Das Bild zeigt eine Wordcloud zu Kennenlernmethoden

Wordcloud  Kennenlernmethoden, Bild: Eigene Darstellung,  CC BY-SA 3.0 DE

 

Sei es die klassische Vorstellungsrunde oder ein vermeintlich witziges Vorstellen mit Namen und Assoziationen - durch den Einsatz solcher Methoden zum Kennenlernen wollen Lehrende die anfängliche Unsicherheit, Fremdheit und gegenseitige Scheu überwinden und eine offenere und leichtere Kommunikation ermöglichen. Möglichst viele Barrieren sollen in möglichst kurzer Zeit abgebaut werden.

Leicht können „Spielchen“ zu Beginn aber auch zu Verwirrungen führen, weil Teilnehmende sich im falschen Kurs vermuten, weil sie die Spiele kindisch finden oder weil Sie sich gezwungen fühlen ihre natürlichen Unsicherheiten einfach über Bord zu werfen. Die empfindliche Balance zwischen Nähe und Distanz gerät in Gefahr.

Nicht für alle Gruppen eignen sich die klassischen Kennenlernspiele in gleichem Maße. Es gibt Teilnehmenden, die Angst davor haben, sich möglicherweise zu blamieren oder vor der Gruppe zu sprechen. Auch bei einigen Weiterbildungsthemen bieten sich die klassischen Spielchen weniger an. Auf diese Gegebenheiten sollte Rücksicht genommen werden. Trotzdem besteht bei Teilnehmenden zu Beginn normalerweise der Wunsch nach Zuwendung, Bewegung, nach „Miteinander-etwas-machen“ und danach, etwas nicht nur als „Mittel zum Zweck“ machen zu müssen. Kennenlernspiele haben also grundsätzlich ihre Berechtigung.

Checkliste


Kennenlernspiele sollten jedoch 

  • die Teilnehmenden nicht überfordern und die Balance zwischen Nähe und Distanz wahren,
  •    eingebettet sein in den Gesamtablauf der jeweiligen Veranstaltung und
  • verdeutlichen, dass es sich um einen gemeinsamen Kurs- und Lernprozess handelt, die Teilnehmenden aber sehr unterschiedlich und individuell sind.

Die folgenden Beispiele zeigen, wie einfach, aber auch wie unterschiedlich Methoden zum gegenseitigen Kennenlernen sein können. Lehrende können aus einer Vielzahl an Methoden diejenigen heraussuchen, die zu ihnen und ihrer Weiterbildung passen.

1. Vorstellungsrunde mit Gegenständen

Vorbereitung: Bringen Sie je nach Gruppengröße verschiedene Gegenstände in etwa doppelter Anzahl der Teilnehmerzahl mit. Das könnten zum Beispiel ein Hammer, ein Blumentopf, eine Parfumflasche, ein Kugelschreiber, eine Gabel, ein Plüschhund oder eine Fernbedienung sein. Alternativ können Sie auch ganz unterschiedliche Postkarten oder Fotos in entsprechender Zahl benutzen. Die Gegenstände sollten möglichst unterschiedlich sein, damit für jeden etwas dabei ist und die Kreativität der Teilnehmer Raum hat. 

Bereiten Sie ein Flipchart mit zwei bis vier angefangenen Sätzen vor. Je nach Gruppengröße und Zeit können das Sätze sein wie:

  • Den Gegenstand habe ich mir ausgesucht, weil ...
  • Mein Name, Beruf, Hobby ist …
  • Ich habe Erfahrungen in ...
  • Ich möchte in diesem Kurs …

Durchführung: Die Teilnehmenden sitzen im Kreis. In der Mitte werden die Gegenstände ausgebreitet. Bitten Sie alle, sich den Gegenstand auszusuchen, der sie am meisten anspricht. Anschließend vervollständigen die Teilnehmenden reihum die vorgegebenen Teilsätze und sollen dabei den ausgewählten Gegenstand einbeziehen.

2. Partnerinterview

Vorbereitung: Bereiten Sie auf einem Chart Fragen für das Interview vor. Die Teilnehmenden brauchen Papier und Stift. 

Die Fragen sollten je nach Zielgruppe und Gruppengröße ausgewählt werden, zum Beispiel:

  • Beschreiben Sie sich in drei Sätzen.
  • Meine Hobbys sind…
  • Sie haben im Lotto gewonnen. Was machen Sie mit dem Geld?
  • Worüber können Sie so richtig lachen?
  • Was ist Ihnen wirklich wichtig?
  • Was kann sie aus der Fassung bringen?
  • Diesen Traum möchte ich mir einmal erfüllen: …
  • Ihr Lebensmotto?

Durchführung: Die Teilnehmenden bilden Zweiergruppen. Beide sollten sich bestenfalls vorher nicht kennen. Dann interviewen sie sich gegenseitig und machen sich Notizen. Anschließend stellen die Partner sich gegenseitig in der großen Gruppe vor. Beim Partnerinterview können die Teilnehmenden auch Portraits oder Steckbriefe des Partners anfertigen, die dann aufgehängt werden.

3. "Kofferpacken" mal anders

Vorbereitung: Keine nötig

Durchführung: Jeder Teilnehmende überlegt sich ein Adjektiv, das mit dem ersten Buchstaben seines Vornamens beginnt (z.B. „lustiger Lars“ oder „gutgelaunte Gertrud“, wird im Kurs gesiezt, funktioniert es auch mit dem Nachnamen: „mutiger Herr Müller“ oder „kunterbunte Frau Klein“). Nun geht es reihum: Ein Teilnehmender sagt seinen Namen mit dem gewählten Adjektiv, dann der nächste usw. Schwieriger wird es, wenn jeder auch die Adjektive und Namen der vorherigen Teilnehmer nennen muss und dann erst die eigene Kombination. Am Ende können alle zusammen alle Namen und Eigenschaften aufzählen. Noch spannender wird es, wenn der Teilnehmende, der als nächstes an der Reihe ist (und noch nicht dran war), durch einen Ballwurf bestimmt wird. Statt den Adjektiven können auch Tierarten mit gleichem Anfangsbuchstaben gewählt werden.

Die Entscheidung für oder gegen eine Methode kann aufgrund unterschiedlicher Faktoren fallen:

  • Wie groß ist die Lerngruppe?
  • Wie (zeit-)aufwändig darf das Kennenlernen sein?
  • Wie viel Freude hat die Gruppe am Austausch bzw. wie kreativ ist sie?
  • Wie motiviert sind die einzelnen Teilnehmenden?

Referenzen

Geißler, K. (2016). Anfangssituationen. Was man tun und besser lassen sollte. Weinheim: Beltz.

Klein, Z. (2016). Lebendige Seminare Band 1: Kreative Methoden für den Seminareinstieg und die Themeneinführung. Offenbach: GABAL.