Um motiviert zu lernen und möglichst nachhaltige Lernerfolge zu erzielen, bedarf es nicht nur eines Aufbaus von Kognitionen, sondern auch des Aufbaus von Emotionen und dem Einüben von Fähigkeiten. Es bedarf Lernprozessen, bei denen Erfahren, Ausprobieren und Reflektieren im Zentrum stehen.
Der Ansatz dazu ist ein handlungsorientierter Unterricht, bei dem Kopf- und Handarbeit unter Beteiligung des Gefühls und aller Sinne zusammen wirken.
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Ganzheitliches, aktivierendes Lernen geht davon aus, dass Denken, Empfinden und Handeln immer miteinander verbunden ist und auch integriert gefördert werden sollten. Diesem Anspruch wir die handlungsorientierte Didaktik gerecht.
Handlungsorientierte Didaktik als möglicher Ansatz aktivierten Lernens
In der pädagogischen Diskussion wird die Kategorie Handlungsorientierung sehr unterschiedlich verwendet. Eine klare Begriffsbestimmung wird auch dadurch erschwert, dass Handlungsorientierung sowohl ein Ziel pädagogischen Handelns als auch ein Prinzip der pädagogischen Gestaltung von Lehr-Lernprozessen beschreibt. Handlungsorientierung darf nicht mit unreflektiertem Verhaltenstraining verwechselt werden: Vielmehr soll Erwachsenenbildung erstens dazu beitragen, den intendierten Vollzug von Tätigkeiten zu erleichtern, zweitens, Wissen zu vermitteln, das die Reflexionsfähigkeit von Zielen und Möglichkeiten zur Handlungsrealisierung erweitert (vgl. Hof 1998, S. 2).
Handlungsorientierter Unterricht zielt auf die Vermittlung von Handlungskompetenz, die Bereitschaft und Fähigkeit des Einzelnen, sich in gesellschaftlichen, beruflichen und privaten Situationen sachgerecht, durchdacht sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten. Über Handlungen im Sinne von zielgerichteten, in ihrem inneren Aufbau verstandenen Vollzügen, die ein fassbares Ergebnis erzeugen, sollen komplexe Sachverhalte erarbeitet werden. Über eine handelnde Auseinandersetzung mit einem Lerngegenstand sollen Lernende zu eigenen Lösungen und selbständigen Ergebnissen gelangen. In handlungsorientierten didaktischen Konzepten wird meist empfohlen, Lerngegenstände mit möglichst vielen Sinnen zu erfassen, damit sie in einer anderen Qualität behalten und verstanden werden können.
Theoretische Fundierung handlungsorientierter Didaktik
Eine theoretische Fundierung hat die handlungsorientierte Didaktik u. a. durch die Arbeits- und Tätigkeitspsychologie erhalten. Dem Psychologen Winfried Hacker (1973) folgend, kann Handeln auf drei verschiedenen Ebenen erfolgen. Diese unterscheiden sich dahingehend, wie bewusst den Handelnden der Anlass ihres Tuns sowie ihr Handeln selbst ist.
Im Folgenden können Sie sich drei Karten zu den drei Ebenen anschauen. Wenden Sie die Karten, um die Rückseite zu sehen.
Menschen handeln immer auf allen drei Ebenen, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß. Eine Handlungsfähigkeit von hohem Qualifikationsniveau ist maßgeblich durch die intellektuelle Regulation eigenen Handelns geprägt. Sie spiegelt einen vollständigen Handlungskreislauf wider, der sich aus Planung, Ausführen und Kontrolle einer Handlung zusammensetzt und idealerweise selbstständig von den Lernenden durchlaufen wird.
Gestaltungsdimensionen handlungsorientierter Didaktik
Für die Gestaltung handlungsorientierter Lernsettings können die folgenden Prinzipien eine Orientierung bieten:
1. Vorrang der Selbststeuerung
Die Lernenden sollten die Gelegenheit erhalten, eigenständig konkrete Aufgabenstellungen zu bearbeiten und sich so neue Sachgebiete zu erschließen.
2. Zweifache Erfahrungsorientierung
Unter immer stärkerer Zurücknahme der Lehrenden werden die Lernenden selbstständiger und vollziehen Lernen in einem individuellen Prozess des Entdeckens, Konstruierens und Forschens. In die Handlungen der Lernenden sollten einerseits schon vorhandene Erfahrungen einfließen und andererseits neue Erfahrungen gemacht werden. Dabei entstehen lernrelevante Erfahrungen nicht durch bloßes Erleben, sondern nur in der aktiven und bewussten Auseinandersetzung und Verarbeitung von Lernerlebnissen und deren subjektiv bedeutsamer Ordnung.
3. Zweifacher Bezug auf das Handeln
Lernen erfolgt durch und für das Handeln. Die Lernenden durchlaufen einen vollständigen Handlungsbogen von der Planung über die Durchführung bis hin zur Kontrolle und Bewertung der Handlungsergebnisse. Durch planvolles Handeln wird gelernt und auf ein zukünftiges Handeln vorbereitet.
4. Persönlichkeitsentwickelndes Lernen
In einem aktivierenden und ganzheitlichen Lernarrangement kann Handlungsfähigkeit nicht nur im fachlichen, im methodischen oder im sozialen Bereich gefördert werden. Vielmehr kann ein handlungsorientierter Unterricht auch die Persönlichkeitsentwicklung fördern, indem Haltungen, Einstellungen sowie gelebte Normen und Werte entwickelt werden. Wenn konkrete Verwendungssituationen Anlässe und Auslöser für individuelle Lern- und Reflexionsprozesse bieten, kann eine solche Persönlichkeitsbildung geschehen.