Gelegentlich vergessen Weiterbildnerinnen und Weiterbildner, dass die Lernziele, die sie für ihren Kurs formulieren, vor allem ihre Lehrziele sind, die sich aber nicht immer mit den Teilnahmemotiven der Kursmitglieder decken. Damit auch bei der Durchführung des Trainings die Bedürfnisse der Lernenden berücksichtigt werden, spielt die Wahl der passenden Methode eine wichtige Rolle.
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In der Erwachsenenbildung ist es wichtig, dass Lehrende ihre zukünftige Kursgruppe nicht nur in der Phase der Kursplanung als Zielgruppe im Blick haben, sondern auch als Gruppe erwachsener Menschen bei der konkreten Durchführung berücksichtigen. In Bezug auf die Methodenwahl bedeutet das für Lehrpersonen, jeweils in Abhängigkeit von Zeitpunkt, Kurszusammensetzung, Zielsetzung und Inhalt eine passende Methode auszuwählen, mithilfe derer sich Lehrende und Lernenden bestmöglich auf gemeinsame Ziele und die Vorgehensweise im Kurs verständigen.
Partizipation ermöglichen und Konsens herstellen
Wenn Lehrpersonen Lernziele für ihre Weiterbildung festlegen, müssen sie nicht nur diese Ziele richtig formulieren, sondern auch effektiv vermitteln. Dadurch können sie verhindern, dass die Teilnehmenden sich nicht ernst genommen fühlen oder Schwierigkeiten haben, sich mit den Zielen zu identifizieren. Es erfordert Geschick, die Lernziele gemeinsam mit dem Kurs zu besprechen, besonders wenn es wenig Spielraum für Anpassungen gibt. Dennoch führt die Beteiligung der Teilnehmenden oft zu größerer Akzeptanz. Teilnehmerorientierte Lehre bedeutet, die Teilnehmenden an Entscheidungen im Kurs zu beteiligen und nicht allein die Lehrkraft über Ziele, Inhalte und Methoden entscheiden zu lassen.
Das Einholen der Zustimmung oder Ablehnung zu einem Kursablauf oder einer Methode ist ein Konsensverfahren. Ebenso erfordert die Lösung von Konflikten oder die Festlegung gemeinsamer Kursziele die Zustimmung aller Beteiligten im Kurs.
Erwachsene Lernende möchten am Geschehen beteiligt werden, Bild: iStock.com, stockfour, nicht unter freier Lizenz
Im Folgenden werden Methoden vorgestellt, die in Abhängigkeit vom Zeitpunkt oder der Kurszusammensetzung einen solchen Konsens erreichen sollen: sich über die Lernziele und die sich daraus ergebenden Inhalte oder den Kursablauf oder alternative Vorgehensweisen zu verständigen.
Das Kennenlernen der Gruppe, ihrer Bedürfnisse und Wünsche ist eine grundlegende Aufgabe für Lehrkräfte. Dafür sind passende Methoden wichtig, um sich auf den Arbeitsprozess vorzubereiten und mögliche Probleme zu erkennen. Die Wahl der Methoden sollte davon abhängen, wie offen die Teilnehmenden sind und wie viel Aufwand für die Durchführung und Auswertung erforderlich ist. Zudem sollten die Methoden zum Kurs passen.
Erwartungsabfragen
Schriftliche Umfrage, Bild: iStock.com, PeopleImages, nicht unter freier Lizenz
Methoden zur Abfrage von Erwartungen, Wünschen und Bedürfnissen eignen sich dann, wenn die Vorkenntnisse und Erwartungen der Teilnehmenden auch direkte Auswirkungen auf die Inhalte und Methoden der Präsenzveranstaltung haben, d.h. bei der Auswahl anschaulicher Beispiele oder dem Verhältnis von Theorie und Praxis sowie bei der Abstimmung von Lernzielen. Ist das nicht möglich, dann sollte dies entsprechend im Vorfeld bei der Entscheidung für eine solche Methode überlegt und im Kurs auch thematisiert werden. Besonders wichtig ist es, den Teilnehmenden zu vermitteln, dass Sie sich als Lehrperson tatsächlich für ihre Antworten interessieren und diese im Kursverlauf dann auch berücksichtigen.
Es gibt zahlreiche Methoden, die Erwartungen und Ziele von Lernenden an ein Seminar abzufragen und zu visualisieren – über schriftliche Umfragen im Vorfeld, mit Metaplankarten zu Beginn des Kurses, per Handzeichen, durch Zuruf oder anonym auf Zetteln, Wunschzetteln oder digitalen Pinnwänden.
Gut zu wissen: Wenn Sie ohnehin eine homogene Gruppe erwarten, dann lohnt sich dieser Aufwand eher nicht.
Linktipp: Erwartungsabfrage digital mit ONCOO
Die „klassische“ Erwartungsabfrage geht auch digital. Zum Beispiel mit ONCOO. „ONCOO – online kooperativ lernen“ ist ein Projekt, das zuerst im Fachseminar Informatik am Studienseminar für das Lehramt an berufsbildenden Schulen in Osnabrück unterrichtlich erprobt wurde. Es bietet insgesamt fünf Methoden und Werkzeuge für kooperative Lehr-Lern-Settings: darunter neben der Kartenabfrage auch eine digitale Evaluationszielscheibe. Sie können damit entweder die analoge Methode im Kursgeschehen vereinfachen (keine Karten, keine Gruppeneinteilung, keine Pinnwand sind nötig) oder aber die räumlichen Beschränkungen überwinden und die Methode in einem komplett digitalen Kurssetting nutzen.
Hier geht’s zu ONCOO. Das Tool ist kostenlos. Es ist lediglich eine Anmeldung erforderlich.
Die Trainerin Nele Hirsch hat auf ihrem Blog „ebildungslabor“ das Tool getestet und für interessierte Nutzerinnen und Nutzer auch einen Screencast zusammengestellt. Sie finden ihn unter diesem Link.
Gruppen MindMap
MindMap, Bild: iStock.com, AndreyPopov, nicht unter freier Lizenz
MindMapping ist eine Methode, um ein Thema visuell darzustellen und seine verschiedenen Aspekte zu erfassen.
Das Gruppen-MindMapping ist eine Methode, die Lehrpersonen nutzen können, um gemeinsam mit Lernenden Ziele und Erwartungen festzulegen. Sie ermöglicht es, den Seminarplan vorzustellen und gleichzeitig die Erwartungen der Teilnehmenden zu berücksichtigen und zu ergänzen.
Die Ergebnisse des MindMaps werden auf Flipcharts festgehalten und können während des gesamten Seminars an der Wand bleiben. Dadurch können Sie regelmäßig überprüfen, welche Punkte bereits behandelt wurden und darauf Bezug nehmen. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Teilnehmenden die Fähigkeit haben, abstrakt zu denken, wenn Sie diese Methode verwenden.
Wenn Sie mehr zum Ablauf (nach Klein 2016) dieser Methode erfahren wollen, können Sie die Informationen im Folgenden aufklappen:
Zum Ablauf
Ein Gruppen-Mind-Map ermöglicht es allen Teilnehmenden, aktiv zu sein und in kurzer Zeit viele Informationen über das Vorwissen und die Erwartungen der Gruppe zu sammeln. Gleichzeitig tauschen sich die Lernenden bereits aus und lernen voneinander. Fragen, Unklarheiten und Befürchtungen werden deutlich, was Ihnen ermöglicht, die Seminarplanung zu überprüfen und anzupassen.
Die Durchführung erfolgt in Gruppenarbeit mit 3 bis 5 Personen. Jede Gruppe erhält einen eigenen Flipchart und Stifte in verschiedenen Farben. Die Teilnehmenden beantworten vorgegebene Fragen auf ihrem Flipchart. Nach wenigen Minuten wechseln die Gruppen zum nächsten Flipchart, um ihre Antworten zu ergänzen. Die Flipcharts werden dann gemeinsam an die Wand gehängt und im Plenum besprochen. Wenn wenig Zeit zur Verfügung steht, können die Teilnehmenden die Flipcharts in den Pausen betrachten, und Sie können darauf basierend weiterführende Diskussionen oder Anpassungen vornehmen.
Mögliche Satzanfänge können sein:
„Ich habe mich hier angemeldet, weil …“
„Ich wünsche mir…“
„Meine Befürchtungen sind: …“
„Das kann ich zum Gelingen des Seminars beitragen: …“
Checkliste für ein Gruppen MindMap
Entwickeln Sie Fragestellungen oder Satzanfänge, an denen sich die Teilnehmenden orientieren
Ermöglichen Sie allen Gruppen, jedes MindMap zu bearbeiten
Es darf alles notiert werden! Es geht nicht um eine Einigung oder Zusammenfassungen, d.h. Wiederholungen sind ausdrücklich erlaubt!
Hängen Sie die Flipcharts auf und ermöglichen Sie eine Diskussion offener Punkte und Fragen
Konsens als Ziel, Bild: iStock.com, Jacob Ammentorp Lund, nicht unter freier Lizenz
Systemisches Konsensieren
Die Methode des Systemischen Konsensierens hilft, gemeinsame Entscheidungen in einer Gruppe zu treffen, auch wenn unterschiedliche Erwartungen und Wünsche vorhanden sind. Ziel ist es, eine Lösung zu finden, die von möglichst vielen akzeptiert wird, anstatt auf Mehrheiten zu basieren. Diese Methode ermöglicht es auch den weniger mitteilungsfreudigen Mitgliedern der Gruppe, gehört zu werden. Es ist wichtig, dass die Teilnehmenden die Methode verstehen, daher ist es ratsam, sie zunächst mit einer einfachen Fragestellung zu testen.
Wenn Sie mehr zum Ablauf dieser Methode erfahren wollen, können Sie die Informationen im Folgenden aufklappen:
Zum Ablauf
Diese Methode erfolgt in vier Schritten, für die verschiedene Punkte wichtig sind. Zunächst werden die Schritte und Kommunikationsregeln erläutert. Es ist hilfreich, wenn eine Person moderiert und durch die Schritte leitet.
Das Systemische Konsensieren eignet sich für Entscheidungen, bei denen mehrere Optionen zur Auswahl stehen, und hilft, Konflikte zu minimieren. Wichtig ist, dass die Teilnehmenden das Verfahren gut verstehen. Klären Sie vorab, ob das Verfahren anonym durchgeführt werden soll und welche Medien und Tools in den verschiedenen Phasen genutzt werden sollen.
Linktipp: Online Konsensieren
Gut zu wissen: Es gibt die Möglichkeit, online zu konsensieren. Wie Sie dabei am besten vorgehen, erfahren Sie in der Handlungsanleitung „Online Konsensieren“ auf wb-web!
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Sie haben nun einiges darüber gelesen, wie wichtig es ist, da, wo es möglich ist, die Teilnehmenden mit in die Kursgestaltung einzubeziehen. In der Praxis sind dem jedoch oft Grenzen gesetzt.
Im Folgenden lesen Sie einige Aussagen zur Teilnehmerorientierung und zu geeigneten Methoden. Entscheiden Sie jeweils, ob diese zutreffen oder nicht. Für jede richtige Antwort erhalten Sie einen Punkt.