Leistungsmotivation ist ein komplexes Konstrukt, das nicht nur auf Persönlichkeitsmerkmalen beruht, sondern auch durch die Gestaltung von Lehr-Lernsituationen beeinflussbare Komponenten beinhaltet. Doch welche Komponenten sind das?

Begriffsverständnis  von Leistungsmotivation

Motivation ist die Bereitschaft, sich in Bewegung zu setzen (movere (lat.) = bewegen) und in einer konkreten Situation eine bestimmte Handlung mit einer bestimmten Intensität bzw. Dauerhaftigkeit auszuführen.

 

 

Motivation verschafft die nötige Energie, um einen vorhandenen Zustand zu verlassen bzw. ein angestrebtes Ziel zu erreichen. Motivation ist also eine akute Bewegungsbereitschaft, die aus einer Diskrepanz zwischen einem Soll- und Ist-Zustand entsteht. Sie richtet die eigene Wahrnehmung auf die bedürfnisrelevante Situation, die angestrebt werden soll, aus.

Leistung wird verstanden als die unternommene Anstrengung und das erzielte Ergebnis bei einer Handlung. Beides wird an bestimmten Gütemaßstäben gemessen, die eine Aussage über die Tüchtigkeit einer Person erlauben.

Unter Leistungsmotivation versteht man die Tendenz, Energie und Ausdauer in die Bearbeitung und den erfolgreichen Abschluss einer subjektiv bedeutsamen Aufgabe zu investieren. Legen Personen das Bestreben an den Tag, ihre Tüchtigkeit zu steigern oder möglichst hoch zu halten, handeln sie nach dem Motiv der Leistung bzw. leistungsmotiviert.

Motive als Ausgangspunkt

Motive sind einzelne dauerhafte Merkmale eines Menschen, die die Motivation beeinflussen und dafür sorgen, dass bestimmte Anreize, wie Leistung, Anschluss oder Macht angestrebt werden. Jedes Motiv hat seinen Ursprung in einem Bedürfnis, das anmeldet, wie sehr der aktuelle Zustand vom Wunschzustand abweicht. Im Unterschied zu „reinen“ Bedürfnissen sind Motive aber mit Erfahrungswissen verknüpft, das für eine Vielzahl von Situationen passende Handlungsmöglichkeiten anbietet.

Die Intensität eines Motivs in einem konkreten Einzelfall setzt sich über eine Grundmotivation hinaus aus zwei weiteren Faktoren zusammen: Den Erfolgsaussichten und dem subjektiven Wert eines Ziels (vgl. folgende Abbildung).

 

Veranschaulicht am Beispiel der Motivation, ein Team zu leiten:

 

Komponenten der Leistungsmotivation, Abbildung: Eigene Darstellung, CC BY-SA 3.0 DE

 

Die Erfolgsaussichten können dabei eher positiv oder negativ behaftet sein, Handelnde als von einem Misserfolg oder Erfolg ausgehen, was sich wiederum auf ihr Grundmotiv und den subjektiven Wert des Ziels auswirkt.

So hängt zum Beispiel eine motivierte Teilnahme Lernender an einer Weiterbildung davon ab, wie sie subjektiv das Lernziel für sich bewerten und wie sie die Chance sehen, mit der Weiterbildung beruflich oder auch privat voranzukommen .

Grundmotivation Leistung

Wie sehr Lernende in einer gegebenen Situation Erfolg anstreben bzw. Misserfolg zu vermeiden versuchen, hängt von der Stärke ihres Leistungsmotivs ab. Es umfasst die beiden antagonistischen Tendenzen „Hoffnung auf Erfolg“ und „Furcht vor Misserfolg“, die sich auf das Erleben von Stolz bzw. auf das Vermeiden von Beschämung richten. Je nachdem, welche der Komponenten überwiegt, sind Lernende erfolgs- oder misserfolgsmotiviert.

Die Ausprägung des Leistungsmotivs beeinflusst verschiedene Verhaltensparameter. So setzen sich erfolgsmotivierte Personen in Leistungssituationen realistischere Lernziele, sind im Lernprozess ausdauernder und erbringen dabei höhere Lernleistungen als misserfolgsmotivierte Personen.

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Die Dozentin Frau Siebert gibt einen Kurs zum Thema „Kommunikation und Führung“, der von einer „bunten“ Gruppe Teilnehmender als berufsbegleitende Qualifizierung besucht wird. Schon zu Beginn des Kurses bemerkt Frau Siebert, dass einige der Teilnehmenden eindeutige Macher-Typen sind. Sie sind aktiv dabei, übernehmen bei Gruppenarbeiten eine leitende Rolle und sind an einer ausführlichen Rückmeldung zu ihren Leistungen interessiert. Sie scheinen mit der Fortbildung einen hohen subjektiven Wert zu verbinden und werden vermutlich rasch in Führungspositionen aufsteigen. Andere hingegen verhalten sich eher zögerlicher und zurückhaltender, sie scheinen weniger um eine gute Leistung in dem Kurs bemüht. Die genaueren Ursachen möchte Frau Siebert noch herausfinden. Ob es eventuell an geringen Erfolgsaussichten liegt, in einer Führungsposition tätig zu werden oder andere Motive diese zur Kursteilnahme bewegt haben, könnte hilfreich für ihre weitere Gestaltung des Kurses sein.

Zusammenfassung

Leistungsmotivation kann zusammenfassend als ein aktivierender, richtunggebender und richtungshaltender Prozess verstanden werden, den man bildlich mit dem Motor eines Autos und dessen Steuerung vergleichen kann. Die Leistungsmotivation resultiert aus dem Zusammenspiel von dem Leistungsmotiv, Merkmalen einer Person und dem Ausmaß, in dem eine Situation das Leistungsmotiv anregt.


Referenzen

Arnold, R., Nolda, S. & Nuissl, E.  (2001). Wörterbuch der Erwachsenenpädagogik. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Heckhausen, J. & Heckhausen, H. (2006). Motivation und Handeln. Heidelberg: Springer.

Mietzel, G. (2007). Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens (8. Auflage). Göttingen: Hogrefe.

Siebert, H. (2006). Lernmotivation und Bildungsbeteiligung. Studientexte für Erwachsenenbildung. Bielefeld: Bertelsmann.