Lernwiderstände können sich unterschiedlich äußern und in verschiedenen Situationen auftreten. Manchmal sind sie selbst für die betroffene Person kaum wahrnehmbar, in anderen Fällen ist der Widerstand nicht zu übersehen. Den Lehrenden kommt die Aufgabe zu, um Lernwiderstände zu wissen und sie im Kurskontext richtig einordnen zu können.

Innere Lernverweigerung

Spricht man von verschiedenen Arten oder Formen von Lernwiderständen, können zwei Aspekte gemeint sein: Auf der einen Seite die Äußerungen von Lernwiderständen und zum anderen die Situationen, in denen Lernwiderstände entstehen.

Lernwiderstände sind zumeist Formen innerer Lernverweigerung. Kursleitende, Teilnehmende oder Personen von außen geben ein Lernziel oder einen Lernauftrag vor, dem sich Teilnehmende teilweise oder vollständig verweigern. Nicht zwangsläufig äußern die Verweigernden aber ihren Widerstand. Meistens ist ihnen selbst nicht direkt klar, was sie blockiert oder am Lernen hindert. Gründe können sowohl im aktuellen Lernprozess als auch in ihrer persönlichen Biografie zu finden sein. Die sozialen Rahmenbedingungen spielen ebenfalls eine große Rolle. In jedem Fall sind die Gründe vielfältig.

Lernwiderstand oder Lernresistenz?

Arnold (2000) betont in diesem Zusammenhang, dass der Begriff Widerstand in der Erwachsenenbildung nicht wirklich passend ist und schließt sich Tietgens an, der vorschlägt, besser  „von Resistenz zu sprechen, insofern dabei eine Abwehrhaltung assoziiert wird, hinter der ein bewusstes Verweigern des Mitmachens steht, aber noch nicht die Intention eines Gegenhandelns“ (Tietgens 1991, S. 11f).

Blockierter Lernprozess

Was sind Lernwiderstände?

Es gibt keine einheitliche Definition von Lernwiderständen. Sie sind nur im Zusammenhang mit dem Lernen zu betrachten und zu verstehen:

Lernen ist ein aktiver Prozess. Die Gründe dafür, warum Erwachsene lernen, sind vielfältig. Es kann sich um eine berufliche Weiterbildung, persönliches Interesse oder von außen auferlegte Lerninhalte handeln. Abhängig davon, ob das Lernen freiwillig oder unfreiwillig passiert, ist dieser Vorgang expansiv (freiwillig lernen wollen) oder defensiv (lernen müssen) (vgl. Faulstich, Fornek & Knoll 2005, S.26). 

Freiwilliges Lernen passiert, wenn die Betroffenen auf ein Problem stoßen, welches sie selbstständig lösen wollen oder ein vorhandenes Problem zum Eigenen gemacht wird, welches es zu lösen gilt. Dieser Vorgang wird als expansives Lernen bezeichnet (vgl. Faulstich & Bayer 2006, S.19). Wird ein Lernvorhaben von außen angeordnet oder erwartet, so ist von unfreiwilligem Lernen, auch defensiven Lernprozessen, die Rede (vgl. Faulstich & Bayer 2006, S.19). 

Ludwig und Grell (vgl. 2017, S.130) beschreiben die Unterscheidung zwischen expansivem- und defensivem Lernen als Werkzeug zum Verstehen und kritischen Reflektieren des Lernprozesses.  (vgl. Faulstich, Fornek & Knoll 2005). 

Der Begriff Lernwiderstand bedeutet, dass der individuelle Lernprozess teilweise oder vollständig blockiert wird. 

Lernwiderstände sind geprägt von der Biographie der Lernenden, vom sozialen Milieu und den individuellen Erwartungshaltungen (vgl. Faulstich & Bayer 2006, S.19). Dies meint, dass es viele verschiedene Ursachen und Gründe für die Entstehung von Lernhemmnissen gibt. Ob es ein Mangel an zeitlichen oder finanziellen Ressourcen ist, oder einfach die Bereitschaft, sich Fort- und Weiterzubilden und ob im sozialen Umfeld Verständnis oder Ablehnung dafür entgegengebracht wird, alle diese Faktoren wirken sich auf den Lernerfolg aus.

Persönliche Lernwiderstände gliedern sich in nicht-lernen-wollen und nicht-lernen-können. Missfällt beispielsweise Lernenden etwas an der im Kurs genutzten Methode, weil sie sie als ungeeignet einstufen, kann das den Lernprozess beeinflussen und einen Widerstand hervorrufen. Wird eine Methode abgelehnt, weil Lernende sie nicht ganz verstanden haben, sie folglich nicht richtig anwenden können, ist die Entstehung eines Lernwiderstandes ebenso möglich.  

Ausdruck von Lernwiderständen

Wie sich ein Lernwiderstand ausdrückt, hängt von vielen Faktoren ab: Zum Beispiel dem Charakter des widerständigen Individuums, der Relevanz des Lernziels, den äußeren Bedingungen und dem Verhalten der übrigen Kursgruppe. Ein Lernwiderstand kann sich in einer Störung des Kurses ausdrücken und damit sowohl Kursleitung als auch Lerngruppe beeinflussen. Aber auch der kommentarlose Abbruch des Kurses oder die passive Teilnahme am Unterrichtsgeschehen können die Folge sein.

Ursachen von Lernwiderständen

Faulstich und Grell (2003) sortieren Lernwiderstände in fünf verschiedene sogenannte "Lernwiderstandsphänomen-Rubriken". Im Folgenden können Sie sich diese auf den Karten anschauen. Wenden Sie die Karten, um die Rückseite zu sehen.

 


Referenzen

Arnold, R., 2004. Identität und Emotion als Faktoren. Erkenntnisse aus der Lernwiderstandsforschung. In: DIE Zeitschrift 2/2000, S. 23-25.

Faulstich, P. & Grell, P. (2003). Lernwiderstände aufdecken – Selbstbestimmtes Lernen stärken. Verfügbar unter: http://www.die-bonn.de/esprid/dokumente/doc-2003/faulstich03_01.pdf   (zuletzt abgerufen am 18.09.2019)

Faulstich, P.; Forneck, H.; Knoll, J. (Hrsg.) (2005): Lernwiderstand – Lernumgebung – Lernberatung. Bielefeld: Verlag W. Bertelsmann.

Faulstich, P.; Bayer, M. (Hrsg.) (2006): Lernwiderstände. Anlässe für Vermittlung und Beratung. Hamburg: VSA- Verlag.

Ludwig, J.; Grell, P. (2017): Lerngründe und Lernwiderstände. In: Hessische Blätter für Volksbildung. Erwachsenenbildung als lebensentfaltende Bildung. 67. Jg. 2017, H. 2. Frankfurt am Main: Hessischer Volkshochschulverband e. V.

Quilling, K. (2015). Lernwiderstände. Der DIE Wissensbaustein für die Praxis.  Verfügbar unter http://www.die-bonnde/wb/2015-lernwiderstaende-01.pdf   (zuletzt abgerufen am 18.09.2019)

Siebert, H. (1991). Lernwiderstände lerntheoretisch gesehen. REPORT Literatur- und Forschungsreport, 1991 (28), 76-79.

Tietgens, H.: Historische Varianten der Zurückhaltung gegenüber Bildungsangeboten für Erwachsene. In: Literatur- und Forschungsreport Weiterbildung, 1991, H. 28, S.11-18

Tröster, M. (2000). Lernwiderstände. DIE Zeitschrift, 2000 (2), 41.