Komunikation und Beziehung
Kommunikation zielt nicht nur auf die Übermittlung von Sachinformationen. Der renommierte Kommunikationswissenschaftler Schulz von Thun (1981) weist darauf hin, dass jede Nachricht – mit unterschiedlicher Gewichtung – neben einem Sachinhalt auch eine Seite der Selbstoffenbarung, eine Seite der Beziehungsdefinition und einen Appellgehalt hat.
Dem Beziehungsaspekt in Kommunikationen zwischen Lehrenden und Lernenden kommt ein besonderes Gewicht für das soziale Verhältnis zu. Die erfahrene Beziehung der Lernenden zur Lehrperson wiederum bildet eine entscheidende Voraussetzung für das Engagement und die Lern- und Leistungsbereitschaft der Lernenden.
So kann über den Aufbau einer vertrauensvollen, achtenden und verstehenden Beziehung nicht nur die Anfangsmotivation durch ein wertschätzendes Lernklima erhalten werden, sondern auch die Basis für eine Weiterentwicklung der Lernbereitschaft und der Leistungsmotivation der Lernenden geschaffen werden.
Gelingt es beispielsweise, zu einem misserfolgsängstlichen Lernenden eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, so ist ein wesentlicher Grundstein für eine positive Entwicklung seines Zutrauens in die Lerngruppe und die eigenen Fähigkeiten gelegt. Über soziale Anerkennung kann es gelingen, die Misserfolgsangst zu reduzieren und das Selbstvertrauen der Person zu stärken.
In der Tradition von Carl Rogers (1993) werden als Grundvoraussetzungen für solche fördernden Beziehungen drei Grundhaltungen Lehrender betont:
- Kongruenz: die Echtheit und Wahrhaftigkeit der Lehrperson,
- Bedingungslose positive Wertschätzung: die Wertschätzung und nicht an Bedingungen gebundene Akzeptanz der Lernenden und
- Empathie: das Einfühlungsvermögen der Lehrperson gegenüber den Lernenden.
Nicht Lenkung hin auf bestimmte erwünschte Verhaltensweisen, sondern Ermöglichung von Selbststeuerung und eigenständiger Entwicklung ist das Ziel, das mit diesen grundlegenden Maximen des Verhaltens der Lehrenden erreicht werden soll. Ein wesentlicher Teil der Beziehungsbotschaften wird dabei nonverbal, durch Gestik und Mimik, übermittelt.
Gestaltung des sozialen Lernumfeldes
Da sich Entwicklung und Lernen immer im sozialen Kontext vollziehen und durch diesen sozialen Zusammenhang gefördert oder auch gehemmt werden können, kommt der Gestaltung des sozialen Umfelds eine entscheidende Bedeutung für erfolgreich empfundene Lernprozesse und die Förderung des Selbstwertgefühls einzelner Lernender zu.
Positiv erlebte soziale Beziehungen bilden die Grundlage für eine anregende und angstfreie Lernsituation, die einerseits den Effekt haben kann, dass die Lust Lernender, zu lernen gesteigert wird und sie andererseits diese positive Haltung an andere weitergeben. Somit kann ein überlegtes Auftreten der Lehrperson in der Kommunikation nicht nur die Leistungsbereitschaft einzelner begünstigen, sondern zu einer Verbreitung des Leistungsethos in der Lerngruppe führen. Wird die Leistung in einer Gruppe erbracht, die diese Leistung anerkennt, und wird sie zudem in einer Schule erbracht, der man gerne angehört, so wird die eigene Leistung besondere Freude und Stolz hervorrufen; ihr wird zudem soziale Anerkennung zuteil, und sie fördert darüber nicht nur das eigene positive Leistungsselbstbild, sondern auch die Bindung und Identifikation mit der Gruppe und der Institution.
Kultur der Rückmeldung
Ein zentraler Bestandteil ist dabei eine „Kultur der Rückmeldung“, die es zu etablieren gilt und in der Misserfolge als Chancen, sich weiterzuentwickeln gesehen werden und nicht zur Bloßstellung einzelner Personen genutzt werden.
In solch einer Lernkultur kann auch Wettstreit sowohl zwischen einzelnen Personen wie zwischen Gruppen zu höherer Leistung anspornen. Wichtig ist es dabei, als Lehrperson darauf zu achten, dass nicht die Schwächeren weiter geschwächt und die Stärkeren weiter gestärkt werden. Dafür können sowohl Aufgaben als auch Methoden gezielt gewählt werden, die unterschiedliche Fähigkeiten erfordern sowie eine gegenseitige Unterstützung leistungsstärkerer und leistungsschwächerer Lernender anregen und auch darüber wieder zur Förderung der wechselseitigen sozialen Anerkennung beitragen.