Da sich wissenschaftliche Erkenntnisse nicht immer eins zu eins in praktische Erfordernisse übersetzen lassen, ist ein Modell hilfreich, welches Aussagen darüber macht, wie motiviertes Verhalten in Online-Lernumgebungen gefördert werden kann. Hier kann das ARCS-Modell eine gute Hilfe sein.  

Das ARCS-Modell von Keller (1983) beschäftigt sich mit der Motivation von Lernenden, basierend auf ihren Zielen und der Einschätzung ihrer Fähigkeit, diese zu erreichen. Es bietet praktische Anleitungen für das Design von Lernmaterialien, indem es sich auf vier Schlüsselfaktoren konzentriert: Attention (Aufmerksamkeit), Relevance (Relevanz), Confidence (Erfolgserwartung) und Satisfaction (Zufriedenheit) (vgl. Astleitner, 2003). Diese Punkte wurden in verschiedenen Studien empirisch untersucht (Astleitner und Hufnagl, 2003; Feng und Tuan, 2005; Huett et al., 2008; Means et al., 1997; Visser et al., 2002). 

Im Folgenden sehen Sie das Modell. Durch das Klicken auf die Check-Punkte erhalten Sie weitere Informationen zu den vier Aspekten:

Das ARCS Modell nach Astleitner 2003, Bild: Eigene Darstellung

 

Das ARCS-Modell in der Praxis

Im Folgenden finden Sie praxisrelevante  Informationen zu zwei Aspekten des Modells. Klicken Sie auf die einzelnen Themen, um sich die Inhalte anzuschauen.

Aufmerksamkeit gewinnen ohne abzulenken –  Wie geht das?

Bildauswahl für den Online-Kurs

Bildauswahl, Bild: iStock.com, Nicky Lloyd,

nicht unter freier Lizenz 

Die Frage ist, wie Lehrende das richtige Maß finden, um Aufmerksamkeit zu gewinnen und aufrechtzuerhalten, aber Lernende nicht abzulenken (vgl. Zander & Heidig, 2020). 

Studien (vgl. Carney und Levin, 2002; Levin et al., 1987) zeigen, dass Texte mit Bildern besser beim Lernen helfen als rein textbasierte Materialien. Allerdings können zu viele unwichtige Bilder, Videos oder Musik die Lernleistung beeinträchtigen, obwohl sie das Interesse steigern. Es wird angenommen, dass sie die Emotionen und Motivation verbessern, aber auch die kognitive Belastung erhöhen und das Lernen behindern können. 

Besonders wenn die Lernzeit begrenzt ist, können zu viele dekorative Elemente das Behalten und den Wissenstransfer beeinträchtigen, wie eine Studie von Rey (2012) zeigt. 

Welchen Mehrwert können  Pädagogische Agenten   in digitalen Lernumgebungen  haben?  

pädagogische Agenten

pädagogischer Agent, Bild: iStock.com,

Tippapatt, nicht unter freier Lizenz 

Pädagogische Agenten sind (häufig animierte) Figuren, die durch Lernplattformen führen und den Lernprozess unterstützend begleiten. Einen Überblick über deren Wirksamkeit und die lernförderliche Gestaltung Pädagogischer Agenten gibt ein Review von Heidig und Clarebout (2011) sowie eine Metaanalyse von Schroeder et al. (2013): „Diese widersprechen sich in den Aussagen darüber, inwieweit eine menschliche einer computergenerierten Stimme sowie geschriebener Text einem gesprochenen Text vorzuziehen ist. Heidig und Clarebout (2011) kommen zu dem Schluss, dass gesprochener Text und eine menschliche Stimme besser geeignet sind und beziehen sich dabei auf Studien, die in der Metaanalyse (Schroeder et al., 2013) nicht berücksichtigt wurden.“ (Zander & Heidig, 2020, S. 406-407). Übereinstimmend kommen jedoch beide zu dem Schluss, dass allein die Präsentation einer Figur nicht ausreicht, um Motivation und Lernerfolg zu fördern: „Stattdessen muss die Gestaltung der Figur und ihre Funktion im Lernprozess der jeweiligen Lernumgebung, den Lernzielen und den Eigenschaften der Lernenden (Zielgruppe) angepasst werden.“ (Zander & Heidig, 2020, S. 407) 


Referenzen

Astleitner, H., & Hufnagl, M. (2003). The effects of situation-outcome-expectancies and of ARCS-strategies on self-regulated learning with web-lectures. Journal of Educational Multimedia and Hypermedia, 12(4), 361–376.  

Carney, R. N., & Levin, J. R. (2002). Picturial illustrations still improve students’ learning from text. Educational Psychology Review, 14, 5–26.  

Feng, S. L., & Tuan, H. L. (2005). Using ARCS model to promote 11th graders’ motivation and achievement in learning about acids and bases. International Journal of Science and Mathematics Education, 3(3), 463–484.  

Hasselhorn, M., & Gold, A. (2013). Pädagogische Psychologie. Erfolgreiches Lernen und Lehren (3. Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer.  

Heidig, S., & Clarebout, G. (2011). Do pedagogical agents make a difference to student motivation and learning? A review of empirical research. Educational Research Review, 6(1), 27–54.  

Huett, J. B., Kalinowski, K. E., Moller, L., & Huett, K. C. (2008). Improving the motivation and retention of online students through the use of ARCS-based e-mails. The American Journal of Distance Education, 22(3), 159–176.  

Keller, J. M. (1983). Motivational design of instruction. In C. M. Reigeluth (Hrsg.), Instructional design theories and models: An overview of their current studies. Hillsdale: Erlbaum.  

Keller, J. M. (2007). Motivation and performance. In R. A. Reiser & J. V. Dempsey (Hrsg.), Trends and issues in instructional design and technology (2. Aufl., S. 82–92). Upper Saddle River.  

Levin, J. R., Anglin, G. J., & Carney, R. N. (1987). On empirically validation functions of picture in prose. In D. M. Willows & H. A. Houghton (Hrsg.), The Psychology of illustration. Vol. 2: Basic research (Bd. 2, S. 51–85). New York: Springer.  

Means, T. B., Jonassen, D. H., & Dwyer, F. M. (1997). Enhancing relevance: Embedded ARCS strategies vs. purpose. Educational Technology Research and Development, 45(1), 5–17.  

Rey, G. D. (2012). A review of research and a meta-analysis of the seductive detail effect. Educational Research Review, 7, 216–237.  

Schroeder, N. L., Adesope, O. O., & Gilbert, R. B. (2013). Hoe effective are pedagogical agents for learning? A meta-analytic review. Journal of Educational Computing Research, 49(1), 1–39.  

Visser, L., Plomp, T., Amirault, R. J., & Kuiper, W. (2002). Motivating students at a distance: The case of an international audience. Educational Technology Research and Development, 50(2), 94–110.  

Zander, S. & Heidig, S. (2020). Motivationsdesign bei der Konzeption multimedialer Lernumgebungen. In Niegemann, H. & Weinberger, A. (Hrsg.),  Handbuch Bildungstechnologie - Konzeption und Einsatz digitaler Lernumgebungen, (S. 393-416 ), Berlin, Heidelberg: Springer.  

Zander, S., & Niegemann, H. M. (2014). Motivationsdesign. In A. Hohenstein & K. Wilbers (Hrsg.), Handbuch E-Learning. Neuwied: Wolters Kluwer.