Lehrende und Anbieter sollten Interesse daran haben, dass Teilnehmende in einer Weiterbildung wiederkommen,  aber auch daran, dass sie lernen können und dass das Gelernte anschlussfähig und relevant ist. Dafür ist Teilnehmerorientierung wichtig und diese beginnt idealerweise schon bei der Kursplanung. Damit sie gelingt, müssen Lehrende möglichst viel über die Lerngewohnheiten und Interessen der Teilnehmenden wissen. Dies geschieht vor und mit dem Beginn der Weiterbildung.

Ohne Teilnehmende gibt es keine Weiterbildungsveranstaltungen. Anders als in der Schule müssen sich Bildungseinrichtungen für Erwachsene deshalb bereits im Vorfeld damit auseinandersetzen, wie sie diejenigen Personen und Gruppen erreichen, an die sich ihre Angebote richten (vgl. Iller 2011, S. 188).

Kennzeichnend für die meisten Formen der Erwachsenenbildung ist das Prinzip der Freiwilligkeit der Teilnahme (vgl. Fawcett 2016). Von Hippel und Tippelt (2010, S. 801) betonen, dass es wichtig ist zu wissen, mit welchen Bildungsinteressen und Bildungsbedürfnissen Teilnehmende in die Kurse kommen und welche Lernmotive, Lernbarrieren und Erwartungen vorhanden sind. So können Kursleitende passende Programme und Angebote gestalten, diese potenziellen Teilnehmenden näher bringen und in den Veranstaltungen halten. 

 

Das Bild zeigt verschiedene Personen und Aspekte, die die zielgruppenorientierte Planung betreffen, wie z. B. Bildungsinteressen.

Zielgruppenorientierte Planung, Bild: Eigene Darstellung

 

Teilnehmerorientierung bei der Kursplanung erfordert Zielgruppenorientierung. Während Teilnehmerorientierung bei der Planung, Durchführung und Überprüfung der Lehr-/Lernprozesse wichtig ist, betrifft Zielgruppenorientierung die Erstellung und Beschreibung von Programmangeboten im Vorfeld (vgl. Holm 2012).

Teilnehmerorientierung bei der Planung bedeutet, „nicht den Lernstoff, sondern seine Bedeutung für die Teilnehmer/innen zum Angelpunkt didaktischer Planung zu machen“ (Bastian 1989, S. 89).

Um zu wissen, welche Bedeutung der Inhalt einer Weiterbildung für die Teilnehmenden hat, um die Planung entsprechend vorzunehmen, muss etwas über diese, also die Zielgruppe der Veranstaltung, bekannt sein.

 

Verschiedene Aspekte von Zielgruppenorientierung

Eine Zielgruppe, das heißt  die Gruppe von Adressaten und Adressatinnen, lässt sich anhand bestimmter sozialstruktureller Merkmale auf drei Ebenen zusammenfassen, die die Sozialwissenschaftler Brüning und Kuwan wie folgt beschreiben.

Klicken Sie auf die Info-Punkte, um die Aspekte der verschiedenen Ebenen zu sehen.

 

 

Die Ebenen helfen dabei, die potentiellen Teilnehmenden, ihre Lebenssituationen und Interessen an Verwendungszusammenhängen des Gelernten in den Fokus der Planung zu nehmen. Sie dienen  "auf der makro- und mesodidaktischen Handlungsebene als Planungskonzept, um „zielgenau nutzungs- und verwendungsgerecht Angebote für ausgewählte Adressat/innengruppen zu erarbeiten“ und „Menschen mit einem bestimmten (Bildungs-) Ziel zusammenzufassen“ (Gieseke 2015, S. 168). Zugleich bedeutet Zielgruppenorientierung in der mikrodidaktischen Planung und Durchführung von Angeboten die Notwendigkeit, die Lebenswelt von Teilnehmenden und für sie relevante Handlungssituationen in Betracht zu ziehen (vgl. Schäffter 1981, S. 25)" (Fawcett 2016, S. 11). 

Auf diese Weise können Weiterbildungen geplant und ausgeschrieben werden, die für eine bestimmte Zielgruppe relevant ist. Denn aus der Kenntnis über die Zielgruppe ergeben sich auch die Bedarfe, die diese haben und auf deren Grundlage die Feinplanung einer Weiterbildung beginnen kann.

 

Checkliste: Weiterbildungen zielgruppengerecht planen

Um für die Planung einer Weiterbildung ausreichend Informationen zu haben, eignen sich die folgenden Fragen aus dem Modell zur Angebotsentwicklung für Weiterbildungseinrichtungen von Schlutz (2006). Dieses beinhaltet sechs Findungs- und Prüfkriterien mit entsprechenden Fragen (Glade et al. 2017, S. 108):

  • "Erste Vorstellungen und Ideen zur Verwendungssituation: Wofür soll ein Angebot entwickelt werden?
  • Zielgruppe/Bedarf: Für wen soll die Weiterbildung geplant werden und welcher spezielle Bedarf besteht für diese Gruppe?
  • Lernziel/Qualifikation: Wozu soll das Angebot dienen?
  • Inhalte: Was soll gelernt werden und wie?
  • Medien/Lernort: Womit und wo werden Inhalte vermittelt?"

Referenzen

Bastian, H. (1989). Teilnehmerorientierung in der Kulturellen Bildung. In: Müller-Blattau, M. (Hrsg.), Kulturelle Bildung an der Volkshochschule. Positionsbesinnung – Positionsbestimmung (S. 89–102). Frankfurt/M.: Deutscher Volkshochschul-Verband.

Brüning, G., & Kuwan, H. (2002). Benachteiligte und Bildungsferne – Empfehlungen für die Weiterbildung. W. Bielefeld: Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG.

Fawcett, E. (2016). Zielgruppenorientierung in der Erwachsenenbildung  am Beispiel des Fachbereichs „Angebote für behinderte und nicht-behinderte Menschen“ am Bildungszentrum  Nürnberg – Eine Programmanalyse. Erwachsenenpädagogischer Report, Bd 51. Berlin: HU-Berlin.

Gieseke, W. (2015). Programme und Angebote. In: Dinkelaker, J.; von Hippel, A. (Hrsg.), Erwachsenenbildung in Grundbegriffen. Stuttgart: Kohlhammer. S. 165–173.

Glade, E.;  Neureuther, J. (2017). Zielgruppenorientierung in der wissenschaftlichen Weiterbildung. In:  Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung 2017 (1). S. 106-113.

Holm, U. (2012). Teilnehmerorientierung als didaktisches Prinzip der Erwachsenenbildung – aktuelle Bedeutungsfacetten. Verfügbar unter: www.die-bonn.de/doks/2012-teilnehmerorientierung-01.pdf (zuletzt abgerufen am 08.01.2020)

Iller, C. (2011). Teilnehmerorientierung als Antizipation: Zum bildungspolitischen  Anspruch didaktischer Prinzipien. In:  Erwachsenenpädagogischer Report; Bd. 16. Berlin: HU-Berlin. S. 188-192.

Schäffter, O. (1981). Zielgruppenorientierung in der Erwachsenenbildung. Aspekte einer erwachsenenpädagogischen Planungs- und Handlungskategorie. Braunschweig: Westermann

Schlutz, E. (2006). Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwicklung. Waxmann: Münster.

Von Hippel, A. & Tippelt, R. (2010). Adressaten-, Teilnehmer- und Zielgruppen-forschung. In: Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung (S. 801-812). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.