„Das erste, was ich mache, wenn ich in meinen Kursraum komme, ist Tische rücken. Ich bin Dozentin für Italienisch an einer kleinen VHS, die wenig eigene Unterrichtsräume hat. Die Veranstaltungen finden vor allem am Abend in Klassenräumen an weiterführenden Schulen der verschiedenen Gemeinden statt. Die Teilnehmenden empfängt also ein Schulgebäude – da können schon vor der ersten Kurseinheit unschöne Erinnerungen an die Schulzeit bei den Teilnehmern aufploppen. Es riecht nach Bohnerwachs und Schülerschweiß, ein Hausmeister mit großem Schlüsselbund ist auf den Gängen unterwegs. Auch ich als Dozentin kann mich dieser Atmosphäre nicht entziehen.
Die nächste Hürde: Für „Fremde“ gibt es kaum Orientierung im Gebäude, die Schülerinnen und Schüler kennen „ihre“ Klassenräume natürlich, aber die Kursteilnehmer von der Volkshochschule zu Beginn nicht. Hier muss ich als Dozentin selbst aktiv werden, wenn alle den Raum finden sollen: Ich bereite ein Schild vor, das ich dann im Gebäude am Eingang aufhänge (Klebeband nicht vergessen!), damit meine Teilnehmer mich finden.
Im Kursraum stehen die Tische und Stühle oft in Reihen auf die Tafel und den Lehrertisch ausgerichtet. In der Schule scheint frontal noch immer die gängige Unterrichtsform zu sein … Ich habe mich darauf eingerichtet, dass ich möglichst eine Viertelstunde vor den ersten Teilnehmenden da bin, um Tische und Stühle so aufzustellen, wie ich sie brauche (und hinterher eine Viertelstunde einzuplanen, um alles wieder an seinen Platz zu stellen, sonst schimpft der Hausmeister – wer will das schon …).
Meistens forme ich ein U für die Tische der Teilnehmer, meinen Tisch stelle ich als Abschluss in die offene Seite vom U, möglichst nah dran, wenn die Gruppe klein ist. In meinen Kursen sitzen sehr oft auch ältere Personen, die nicht mehr ganz so gut hören, also ist Nähe wichtig. Auch die Arbeit mit kleinen Gruppen im Kurs ist einfacher, wenn sich die TN nur zum Nachbarn wenden müssen und wir nicht wieder anfangen, Tische zu rücken.
Rund um mein Tisch-U versuche ich Platz zu schaffen für Aktivitäten, bei denen die Teilnehmer sich im Raum bewegen, etwa Partnerarbeiten mit wechselnden Partnern oder Rollenspiele, die sind für Sprachkurse ja sehr wichtig.
Ich empfange meine Teilnehmenden zur ersten Stunde meistens an der Tür. Viele brauchen erstmal eine Bestätigung, dass sie auch den richtigen Kurs gefunden haben. Wenn sich die TN noch nicht kennen, sind alle erstmal dankbar, wenn sie sich einfach einen Sitzplatz suchen können, an dem sie abwarten, dass ich den Kurs „eröffne“. Da ein Gerät zur Wiedergabe von CDs beim Sprachunterricht immer zu meiner Grundausstattung gehört, lasse ich gerne italienische Musik laufen, das lockert auf. Dinge wie Flipchart und Metaplanwand habe ich gar nicht, nur die gute alte grüne Kreidetafel. Und manchmal einen Overhead-Projektor. Methoden mit Karten und anderen Fancy-Materialen kann ich also vergessen.
Die klassische Vorstellrunde nutze ich bei Fortgeschrittenenkursen auch, um einen ersten Eindruck vom Sprachniveau der Teilnehmer zu bekommen. Der größte Nachteil dieser Methode - dass es oft so lange dauert, wenn alle sich ausführlich vorstellen - fällt im Sprachunterricht meist weg, da die Sprachkenntnisse dazu nicht ausreichen. Ich verzichte also auf „kreative“ Elemente und es bleibt bei Name, woher komme ich und warum lerne ich die Sprache. Das ist für die meisten Teilnehmer Herausforderung genug am Anfang. Zudem kann ich damit schon ein Prinzip meiner Art von Kursleitung präsentieren: Wir wollen viel sprechen in der Sprache, die wir lernen wollen, in möglichst angstfreier Atmosphäre. Fehler korrigiere ich also nicht, ich springe ein bei fehlenden Vokabeln etc.“