Wenn Sie zu Beginn einer Weiterbildung mit der Kursgruppe über ihre Erwartungen, Wünsche, Vorerfahrungen oder auch Befürchtungen sprechen, ist das bereits ein wichtiges Feedback. Es bietet für den weiteren Lernprozess viele Chancen.

Eine Erwartungsabfrage kann ein erster Schritt hin zu einer etablierten gegenseitigen Feedback-Kultur sein. Wenn Sie die Erwartungen und Wünsche der Lernenden kennen, können Sie die Weiterbildung und weitere Feedbackrunden besser auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden anpassen.  

 

Dozent sitzt vor der Kursgruppe, über seinem Kopf leuchtet eine Glühbirne. Über der Kursgruppe sind bunte Sprechblasen zu sehen.

Die Erwartungsabfrage aus Sicht der Lehrenden, eigene Darstellung

 

Selbst wenn Ihre Planung weitgehend feststeht, kann es sinnvoll sein, die Erwartungen der Teilnehmenden abzufragen, denn 

... die Teilnehmenden machen sich klar, warum sie eigentlich in dieser Weiterbildung sind: Was sie lernen und mitnehmen wollen und  welche Ziele sie haben. Mit klaren Lernzielen vor Augen kann der spätere Feedbackprozess in beide Richtungen viel konkreter ablaufen.

 

Kursgruppe mit Dozentin. Die Dozentin schreibt die neue, ergänzte Kursplanung an die Tafel. Über den Köpfen der Teilnehmenden erscheinen Glühbirnen.

Die Erwartungsabfrage aus Sicht der Lernenden

 

... Sie können überprüfen, inwieweit die Erwartungen und Ziele der Teilnehmenden mit Ihrer Planung übereinstimmen. Auch bei einer  ziemlich festgelegten Planung lassen sich oft noch Varianten oder Änderungen vornehmen.


Checkliste für eine gute Feedback-Kultur

  • Erwartungen, Wünsche, Erfahrungen und Befürchtungen zu Kursbeginn abfragen
  • Feedbackrunden auf Bedürfnisse der Teilnehmenden anpassen
  • Durch einen klaren und sicheren Rahmen ein offenes und ehrliches Feedback ermöglichen
  • Feedback-Methoden nach dem Ziel des Feedbacks auswählen

3 x 3 Methoden für Ihre Weiterbildungen

1. Erwartungen klären - Drei Methoden für die Anfangsphase

Um die Erwartungen, Wünsche und Vorerfahrungen der Teilnehmenden kennenzulernen, gibt es eine Vielzahl an Methoden. Einige der Methoden verbinden Aspekte des gegenseitigen Kennenlernens mit der Abfrage von Interessen und Wünschen.  

 

2. Drei Methoden für das Lerner-Lehrer-Feedback im Kursverlauf

Im Kursverlauf kann es unterschiedliche Gründe für Lehrende geben, sich ein Feedback von den Lernenden einzuholen.

 

3. Drei Feedback-Methoden für den Abschluss

Auch zum Abschluss einer Weiterbildung spielt Feedback eine wichtige Rolle: Lehrende bekommen eine abschließende Rückmeldung und können diese für weitere Veranstaltungen nutzen. Es ist außerdem den Lernenden gegenüber eine wertschätzende Haltung, ihre Meinung einzuholen.

 


Referenzen

Edkimo: (2014). Schülerfeedback: 5 Feedback-Methoden für den Schulalltag mit Papier und Tafel. Online abrufbar unter: Schülerfeedback: 5 Feedback-Methoden für den Schulalltag mit Papier und Tafel | Edkimo

Fengler, J. (2009). Feedback geben: Strategien und Übungen. Weinheim: Beltz.

Geißler, K. (2016). Anfangssituationen. Was man tun und besser lassen sollte. Weinheim: Beltz.

Klein, Z. (2016). Lebendige Seminare. Band 1: Kreative Methoden für den Seminareinstieg und die Themeneinführung. Offenbach: GABAL.

Waack, S. (2014). Schülerfeedback: 5 Feedback-Methoden für den Schulalltag mit Papier und Tafel. Verfügbar unter https://edkimo.com/feedback-instrumente-papier-tafel/  (zuletzt abgerufen am 23.09.2019)

Vertiefende Inhalte

Lernförderliches Feedback: Eine Feedbackkultur  entwickeln

Menschen lernen besser, wenn sie Feedback zu ihren Handlungen erhalten. Wenn alle bereit sind, sich gegenseitig Feedback zu geben, können wir viel voneinander lernen. Das Vergleichen von Fremd- und Selbstwahrnehmung ist dabei wichtig. Aber wie kann in der Weiterbildung eine Feedbackkultur aufgebaut werden?

Die Etablierung einer offenen, lernförderlichen Feedbackkultur bedeutet für die meisten Lernenden eine Kulturveränderung. Wenn Feedback effektiv in den Lernprozess integriert und gelebt werden soll, reichen keine einzelnen Feedbackmethoden aus. Um Feedback wirksam in der Weiterbildung zu verankern, braucht es einen Entwicklungsprozess, der vom Lehrenden angestoßen und vorgelebt wird. Diese beginnt bestenfalls sofort zu Beginn der Weiterbildung.

Was ist der Mehrwert einer Feedbackkultur?

Eine Feedbackkultur in der Weiterbildung hat viele Vorteile:

  • Schnellere Lern- und Optimierungsschleifen in Lernprozessen und Arbeitsweisen
  • Lehrende und Lernende erhalten Rückmeldungen über ihre Wirkung und ihr Verhalten
  • Störfaktoren können schneller behoben werden, da sie offen angesprochen werden können
  • Vertrauen und Selbstbewusstsein können leichter wachsen
  • Die Ausrichtung auf das gemeinsame (Lern-)Ziel fällt leichter, wenn alle mitdenken und mitgestalten können

Eine wichtige Voraussetzung für Feedback ist Vertrauen

Vertrauen ist ein wichtiger Baustein für die Lehrenden-Lerner-Beziehung, da es die Grundlage bildet für gemeinsames Lernen und Veränderung. Ohne Vertrauen ist es für Lernende schwieriger, sich zu beteiligen und zu öffnen, weil sie dadurch angreifbar werden.

Durch die Pfeile in den folgenden Bildern  können Sie nach rechts und links klicken. 

 

 

Weitere Voraussetzungen für eine Feedbackkultur innerhalb der Gruppe

Neben gegenseitigem Vertrauen gibt es noch weitere Punkte, die für eine Feedbackkultur wichtig sind (Klante 2024).

  • Teilnehmende müssen sich ernst genommen fühlen und respektiert wissen (untereinander und von Seiten des Lehrenden).
  • Feedback muss innerhalb der Gruppe eingeführt werden. Regeln müssen geklärt und begründet werden.
  • Den Teilnehmenden sollten ihre eigenen Lernziele klar sein. Möglicherweise müssen sie sensibilisiert und angeleitet werden, sich über ihre Ziele klar zu werden und diese so konkret wie möglich formulieren.
  • Lernende brauchen eine positive innere Haltung für ein Feedback. Nur wenn sie den Eindruck gewinnen, dass ihnen die Rückmeldung weiterhilft, sind sie dafür bereit.

Um diese Punkte zu erfüllen, ist zum einen die Haltung der Lehrenden wichtig, aber auch die Bereitschaft der Lernenden, sich selber einzubringen und offen zu sein. Des Weiteren können unterschiedliche Methoden genutzt werden, um zum Beispiel Regeln zu erarbeiten oder Lernziele zu ermitteln.

Voraussetzungen für eine Feedbackkultur von Seiten des Lehrenden

Neben der Aufgabe, die Gruppe für Feedback zu sensibilisieren, gibt es weitere Punkte, die Lehrende berücksichtigen sollten, wenn sie ein lernförderliches Klima erzeugen möchten, in dem Feedback möglich ist: 

  • Nehmen Sie sich Zeit für Feedback.
  • Sorgen Sie von Anfang an für ein vertrauensvolles Miteinander in der Gruppe. Dazu gehört zum Beispiel, dass Sie Vertrauen in die Lerngruppe haben.
  • Entwickeln Sie Ihre Instrumente und Verfahren selbst und in Kooperation mit der Gruppe.
  • Beginnen Sie dort, wo Sie ein Interesse an Veränderung haben und wo Erfolge zu erwarten sind.
  • Konzipieren Sie Feedback und verschiedene Feedbackmethoden als kursbegleitendes Verfahren.
  • Es ist hilfreich, wenn Sie ebenfalls offen sind für ein Feedback von Seiten der Lernenden.

Referenzen

Bastianian, J., Combe, A., Langer, R. (2003). Feedback-Methoden. Erprobte Konzepte, evaluierte Erfahrungen. Beltz Verlag

David J. Nicol & Debra Macfarlane‐Dick (2006): Formative assessment and self‐regulated learning: a model and seven principles of good feedback practice, Studies in Higher Education 

Keller H. (2005). Aufbau und Elemente einer Feedbackkultur - Anleitung für schulinterne Projektgruppen. Verlag Impulse

Klante, S. (2024). Feedback: Ein Instrument zur  Verbesserung des Lernens und des Lernprozesses. 2. überarb. Aufl. http://www.die-bonn.de/id/42021