Was ist ein Lernziel?

 Lernziele stehen am Ende eines Lernprozesses als dessen nachprüfbar vorhandenes und erwünschtes Ergebnis. Lehrende brauchen Lehrziele, aus denen sie Lernziele für die Teilnehmenden ihrer Weiterbildungen entwickeln und die sie mithilfe der entsprechend ausgewählten Inhalte und Methoden umsetzen.

Definition

Es wird zwischen Lern- und Lehrzielen unterschieden:

Lernziele beschreiben den angestrebten Lerngewinn von Lernenden, bezogen auf einen bestimmten Lernstoff. 

Lehrziele hingegen geben an, welche Ziele Lehrende mit Hilfe der Weiterbildungsthemen erreichen wollen. 

Die Kombination von Lehr- und Lernziel bezeichnet man als Weiterbildungsziel.

Der US-amerikanischer Pädagoge Robert F. Mager hat die Bedingungen für ein gutes Lernziel definiert als "eine zweckmäßige Zielbeschreibung", mit der es gelingt, die Weiterbildungsabsichten den Lernenden mitzuteilen. "Eine gute Zielbeschreibung schließt darüber hinaus eine möglichst große Anzahl möglicher Missdeutungen aus."

Wozu brauchen Lehrende Lernziele?

Für Lehrende erfüllen Lehrziele zunächst drei Funktionen:

  1. Sie dienen Lehrenden als Orientierungshilfe für die Kursplanung.
  2. Sie helfen Lehrenden, ihre Stoffauswahl und die geplanten Lehrmaßnahmen vor ihrem  Kurs zu legitimieren
  3. Sie dienen der Kursleitung – aber auch den Teilnehmenden – als Evaluations- und Kontrollhilfe
Das Bild zeigt fünf Papierflugzeuge, die sich in verschiedene Richtungen bewegen. Eins ist orange, die restlichen schwarz.

Bild: iStock.com, peterschreiber.media, nicht unter freier Lizenz

Lernziele sind Orientierungshilfen

Für Lehrende sind Lehrziele ein wichtiges Instrument, um ihre Kurse zu planen, zu strukturieren und zu steuern. Mit dem Ziel vor Augen können Sie als Lehrperson auswählen, welche Inhalte Sie mit welchen Methoden vermitteln wollen und damit auch den Weg zu diesem Ziel planen. Lehrziele bestimmen also das Konzept und die Inhalte einer Weiterbildung sowie die Methoden, nach denen Sie vorgehen möchten. Je konkreter Sie Ihre Ziele fassen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sie auch erreichen.

 

Das Bild zweigt zwei Hände kurz vor dem Handschlag.

Bild: iStock.com, Marat Musabirov, nicht unter freier Lizenz

Lernziele sind Legitimationshilfen

Gelegentlich können Ziele nicht völlig frei festgelegt werden, weil bestimmte Inhalte bereits vorgegeben sind: sei es durch den Seminaranbieter, ein bestimmtes Produkt, das Gegenstand der Weiterbildung ist (das kennengelernt oder verkauft werden soll) oder die Vorbereitung auf eine bestimmte Prüfung und die damit verbundenen Anforderungen. Ihren Kurs grundsätzlich darüber zu informieren, wie Sie die Wahl Ihrer Lehrziele begründen und wieso diese nützlich (und teilweise auch nicht verhandelbar) sind, wird Ihnen helfen, die Stoffauswahl und das methodische Vorgehen vor Ihrem Kurs zu legitimieren. 

 

Das Bild zeigt eine Hand mit einem Kugelschreiber, die eine Checkliste ausfüllt.

Bild:  iStock.com, Ralf Geithe, nicht unter freier Lizenz

Lernziele sind Evaluations- und Kontrollhilfen

Wenn Sie ein Lernziel formulieren, formulieren Sie gleichzeitig das gewünschte Lernergebnis mit. Da dieses Ergebnis beobachtbar und überprüfbar sein muss, hilft Ihnen die Lernzielformulierung, bereits bei der Kursplanung Kontrollen vorzusehen, anhand derer sich nachvollziehen lässt, ob das Lernergebnis auch erreicht wurde.

Wozu brauchen Lernende Lernziele ?

Für Lernende zielen Lernziele auf zwei wichtige Faktoren für das Lernen ab: Orientierung und Motivation 

Das Bild zeigt eine Studentin, die verzweifelt an ihrem Laptop sitzt.

Fabienne ist enttäuscht. Bild: iStock.com, AntonioGuillem, nicht unter freier Lizenz

Fabienne S. hat im letzten Studiensemester für ihre Traineezeit im Ausland ihr Englisch aufbessern wollen und einen Kurs für Business-Englisch belegt. Sie berichtet von ihren Erfahrungen:


„Der Dozent war wirklich nett und wirkte kompetent. Zu Beginn sagte er, dass er auf das sonst übliche Kursbuch verzichten wolle, weil es von der Ansprache und den Anwendungsbeispielen nicht mehr zeitgemäß sei. Wir konnten darüber abstimmen, ob wir damit einverstanden sind und dummerweise haben wir alle zugestimmt, aber wir konnten ja nicht wissen, wie das enden würde.  Der Dozent war sehr bemüht und hat die Inhalte des Buches aufwändig und ich vermute auch sehr zeitintensiv durch alternative Inhalte (Lehrvideos, Bilder, O-Töne, eigens erstelltes Material, Arbeitsblätter, Aufgaben) ersetzt. Wir fanden das zunächst alle sehr spannend und waren sehr motiviert dabei und hatten das Gefühl, viel lernen zu können. Jedoch haben wir auch schnell gemerkt, dass alles sehr chaotisch war und es fehlte uns zum Beispiel an einer Übersicht, was wir wann durchnehmen und welche Vokabeln wir lernen sollten oder worauf der Dozent mit den Videos und Aufgaben hinauswollte. Auch waren wir irgendwann nicht mehr sicher, ob wir die Prüfung schaffen würden. Tatsächlich war am Ende des Kurses die Durchfallquote sehr hoch und der Dozent, glaube ich, sehr enttäuscht.“

Das Bild zeigt zwei Pfeile, die in entgegengesetzte Richtungen zeigen.

Bild: iStock.com, matdesign24, nicht unter freier Lizenz

Orientierung und Motivation 

Auch für Lernende sind Lernziele ein wichtiges Instrument, denn sie bieten Orientierung und Motivation. Wenn Sie als Kursleitung Ihre Lehrziele transparent machen, schaffen Sie einen verbindlichen Rahmen für Ihre Weiterbildung und geben Ihrem Kurs Struktur. Dies ermöglicht es Ihren Kursmitgliedern, die Lehrziele zu ihren Lernzielen zu machen. Diese selbstbestimmt zu verfolgen, Kriterien für den eigenen Lernerfolg an die Hand zu bekommen und diesen selbstgesteuert im Blick zu behalten, motiviert – und Motivation ist entscheidend für den individuellen Lernerfolg. Auch aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie als Lehrpersonen Ihre Lehrziele mit dem Kurs teilen.


Indem Sie die Ziele den Kursmitgliedern klar kommunizieren, geben Sie diesen die Möglichkeit, sich selbst daran zu messen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich ihren individuellen Lernfortschritt bewusst machen und reflektieren. Im Idealfall sind sie dadurch in der Lage, ihren eigenen Lernprozess ein Stück weit selbst zu steuern. Wenn sie ihre Ziele dann auch noch erreichen, dann bedeutet dies nicht nur Lernfortschritt, sondern bestärkt sie gleichzeitig in dem Bewusstsein, dass ihr erfolgreicher individueller Lernprozess im Mittelpunkt steht. Das fördert eine positive Lernatmosphäre. Zudem wird Lernen transparenter und vergleichbarer, wenn Ziele klar definiert sind.


Referenzen

Gundermann, A. (2016): Lernziele und Lernergebnisse. Verfügbar unter www.die-bonn.de/wb/2016-lernziel-01.pdf  (Zuletzt abgerufen am 09.06.2020) 

Mager, R. (1994): Lernziele und Unterricht. Weinheim: Beltz.

Meyer, H. (2007): Ergänzung zum Leitfaden Unterrichtsvorbereitung.  Siebte Lektion, Abschnitt 2.3 (S. 192-196 des Leitfadens) Berlin: Cornelsen Scriptor Verlag.

Terhart, E. (2005): Lehr-Lernmethoden. Eine Einführung in Probleme der methodischen Organisation von Lehren und Lernen. Weinheim: Juventa-Verlag.

Quilling, E./Nicolini, H. (2009). Erfolgreiche Seminargestaltung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.