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Der totale bzw. primäre Analphabetismus bezeichnet Personen, die kaum oder keinen Schulbesuch hatten und daher nur sehr geringe oder keine Schriftsprachkompetenzen besitzen. Sie können allenfalls einzelne Buchstaben oder Silben entziffern und sind nicht schulisch sozialisiert. Ihnen fehlen Erfahrungen mit Unterrichtsformen, Medien und Methoden. Typisch ist der Bezug zu zugewanderten Erwachsenen aus Ländern ohne verlässliche Schulpflicht.

Der funktionale Analphabetismus beschreibt Menschen, die zwar zur Schule gegangen sind, deren Kompetenzen jedoch nicht ausreichen, um die schriftsprachlichen Mindestanforderungen der Gesellschaft zu erfüllen. Da diese Anforderungen im Zeitverlauf steigen, können Menschen, die nach der Schule keine weiteren Lerngelegenheiten wahrnehmen, unter diese Grenze fallen. Durch berufliche Veränderungen oder Migration kann es zu plötzlichen Steigerungen der Anforderungen kommen, die zuvor ausreichende Kompetenzen ungenügend machen. Der sekundäre Analphabetismus ist ein Sonderfall: Hier kommt es zu einem aktiven Verlernen, wenn geringe Kompetenzen nicht angewendet oder aus Scham und negativen Lernerfahrungen vermieden werden. Funktionale und sekundäre Analphabetisierte verfügen über mehr Kompetenzen als totale/primäre, sind schulisch sozialisiert und kennen Lernmedien, haben jedoch häufig Lernängste und Widerstände.

Die geringe Literalität wird über die Alpha-Level der LEO-Studien beschrieben. Unterhalb von Alpha-Level 4 gelten Personen als gering literalisiert. Level 1 umfasst die Buchstaben- und Silbenebene, Level 2 die Wortebene, Level 3 das Lesen und Schreiben einfacher Sätze. Ab Level 4 ist ein einfaches Textverständnis möglich. Totale/primäre Analphabetisierte bewegen sich überwiegend auf Level 1, funktionale/sekundäre auf Level 2 oder 3. Bei Zweitschriftlernenden ist die Einordnung schwieriger: Theoretisch beherrschen sie mindestens Level 4 in ihrer Erstsprache, praktisch jedoch oft nur eingeschränkt, sodass auch dort funktionale Defizite vorliegen können. Zwischen den Gruppen bestehen deutliche Unterschiede in Kompetenzen, Lernhaltung und Motivation.

Der Zweitschrifterwerb beschreibt das Lernen des lateinischen Alphabets durch Personen, die in einem nicht-lateinischen Schriftsystem alphabetisiert wurden. In der Theorie verfügen sie über gute schulische Erfahrungen und können das lateinische System rasch erwerben; in der Praxis zeigt sich jedoch eine große Heterogenität. Manche beherrschen ihre Erstsprache nur eingeschränkt, sodass der Zweitschrifterwerb mit größeren Schwierigkeiten verbunden ist.

Pseudoalphabetisierung entsteht, wenn Unterricht an den Lebensrealitäten der Lernenden vorbeigeht und lediglich technische Fertigkeiten vermittelt, ohne deren Alltagsnutzen sicherzustellen. Wer zwar Silben oder Wörter reproduzieren kann, diese aber nicht funktional versteht oder anwendet, bleibt pseudoalphabetisiert. Entscheidend ist daher, Lerninhalte partizipativ zu entwickeln, anwendungsorientiert zu gestalten und Ängste sowie Schamgefühle der Lernenden aktiv aufzugreifen, damit Kompetenzen im Alltag umgesetzt werden.

Die Begriffe Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) und Legasthenie sind zu unterscheiden. LRS bezeichnet allgemeine Lese- und Schreibschwierigkeiten, unabhängig von der Ursache. Legasthenie ist eine medizinisch definierte Teilleistungsstörung nach ICD, die neurobiologisch bedingt und dauerhaft ist. In der Erwachsenenbildung finden sich häufig Personen mit LRS oder unerkannten Legasthenien. Eine differenzierte, bildungsbiografische Betrachtung ist notwendig, um passende Förderwege zu entwickeln. Unterstützung bieten u. a. der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e. V. sowie der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e. V.

Die arbeitsorientierte Grundbildung (AoG) fokussiert auf schriftsprachliche Anforderungen im Berufsleben, während die lebensweltorientierte Grundbildung (LoG) auf alltagspraktische Bereiche und gesellschaftliche Teilhabe zielt. Beide Felder markieren zentrale Anwendungsbereiche der Grundbildung.