Warum Papier und Stift in digitalen Lernumgebungen sinnvoll sein können ELO

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Digitale und interaktive Medien ermöglichen es, die Distanz zwischen den Kursteilnehmenden in virtuellen Lernszenarien zu verringern. Sie eröffnen neue Perspektiven für die Gestaltung von Online-Kursen, so dass klassische Methoden, die seit Jahren in traditionellen Lernumgebungen eingesetzt werden, auch hier Anwendung finden.  Heißt das aber, dass analoge Medien in der digitalen Lernwelt keinen Platz mehr haben?
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Warum Papier und Stift in digitalen Lernumgebungen sinnvoll sein können

 Die Tatsache, dass ein Weiterbildungsangebot digital stattfindet, muss nicht bedeuten, dass ausschließlich digitale Medien eingesetzt werden können oder müssen. 

Die Erwachsenenbildnerin Elisabeth Feigl wirft die Frage auf, ob man nicht auch umgekehrt schauen sollte, wo es sinnvoll ist, analoge Medien in den digitalen Raum einzubringen bzw. ob es nicht auch hier ein Modell geben sollte, den Mehrwert von analogen und eher haptischen Lehr- und Lernformen zu messen, „damit diese wichtigen Erfahrungen in Zeiten einer zum Teil überbordenden Technisierung nicht völlig in Vergessenheit geraten“ (2022, S. 18-6 bis S. 18-7).

Auf dem Bild ist die Kursteilnehmerin Ella Rose zu sehen.

Ella Rose hat  sich als Hochzeits- und Veranstaltungsplanerin digital weitergebildet und  dabei entdeckt, dass es auch in Online-Kursen sinnvoll sein kann, mit analogen Medien zu arbeiten.

„Ich habe kürzlich an einer Online-Schulung für Weddingplaner teilgenommen und dort von der Dozentin den Auftrag erhalten, parallel zum Kurs ein Lerntagebuch zu führen. Es ging dabei vor allem darum, dass ich über meinen Lernprozess reflektiere. 

So habe ich mir angewöhnt, während des Kurses aufzuschreiben, welche Aspekte mir besonders wichtig waren oder wenn ich etwas nicht verstanden habe. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich es gar nicht mehr gewohnt bin, mit der Hand zu schreiben, da ich im Alltag fast alles am PC oder Handy mitschreibe oder in Form von Screenshots und Fotos im Handy speichere. Mich zwischendurch in Ruhe hinzusetzen und meine Gedanken für mich aufzuschreiben, hat mir noch einmal einen ganz anderen Zugang zu den Lerninhalten eröffnet und mich zum Nachdenken angeregt, und eine Pause vom Bildschirm zwischendurch tut auch mal richtig gut. 

Neulich war ich auf einer Hochzeit und habe mir im Anschluss in Anlehnung an das, was ich im Kurs gelernt hatte, Notizen dazu gemacht, was mir besonders gut gefallen hat, was noch besser hätte umgesetzt werden können etc.  Ohne das Lerntagebuch wäre ich wahrscheinlich gar nicht auf den Gedanken gekommen, mich auch auf diese Weise mit dem Erlernten zu befassen.“

 Auch wenn digitale Tools viele neue Perspektiven eröffnen, bringen sie nicht unbedingt immer die optimalen Voraussetzungen für das Lernen mit. Mit digitalen Whiteboards zum Beispiel lässt sich auf einer unendlich großen virtuellen Fläche gemeinsam schreiben, skizzieren, Ideen sammeln, Projekte bearbeiten etc. 

Dennoch handelt es sich hier, wie der Hochschuldozent René Merten erklärt, nicht um einen Raum im dreidimensionalen Sinne. Diesen benötigt aber das Gehirn, um Informationen einordnen zu können, Verständnis zu entwickeln und Wissenszusammenhänge herstellen zu können, denn „das Gehirn organisiert Wissen in Form von mentalen Landkarten mit gegenseitigen Bezugspunkten“ (2022, S. 125). 

Wollen wir uns zum Beispiel etwas merken, so hilft es uns, wenn wir daran denken, wo wir es gelesen haben. Darüber hinaus können virtuelle Interaktionen erschöpfend sein, wenn praktisch alles auf dem Laptop stattfindet: Zeitungslesen, Fernsehen, mit Freunden kommunizieren etc. (Merten, 2022, S. 126). 

Auch Thomas Hanstein und Andreas Ken Lanig zufolge stellt die Tatsache, dass Gegebenheiten digitaler Arbeit sich nicht mehr als sinnlich und haptisch vermitteln „für uns als leibliche Wesen ein nicht zu unterschätzendes Problem dar“, denn Lernende haben hierdurch oft das Gefühl, „die Dinge verschwinden in der digitalen Unsichtbarkeit“ (S. 266). 

Analoge Medien als Ausgleich

Analoge Medien können als Ausgleich für die überbordende Digitalisierung in virtuellen Lehr- und Lernszenarien dienen. Insbesondere in synchronen Phasen können sie für Abwechslung sorgen und helfen, der sogenannten „Zoom-Fatigue“, also einer Online-Müdigkeit, entgegenzuwirken. 

Wenn Lernende zwischendurch Aufgaben in Ruhe analog und für sich bearbeiten sollen, werden sie aktiviert, können sich vom Bildschirm erholen und neue Kraft schöpfen. 

Daher lohnt es sich bei der Planung von digitalen Lernangeboten zu schauen, welche Inhalte von den Lernenden auch auf diese Weise bearbeitet werden können.  Und auch das Einbringen von analogen Medien  z. B. bei Präsentationen kann Abwechslung reinbringen.

Im Folgenden finden Sie Anregungen dazu, wie sich analoge Medien in Online-Kursen einsetzen lassen. Sie können sich diese anzeigen lassen, indem Sie auf die Fragezeichen auf dem Bild klicken.

 

 

Methodenbeispiele

Eine Auszeit vom Bildschirm kann sehr erfrischend wirken. So kann es z. B. sinnvoll sein, den Lernenden zwischendurch auch Aufgaben  zu geben, bei denen sie ganz in Ruhe eine Frage oder Aufgabenstellung analog bearbeiten oder ein Feedback vorbereiten können. Auch das (analoge) Zeichnen als Aufgabe kann eine entspannende Wirkung haben. 

Im Folgenden finden Sie drei Methoden dazu, indem Sie jeweils auf die Überschriften klicken.

Methode „Nur eine Skizze“

Auf dem Bild ist ein Laptopbildschirm zu sehen, darauf acht Emojis, die unterschiedliche Stimmungen zeigen.

Bild: iStock.com, calvindexter, nicht unter freier Lizenz

 Die Moderation lädt die Teilnehmenden dazu ein, per Emoji-Zeichnung ein Feedback zum Kurs oder zur eigenen Stimmung zu geben oder die wichtigsten Erkenntnisse auf einem Post-it zu notieren. Dann vereinbart sie mit den Teilnehmenden ein Zeichen, bei dem alle ihre Zeichnungen in die Kamera halten – als Galerieeröffnung – und kommentiert wertschätzend die Zeichnungen. Auch fragt sie bei den Emojis, die eine besonders negative Stimmung zum Ausdruck bringen, nach.   

Es empfiehlt sich, die Teilnehmenden zu bitten, möglichst dicke Stifte zu nutzen, damit diese im Gegenlicht des Monitors sichtbar sind.  

 (nach Daniel Unsöld, 2020)  

Methode „Graphic Storm“

Auf dem Bild ist ein DIN-A4-Blatt zu sehen sowie eine Fotokamera und drei Kursteilnehmende, die sich als Gruppe zusammengetan haben.

Bild: iStock.com, t_kimura, nicht unter freier Lizenz

 Die Kursmitglieder werden gebeten, ein DIN-A4-Blatt zweimal zu falten, sodass vier gleichgroße Felder entstehen. Für jedes Feld erhalten sie von der Lehrperson eine schnell zu erledigende Bildaufgabe, z. B. die einfache Charakterisierung einer marktorientierten, einer wettbewerbsorientierten, einer technologieorientierten und einer kooperationsorientierten Innovationsstrategie. 

Anschließend werden die abfotografierten Werke in Kleingruppen besprochen. Es kann auch eine Spieldynamik eingebracht werden, indem die Aufgabenergebnisse mit einem Score versehen werden (z. B. für jede richtige Antwort einen Punkt). 

(nach Merten, 2022, S. 128). 

Methode „Bilddiktat“

Auf dem Bild ist ein Schreibtisch mit einem Computer zu sehen sowie eine Hand, die auf einem Blatt Papier geometrische Figuren zeichnet.

Ein Gruppenmitglied erhält von der Lehrperson per Link in einer Privatnachricht oder via E-Mail ein digitales Bild (z. B. verschiedene geometrische Formen) und erklärt den übrigen Teilnehmenden das Bild, während diese es nachzeichnen. Der Schwierigkeitsgrad kann erhöht werden, indem durch die Zuhörenden keine Nachfragen erlaubt werden. Dazu bietet es sich an,  dass alle ihre Kameras und Mikrofone ausschalten, damit die erklärende Person keine Reaktionen wahrnimmt. 

Am Ende werden die Kameras wieder eingeschaltet und die Zeichnungen in die Kameras gehalten. Die erklärende Person sieht so, inwiefern die Zeichnungen mit der  Vorlage übereinstimmen. Indem die Lehrperson die Vorlage einblendet, können auch die Zuhörenden die Zeichnungen  mit dieser vergleichen.

(nach Schlagheck und Molin, 2021, S. 33-34)

Was ist sonst noch zu beachten?

Vorher informieren

Je nach Kurs und Materialien, die in einer Weiterbildung zum Einsatz kommen sollen, kann es sich durchaus auch anbieten, diese den Lernenden vorab mit der Post zukommen zu lassen, wie das folgende Beispiel zeigt:

„Um die digitale Begegnung erfolgreich mit analogen Erlebnissen zu ergänzen, haben wir gute Erfahrungen damit gemacht vorab eine Art Goodie Bag an die Teilnehmenden zu versenden. In diesen kleinen Paketen können ausgedruckte Templates (Arbeitsblätter) enthalten sein, Inspirationskarten, kleine Fragebögen, eine Agenda etc., aber auch ein schöner Stift, ein wenig Schokolade und eine persönliche Grußkarte kommen immer ganz wunderbar an. Es lohnt sich die Goodiebags visuell ansprechend und mit Liebe zum Detail zu gestalten. Die Teilnehmenden werden so positiv überrascht, fühlen sich gewertschätzt und starten motiviert und neugierig in den Workshop.“  

(Junge Tüftler*innen, https://junge-tueftler.de/blog/online-seminar)  

Kanalmix 

Und auch ein Perspektivenwechsel und Kanalmix bringt Leben in die Monotonie des digitalen Bildschirms. Hierzu kann es für die Lehrperson sinnvoll sein, die Verwendung von zwei Kameras einzuplanen, zwischen denen dann gewechselt wird: die Laptop-Kamera wird für das Gespräch genutzt und die externe USB-Webcam auf einem flexiblen Stativ kann z. B. auf das Flipchart gewechselt werden, wie die E-Learning-Lerncoach Sandra Mareike Lang (2021, S. 13) für Coaching-Sitzungen empfiehlt. 

Die Blickrichtung lässt sich ganz einfach mit einem Mausklick wechseln, dies bringt Dynamik und Abwechslung rein. Darüber hinaus empfiehlt sie, die Fläche des eigenen Schreibtischs fürs Zeichnen oder für gemeinsame Mitschriften zu nutzen, indem die externe Webcam hierauf gerichtet wird (Lang, 2021, S. 13). 

Referenzen

Feigl, E. (2022). Homo Hapticus ade? Ein Nachdenken über die Bedeutung von Haptik, Körperlichkeit und Wahrnehmung in Zeiten zunehmend digitalisierten Lernens und Lehrens. Magazin erwachsenebildung.at, Das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs. Ausgabe 44-45, S. 18-1 – 18-8). Verfügbar unter https://erwachsenenbildung.at/magazin/22-44u45/meb22-44-45.pdf - zuletzt abgerufen am 28.03.2022

Hanstein, T., & Lanig, A. K. Digital lehren. Das Homeschooling-Methodenbuch. Baden-Baden: Tectum. 

Junge Tüftler*innen, Zwölf Tipps für erfolgreiche, interaktive und frustfreie Online Workshops. Verfügbar unter https://junge-tueftler.de/blog/online-seminar - zuletzt abgerufen am 28.03.2022  

Lang, S. M. (2021). „Und es hat Zoom gemacht! Ein Plädoyer für Zoom als Online-Coaching-Tool.“. Zeitschrift Praxis Kommunikation, Angewandte Psychologie in Coaching, Training und Beratung, Heft Neue Realität. Digitale Kompetenz im Coaching. 1. Februar bis März 2021, S. 12-13.

Merten, R. (2022). Lehre 4.0. Ihr Guide für digitale Lehrveranstaltungen. Wien: Facultas Verlags- und Buchhandels AG.  

Schlagheck,  S. & Molin, H.  (2021). Analoge Medien im digitalen Raum. Der Mix macht's!  Training aktuell. Die Zeitschrift für Training, Beratung und Coaching, 2021 (2), S.  32-34.

Unsöld, Daniel (19.05.2020). 10 Energizer für virtuelle Meetings. Verfügbar unter https://www.danielunsoeld.de/2020/05/19/energizer-fuer-virtuelle-meetings/ - zuletzt abgerufen am 23.03.2022

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Warum Papier und Stift in digitalen Lernumgebungen sinnvoll sein können

Analoge Methoden lassen sich in unterschiedlichen Kursphasen nutzen. Überlegen Sie bei den folgenden Beispielen aus der Praxis, für welche Phase sie sich jeweils am besten eignen. Ordnen Sie die Kursphasen den Beispielen korrekt zu.

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