Ein systemisches Verständnis von Beratung
Den BeQu-Standards liegt ein systemisches Verständnis von Beratung zugrunde, demzufolge das Beratungssystem als ein Interaktionsprozess zwischen zwei Teilsystemen – dem System des oder der Ratsuchenden und dem System der Beraterin oder des Beraters – beschrieben werden kann. Dies wird in der folgenden Grafik verdeutlicht:
Sowohl die ratsuchende als auch die beratende Person bringt Elemente aus ihrem System (Lebensumstände, Fähigkeiten, Interessen, Erfahrungen etc.) in die Beratung mit ein. Dieses Beratungssystem wiederum ist eingebunden in einen organisationalen und gesellschaftlichen Kontext, der wiederum Auswirkungen auf das Beratungssystem und den Beratungsprozess hat und umgekehrt. Zu diesen organisationalen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gehören zum Beispiel die Art der Finanzierung, das jeweilige Beratungssetting, die für Beratungsdienste zur Verfügung stehenden Ressourcen, aber auch die jeweiligen Ziele und Leitbilder der Anbieterorganisationen.
Für die Qualitätsstandards bedeutet dies, dass sich die Qualität von Beratung nicht nur an Kompetenzen, Einstellungen und Verhaltensweisen der beratenden Person sowie dem Interaktionsprozess bemessen lassen muss. Die BeQu-Standards adressieren deshalb auch das Handeln der für die Beratung verantwortlichen Akteure und Akteurinnen in den Anbieterorganisationen und in den jeweils zuständigen politischen Institutionen (zum Beispiel Regierungen oder Dachverbände).
Ziele der Qualitätsstandards
Die Standards haben „den Charakter von „Leitlinien“ für beraterisches, organisationales und politisches Handeln“ (nfg, 2014, S. 6). Ratsuchende können mit Hilfe der Standards die Qualität von Beratungsleistungen besser beurteilen und werden bei der Wahl der für sie passenden Beratungsangebote unterstützt.
Berater bzw. Beraterinnen und Anbieterorganisationen können die BeQu-Standards zur Reflexion ihrer Arbeit nutzen und mit ihrer Hilfe die Qualität ihrer Beratungsleistungen überprüfen und verbessern. Für Lehrende von besonderer Bedeutung ist, dass sich mit den einzelnen Standards sowohl non-formal als auch informell erworbene Beratungskompetenzen erfassen, dokumentieren und bewerten lassen.
Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung, die die Steuerung und Finanzierung von Beratungsangeboten verantworten, können auf Basis der Standards deren Qualität besser beurteilen und die dafür erforderlichen Ressourcen besser einschätzen.
Die Qualitätsstandards im Überblick
Es wurden insgesamt 19 Qualitätsstandards definiert, die sich an die am Beratungsgeschehen direkt oder indirekt beteiligten und zusammenwirkenden Akteurssysteme richten. Diese gliedern sich in die folgenden fünf Bereiche, die in der folgenden Grafik genauer erläutert werden. Klicken Sie dazu jeweils auf die Plus-Symbole im Bild:
- Auf übergreifende Prinzipien und Wertvorstellungen bezogene Standards (Ü),
- auf den Beratungsprozess bezogene Standards (P),
- auf den/die Beratenden/e bezogene Standards (B),
- auf die Beratungsorganisation/Anbieterorganisation bezogene Standards (O) und
- auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Ziele bezogene Standards (G).
Die BeQu-Standards im Überblick
Die BeQu-Standards beziehen sich auf unterschiedliche Systemebenen und stellen Anforderungen sowohl an Beratende, Organisationen und die Politik. Im Folgenden finden Sie eine kurze und prägnante Darstellung der Standards.