Warum Lernen kein rein kognitiver Prozess ist


Sprache: deutsch
Aufgabenaktivität: Wissensaufgabe
Level: niedrig
Gesamte Bearbeitungszeit in Minuten: 10
Emotion beim Lernen, iStock.com, Nuthawut Somsuk, nicht unter freier Lizenz
Während in der Vergangenheit emotionale und kognitive Prozesse als unabhängige Faktoren menschlicher Erfahrung eingeordnet wurden, werden sie mittlerweile als in Zusammenhang stehende Faktoren verstanden – auch wenn dieses Zusammenspiel bisher unzureichend erforscht und in der Didaktik unzureichend berücksichtigt ist (Torgovnik, 2024).
Seifried (2005, S. 207) betont: "Obwohl Emotionen einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf Lernprozesse ausüben, ist bisher - mit Ausnahme der Bereiche Prüfungsangst und Lernmotivation - über Emotionen beim Lernen und Arbeiten nur wenig bekannt (Pekrun 1992 & 1998; Wild, Hofer & Pekrun 2001)". Da jedoch eine emotionsfreie Informationsverarbeitung nicht möglich ist, folgert Seifried, dass die Analyse von Lernprozessen unter Ausschluss emotionaler und motivationaler Komponenten defizitär bleibt (vgl. Sembill, 1992, 13ff.). Wichtig ist daher eine integrative Betrachtung von Motivation, Emotion und Kognition.
Sie können sich im Folgenden die Wirkung von emotionalen Schemata beim Lernen anschauen, indem Sie den Regler unter dem Bild verschieben.
Emotion und Kognition im Fallbeispiel von Frau Heen
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Das ist Frau Heen. Sie arbeitet als Controllerin in einem Unternehmen. Dieses führt eine neue Software ein, in die sich nun die Mitarbeitenden einarbeiten müssen. Frau Heen erfährt, dass sie ihre Softwareschulung nicht wie geplant in einer Präsenzschulung vor Ort absolvieren kann. Stattdessen hat der Anbieter auf Online-Selbstlernkurse mit anschließendem Selbsttest und einer Online-Fragerunde umgestellt.
Nun muss sie sich auf eine neue Situation einlassen. Bisher hat sie einerseits eher wenige und gemischte Erfahrungen mit Online-Trainings. Andererseits ist ihr Wille groß, möglichst schnell einen sicheren Umgang mit der neuen Software zu finden. Sie muss sich also nicht nur mit der Umstellung auf die neue Software beschäftigen, sondern auch damit vorliebnehmen, sich die Inhalte online anzueignen.
Sie findet die Farben und die Anordnungen der Schulungsseite scheußlich, sie erinnern sie an ihr Fernstudium vor einigen Jahren. Aber sie ist willens, das zu ignorieren und sich auf die Inhalte zu konzentrieren. Es wird deutlich, dass die ungewohnte Lernumgebung nicht nur kognitiv verarbeitet wird. Die Lernumgebung verändert auch auf emotionaler Ebene etwas, das Einfluss auf die Motivation hat. Frau Heen findet sich nach anfänglicher Skepsis gegenüber dem Online-Lernbereich gut zurecht und meistert die ersten Tests, wie von ihr erhofft, hervorragend.
Zusammenhänge zwischen dem Beispiel von Frau Heen und dem Modell
Stellt man in diesem Beispiel von Frau Heen eine Verbindung mit der Theorie der Selbstbestimmung von Deci/Ryan her, so zeigt sich, dass die emotionale Verarbeitung von Situationen vor allem im Bereich des Bedürfnisses nach Kompetenz sehr stark zum Ausdruck kommt. Ein positiver Zuschreibungsprozess kann die Generierung einer positiven emotionalen Reaktion fördern, wodurch zukünftige Lernprozesse durch eine positive Gestimmtheit profitieren.
Diese ist für selbstgesteuerte lebenslange Lernprozesse eine grundlegende Voraussetzung, wie vereinzelte Untersuchungen zur Rolle der positiven Emotionen in Lehr-/ Lernprozessen unterstreichen (vgl. Jerusalem/Pekrun, 1999). Nicht zuletzt trägt die positive Erlebensqualität in Verbindung mit intrinsischer Motivation dazu bei, bei Lernenden das Interesse zu fördern und zu erhalten (vgl. Lewalter u. a., 2000).
Arnold, R. & Gómez, C. (2006). Emotionen in Lernprozessen Erwachsener. REPORT, (29) 1/2006, 37-47.
Arnold, R. (2001). Die Polarität von Kognition und Emotion in der Erwachsenenbildung. Lernwiderstand als Indikation emotionalen Lernens. DIE-Zeitschrift für Erwachsenenbildung, 8 (2001) 2, 26-28.
Deci, E. L. & Ryan, R. M. (1993). Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. Zeitschrift für Pädagogik, 39(2), 223-238.
Holzkamp, K. (1993). Lernen. Frankfurt, Main: Campus.
Jerusalem, M. & Pekrun, R. (1999). Emotionen, Motivation und Leistung. Göttingen [u.a.]: Hogrefe.
Lewalter, D., Krapp, A. & Wild, K.-P. (2000). Motivationsförderung in Lehr-Lern-Arrangements – eine interessentheoretische Perspektive. In C. Harteis, H. Heid & S. Kraft (Hrsg.). Kompendium Weiterbildung – Aspekte und Perspektiven betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung (S. 149-156). Leverkusen: Leske und Budrich.
Reimann-Rothmeier, G. & Mandl, H. (1996). Lernen auf der Basis des Konstruktivismus. Wie Lernen aktiver und anwendungsorientierter wird. Computer und Unterricht, H. 23, 41-44.
Seifried, J. (2005). Der Zusammenhang zwischen emotionalem, motivationalem und kognitivem Erleben in einer selbstorganisationsoffenen Lernumgebung – Eine prozessuale Analyse des subjektiven Erlebens im Rechnungswesenunterricht. In van Buer, J. & Zlatkin-Troitschanskaia, O. (Hrsg.). Berufliche Bildung auf dem Prüfstand: Entwicklung zwischen systemischer Steuerung, Transformation durch Modellversuche und unterrichtlicher Innovation. Berufliche Bildung im Wandel, Band 5. (S. 207-227). Frankfurt a. M.: Lang.
Sembill, D. (1992). Problemlösefähigkeit, Handlungskompetenz und Emotionale Befindlichkeit. Zielgrößen Forschenden Lernens. Göttingen et al.: Hogrefe.
Torgovnik, M. (2024). Der Umgang mit emotional belastenden Themen im E-Learning. Verfügbar unter https://wb-web.de/aktuelles/der-umgang-mit-emotional-belastenden-themen-im-e-learning.html (zuletzt abgerufen am 14.02.2024)
Ulich, D. & Mayring, P. (2003). Psychologie der Emotionen, Grundriss der Psychologie Band 5. Stuttgart: Kohlhammer.
Wild, E., Hofer, M. & Pekrun, R. (2001). Psychologie des Lerners. In Krapp, A. & Weidenmann, B. (Hrsg.), Pädagogische Psychologie. 4. vollst. überarb. Aufl. (S. 207-270). Weinheim: Psychologie Verlags Union.
Kompetenzsäule oder -niveau ist nicht ausgewählt. Bitte eine Auswahl treffen, um die Zuordnung zu dieser KSF abzuschließen.
Säule → ↓ Niveau |
Wissen | Wissen / Können | Können |
---|---|---|---|
Sehr Hoch | |||
Hoch | Die Lehrkraft kann verschiedene emotionale Prozesse und Zustände integriert betrachten und bewerten. | Die Lehrkraft kann verschiedene<br /> emotionale Prozesse und Zustände integriert betrachten und bewerten sowie in (neue) situationsadäquate Vorgehensweisen überführen. | Die Lehrkraft kann (neue) situationsadäquate Vorgehensweisen entwickeln und umsetzen, die verschiedene emotionale Prozesse und Zustände im Rahmen von Lehr-Lernsituationen berücksichtigen. |
Mittel | Die Lehrkraft kann verschiedene emotionale Prozesse und Zustände unterschieden. | Die Lehrkraft kann verschiedene emotionale Prozesse und Zustände unterscheiden und bei der Gestaltung von Lehr-Lernsituationen berücksichtigen. | Die Lehrkraft kann verschiedene emotionale Prozesse und Zustände bei der Gestaltung von Lehr-Lernsituationen berücksichtigen. |
Niedrig | Die Lehrkraft kann verschiedene emotionale Prozesse und Zustände benennen. | Die Lehrkraft kann verschiedene emotionale Prozesse und Zustände benennen und unter Anleitung auf diese reagieren. | Die Lehrkraft kann unter Anleitung auf verschiedene emotionale Prozesse und Zustände reagieren. |
Eine blaue Markierung bedeutet, dass das ELO dieser Säule & Niveau-Kombination zugeordnet ist.
(Achtung: Änderungen der Kompetenz-Referenzen werden alle 1-2 Stunden aktualisiert und sind erst dann sichtbar!)
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Sehr Hoch | |||
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Node | Typ | Lernpfad |
---|---|---|
Hauptinhalt | Hauptinhalt | Das Zusammenspiel von Kognitionen und Emotionen beim digitalen Lehren und Lernen |
ID dieses ELOs: bc86c4ff-c093-4629-b51d-cf3aec020d3f
Generierungsdatum | Gültig? | Generierungsfehler | Validierungsfehler | Link |
---|---|---|---|---|
06.09.2025 04:00:09 | Ja |
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XML |
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