Die Vorgehensweise der Lernbegleitung ist besonders in der Erwachsenenbildung erfolgsversprechend, denn Sie ermöglicht selbstgesteuertes Lernen. Dafür verschiebt sich die Verantwortung für den Lernprozess aber von der Lehrperson zu den Lernenden. Könnten Sie als Lehrperson das Zepter aus der Hand geben?

Warum ist Lernbegleitung gerade mit Erwachsenen oft erfolgsversprechend?

Denken Sie doch einmal an die Teilnehmenden aus einem Ihrer Kurse, egal ob Sie in diesem selbst gelernt oder gelehrt haben.

  • Was wussten Sie über die  (anderen) Teilnehmenden? 
  • Wie war der Kurs zusammengesetzt? 
  • Welches Vorwissen brachten die  (anderen) Teilnehmenden mit? Welchen Bildungsabschluss?
  • Lernten manche Teilnehmenden schneller als andere? 
  • Welches Ziel verfolgten sie mit dem Kurs? Wie motiviert waren sie?

Jeder Erwachsene ist anders. Die Herausforderung beim „belehren“ von Erwachsenen liegt darin, dass der Lernprozess von einer Vielzahl individueller Faktoren beeinflusst wird: Sei es das bereits vorhandene Vorwissen, die persönliche Lernstrategie, die individuelle Bedeutung des Lernziels oder auch das soziale Umfeld – kein Erwachsener gleicht dem anderen und demnach lernt auch kein Erwachsener wie ein anderer. 

Deshalb ist reine Wissensvermittlung in der Weiterbildung auch nicht zielführend. Lernerfolg kann nicht erzeugt, sondern lediglich ermöglicht werden. Aus diesem Grund braucht die Weiterbildung eine Didaktik, die dem Erwachsenen alles, was er zum Lernen braucht, zur Verfügung stellt: Theoretisches Wissen, Rahmenbedingungen, ein vielfältiges Angebot an Lernmethoden und Unterstützung bei der Umsetzung (vgl. Abb. 1). Die Auswahl und Anwendung der Methoden und das Durchlaufen des Lernprozesses liegt dann bei den Teilnehmenden selber. 

 

Lernbegleitung im Sinne der Ermöglichungsdidaktik

Definition: Ermöglichungsdidaktik

Folgt man dem Erwachsenenpädagogen Rolf Arnold, liegt bei der Ermöglichungsdidaktik der Fokus auf den Lernenden und übergibt ihnen die Verantwortung für den eigenen Lernprozess. Dabei tritt die Konstruktion von Wissen durch die Lernenden an die Stelle der Vermittlung.

Die Lernenden setzen sich selbst ihre Lernziele und zwar eigenständig und selbstgesteuert. Dadurch können sie sich so erfolgreich Informationen aneignen und diese verarbeiten, wie es eine Lehrperson durch „Belehrung“ nicht vermag. Die Lehrperson wiederum schafft die Voraussetzungen und Bedingungen, damit Lernende sich Inhalte selbst erschließen können.

 

Bezüge zur Lernbegleitung

Die Lehrperson als Lernbegleiter hat die Aufgabe, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern Lernarrangements zu gestalten, die den Teilnehmenden selbstgesteuertes Lernen ermöglichen. In der heterogenen Erwachsenenbildung ist es schwer, allen Lernbedürfnissen gerecht zu werden. Lernbegleitung bietet eine effektive Unterstützung, um individuelles Lernen zu fördern, Teilnehmende nachhaltig zu motivieren und ihre Stärken zu stärken.


Referenzen

Arnold, R. (2011). Der Lehr-/Lernprozess. In T. Fuhr, P. Gonon & C. Hof (Hrsg.), Erwachsenenbildung – Weiterbildung (1. Aufl., S. 429-448). Paderborn: Ferdinand Schöningh.

Arnold, R. (2012). Ermöglichungsdidaktik – die notwendige Rahmung einer nachhaltigen Kompetenzreifung. Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, 41 (2), 45-48.

Erpenbeck, J. (2016). Stoppt die Kompetenzkatastrophe! (1. Aufl.). Berlin, Heidelberg: Springer.

Schüßler, I. & Kilian, L. (2017). Zum Wandel akademischer Lehr-Lernkulturen: Von erzeugungs- zu ermöglichungsdidaktischen Lehr-Lernarrangements. In H.R. Griesehop & E. Bauer (Hrsg.), Lehren und Lernen online (1. Aufl., S. 83-108). Wiesbaden: Springer.

Schüßler, I. (2012). Ermöglichungsdidaktik – Grundlagen und zentrale didaktische Prinzipien. In W. Gieseke, E. Nuissl & I. Schüßler (Hrsg.),  Reflexionen zur Selbstbildung. Festschrift für Rolf Arnold (1. Aufl., S. 131-151). Bielefeld: Bertelsmann.