Lernmotivation und Leistungsmotivation werden häufig in die Nähe zueinander gebracht, aber dennoch als verschiedene Motivationsansätze verstanden. Wie lässt sich der Zusammenhang nun näher beschreiben?

Motivation wird als genereller Antrieb in Bezug auf eine Aktivität verstanden, Leistungsmotivation hingegen als die Einstellung zum Leisten-Wollen, die Einschätzung der eigenen Tüchtigkeit. Je nach Beurteilung dieser besteht wiederum eine unterschiedliche Motivation, zu lernen. Die Annahmen zeigen, dass Lern-und Leistungsmotivation direkt miteinander verwoben sind.

Definition „Zusammenhang  von Lern- und Leistungsmotivation“

Der Psychologe Weiner definiert den Zusammenhang wie folgt (1976, S. 80): 
„Zwischen den Wirkungen von Erfolg und Misserfolg auf die Motivation und den Persönlichkeitsdispositionen hinsichtlich der Leistungsmotivation wurde eine Wechselwirkung beobachtet. Erfolg steigert die Leistung von niedrig leistungsmotivierten Personen, während Misserfolg ihre Leistungsbemühungen hemmt. Umgekehrt dämpft Erfolg die Leistung von Personen mit hoher resultierender Leistungsmotivation, während Misserfolg ihre Leistungsbemühungen steigert.“

Konkreter ließe sich somit festhalten, dass das Leistungsmotiv in Form von Erfolgsstreben bzw. Misserfolgsvermeidung Lernen antreibt oder verhindert. Je nach gegebenen Leistungsanforderungen und bestehenden Selbstwirksamkeitsüberzeugungen ergibt sich eine situative Konstellation, die sich günstig oder ungünstig auf die Lernmotivation auswirken kann.

 

Erfolgseinschätzung, Bild:  iStock.com, Dilok Klaisataporn, nicht unter freier Lizenz

 

Leistungsmotive und deren Auswirkung auf das Lernen

Als leistungsmotiviert gilt ein Verhalten, wenn es auf die Erreichung eines Gütestandards gerichtet ist, eine Person also bestrebt ist, eine Aufgabe zu meistern, etwas besonders gut zu machen, sich selbst zu übertreffen oder auch sich im Wettbewerb mit anderen zu beweisen.

Man kann bei der Festlegung eines Gütemaßstabes zwei verschiedene Bezugspunkte anlegen:
 

  1.  Aufgabenorientierung: Lernende vergleichen ihre Leistung mit ihrem eigenen bisherigen Leistungsniveau (individuelle Bezugsnorm).

    Aufgabenorientierte Teilnehmende sind tendenziell nicht an den Bewertungen interessiert, die andere erhalten haben. Sie fokussieren sich auf ihren individuellen Lernfortschritt.
     
  2. Selbstdarstellungsorientierung: Lernende orientieren sich an der Leistung von anderen als Bezugspersonen bzw. -gruppen (soziale Bezugsnorm).

    Selbstdarstellungsorientierte Teilnehmende tendieren dazu, die beste Bewertung erhalten zu wollen, in einem Wettstreit mit anderen als Sieger hervorzugehen, den Schein, kompetent zu sein, wahren zu wollen und sich nicht gut zu fühlen, wenn andere besser sind als sie.


Aus dem persönlichen Gütemaßstab heraus resultiert das Anspruchsniveau von Lernenden. Das bedeutet, sie bestimmen selbst, was sie schaffen wollen. Je nachdem, ob das Anspruchsniveau erreicht wird, erleben die Lernenden Erfolg oder Misserfolg.

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Die Dozentin Frau Siebert hat sich einen Eindruck über die Leistungsmotivation ihrer Teilnehmenden im berufsbegleitenden Kurs „Kommunikation und Führung“ verschafft und gemerkt, dass die Erwartungen an das Lernangebot ebenso unterschiedlich sind, wie die Selbstkonzepte und die Erfolgszuversicht ihrer Teilnehmenden. Jetzt fehlen ihr nur noch die Gütemaßstäbe, die die Teilnehmenden selbst ihrem Lernverhalten zugrunde legen. Ob sich diese an ihren eigenen Leistungen oder den Leistungen der anderen Kursteilnehmenden ausrichten und mit welchem Lernergebnis die Teilnehmenden für sich warum zufrieden sind, möchte sie nun in Erfahrung bringen, indem Sie eine Aufgabe einsetzt, bei der es darum geht, die beste Lösung möglichst rasch auf einem zielführenden Weg zu finden. Wie Frau Siebert vermutet hat, rotten sich einige in Gruppen zusammen, schirmen sich gegen die anderen ab und versuchen gemeinsam eine Lösung zu entwickeln, während es auf der anderen Seite auch alleine durchstartende Teilnehmende gibt, die ihre bisherigen Unterlagen als Basis heranziehen. Interessanterweise gewinnt eine einzelne Lernende den kleinen Wettstreit, worauf die Gruppen sowie die einzeln Vorgehenden unterschiedlich reagieren: von Frust über Ausreden bzw. Gleichgültigkeit bis Freude für die Gewinnerin sind alle Gemütslagen vertreten.

Geeignetes Lernklima

Für die Herstellung leistungsmotivierender Lernsituationen steht die Realisierung eines geeigneten Lernklimas im Zentrum des Interesses.

Dabei wird zwischen einem Lernklima zur Förderung der Aufgaben- und der Selbstdarstellungsorientierung unterschieden:
 

  1. Bei der Aufgabenorientierung steht die Auseinandersetzung mit individuell herausfordernden Inhalten und deren Lösung im Vordergrund.
     
  2. Ein Wettbewerbsklima kann durch kompetitive Aufgaben, positive Bestärkung, Ermutigung durch Instruktionen und Feedback sowie Betonung der Bedeutung von Erfolg und Sieg begünstigt werden.


Zusammenfassung

Zusammenfassend betrachtet zielt eine Förderung der Lernmotivation unter Leistungsgesichtspunkten darauf ab, Lernende durch Anreize so zu stimulieren, dass sie zu Leistungen herausgefordert werden, die ihren Gütewertmaßstäben entsprechend anregend für sie sind.


Referenzen

Weiner, B. (1976). Theorien der Motivation. Stuttgart: Klett.