Bildungsberatung begleitet oft die praktische Arbeit in allen pädagogischen Bereichen, ist aber auch ein eigenständiges pädagogisches Arbeitsfeld. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, auf welchen Ebenen sie stattfindet, welche Ziele sie verfolgt und welche Formen pädagogischer Unterstützung sie bietet.
Beratung ist keine allgemeine, offene Gesprächssituation, sondern ein konstruiertes Setting, um einer Person einen Raum zu bieten, sich mit einer Entscheidungssituation zu beschäftigen. Hierfür muss nicht explizit nach einem Beratungstermin gefragt werden, es reicht aus, dass zum Beispiel ein Teilnehmender nach einem Training noch Fragen hat und wissen möchte, wie er das Gelernte in der Praxis anwenden kann oder sich nicht sicher ist, ob er in dieser Veranstaltung richtig ist.
Beratung kann "organisatorisch, möglicherweise sogar institutionell ausdifferenziert sein, sich auf Teilnehmende beziehen oder auf kollegialer Ebene abspielen. Variationen richten sich außerdem nach Anlass, Inhalt, Dauer, Konzeption der Einrichtung und natürlich nach den persönlichen Orientierungen und Fähigkeiten, die [Lehrende] hier einbringen" (Knoll 2008, S. 14).
Ziele von Beratung
Selten gibt es direkte inhaltliche Ziele in Beratungssettings, jedoch gibt es Verlaufsziele. So soll Beratung auf der individuellen Ebene dazu beitragen, die bildungs- und berufsbiografische Gestaltungskompetenz zu erweitern und damit unter anderem die persönlichen Möglichkeiten von Bildungsbeteiligung und Beschäftigungsfähigkeit zu erhöhen. Auf diese Weise sollen Teilnehmende zum Beispiel in die Lage versetzt werden, Angebote zu finden, die zu ihnen passen, effizient(er) zu lernen oder das Gelernte in der Praxis anzuwenden.
Darüber hinaus spielen auch bildungs- und arbeitsmarktpolitische Ziele eine Rolle: Eine gute Bildungs- und Berufsberatung kann die Effektivität und Effizienz des Bildungssystems erhöhen, z. B. indem sie die Abbruchquoten verringern hilft. Auf der arbeitsmarkt-politischen Ebene stärkt sie die Funktionsfähigkeit des Arbeitsmarktes durch die Bereitstellung eines optimal qualifizierten Arbeitskräftepotenzials.
Auf der gesellschaftspolitischen Ebene kann sie die Chancen zur gesellschaftlichen Teilhabe erhöhen und die soziale Integration tendenziell ausgegrenzter Gruppen fördern.
Das Spannungsfeld zwischen Rat geben und Hilfe zur Selbsthilfe in der Beratung
Bildung und Lernen bedeuten, dass ein Mensch dauerhaft lernt, selbstständig Probleme zu lösen, auch in wechselnden Situationen. Je mehr es um die eigene Person geht, desto wichtiger wird dieses "Selbst". Für diese Selbständigkeit braucht es Raum zur Entfaltung und Übung. Unterstützung ist wichtig, aber in Form von Begleitung, nicht direkter Anweisung (vgl. Knoll 2008).
Knoll (2008) empfiehlt vor diesem Hintergrund verschiedene Handlungsformen pädagogischer Unterstützung, die ich inhaltlich und begrifflich unterscheiden.
Klicken sie auf die Fragezeichen im Bild, um sich die von ihm unterschiedenen Handlungsformen (nach Knoll 2008) anzeigen zu lassen.
Es zeigt sich, dass echte Beratungssituationen seltener sind als der häufige Gebrauch des Begriffs vermuten lässt. Oft sind Anleitung und Information ausreichend und angemessen. Lehrende in der Erwachsenenbildung müssen in der Lage sein, die richtige Handlungsform bewusst zu wählen und zwischen Beratung und Anleitung zu unterscheiden.