Zur Klärung und Analyse von Konflikten hat Schulz von Thun (2004) das Instrument des Kommunikationsquadrats entwickelt. Es basiert auf der Beobachtung, dass in jeder Äußerung vier unterschiedliche Aspekte enthalten sind:
- Eine Sachinformation, die über den Sachverhalt aufklären soll.
- Eine Selbstkundgabe, die das innere Erleben des Sprechers zum Ausdruck bringt.
- Eine Beziehungsdefinition, die Auskunft über die Beziehung der Diskutanten gibt.
- Ein Appell, der zu Handlungen auffordert.
In jeder Aussage schicken wir also Nachrichten auf unterschiedlichen Ebenen an unser Gegenüber. Je nachdem, welcher Aspekt der Botschaft dort vorrangig wahrgenommen wird, kann die Reaktion für uns überraschend oder unverständlich ausfallen und möglicherweise auch konfliktauslösend oder -verschärfend wirken.
Zu Beginn einer Konfliktmoderation kann es deshalb sinnvoll sein, herauszufinden, welche Sachinformationen (zutreffende, falsche), Selbstkundgaben (aufrichtige, manipulative ), Beziehungsaussagen (annehmbare, unangemessene) und Appelle (wirksame, ineffiziente) im Raum stehen und geklärt werden müssen. Hierfür ist es hilfreich, die Analyse von Schlüsselsätzen möglichst häufig zu trainieren.
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie moderieren einen Workshop zum Thema Teambuilding für ein neu zusammengestelltes Team in einem Verband. Zu Beginn des Workshops, bei dem der Punkt "Einteilung der Gruppen" vermutlich strittig sein wird, sagt die Abteilungsleitung der Workshop-Runde: „Ich muss eine halbe Stunde früher gehen, weil ich zu einer Besprechung muss. Darum sollten wir die Gruppeneinteilung zügig entscheiden."
Bewegen Sie den Regler nach rechts, um sich die vier inhaltlichen Aspekte gemäß dem Kommunikationsquadrat anzeigen zu lassen und nach links, um sich anzuschauen, wie Sie als Workshop-Leitung in der Situation auf die vier Aspekte eingehen können.
Finden Sie heraus, mit welchem „Ohr“ des Kommunikationsquadrats, das auch „Vier-Ohren-Modell“ genannt wird, Sie beziehungsweise Ihre Teilnehmenden im Konfliktfall vorwiegend hören. Versuchen Sie beispielsweise beim nächsten Konfliktgespräch auf der Sachebene statt als auf Beziehungsebene zu bleiben.
Zuhören lässt sich optimieren, indem alle Beteiligten die vier Seiten des Kommunikationsmodells im Hinterkopf behalten und versuchen zu erkennen, mit welchem Ohr das Gegenüber die Information aufgenommen hat. Da die vier Seiten bei den meisten Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sind, lohnt es sich, die eigene Kommunikationsweise zu hinterfragen und zu optimieren.