Lernplan – die beiden Schlüssel zu deinem Lernerfolg. Verfügbar unter https://erfolgreichessprachenlernen.com/lerntagebuch-und-lernplan-die-beiden-schluessel-zu-deinem-lernerfolg/  (Zuletzt abgerufen am 23.04.2020)

Nicol, D. & Macfarlane‐Dick, D. (2006). Formative assessment and self‐regulated learning: a model and seven principles of good feedback practice, Studies in Higher Education.

Schmidt, E., Seyd, Wl. & Werner, W. (2017). Der Aus- und Weiterbildungspädagoge. Lehrbuch 2. Hamburg: Feldhaus Verlag.

Prof. Dr. Seyd, W. (2006). Berufsbildung – handelnd lernen, lernend handeln (2. Aufl.). Hamburg: Feldhaus Verlag. 

Strauch, A., Jütten, S. & Mania, E. (2009). Kompetenzerfassung in der Weiterbildung. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG.

Van Dick, R. & West, M. (2013). Teamwork, Teamdiagnose, Teamentwicklung. Göttingen: Hogrefe.