Erwartungen abfragen – wann ist der richtige Zeitpunkt? ELO

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In vielen Weiterbildungen gehört es zum guten Ton, zu Beginn die Erwartungen oder auch Befürchtungen der Teilnehmenden abzufragen. Andere Lehrende sehen die Notwendigkeit nicht, denn mit der Ausschreibung stehen die Inhalte schließlich fest. Ist eine Erwartungsabfrage in diesem Moment überhaupt sinnvoll und welche Risiken birgt dieses Vorgehen?

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Erwartungen abfragen – wann ist der richtige Zeitpunkt?
Das Bild zeigt die beiden sprechenden Pädagogen.

Zwei Sichtweisen zur Erwartungsabfrage, Bild: Eigene Darstellung, CC BY-SA 3.0 DE

 

Zwei Sichtweisen zur Erwartungsabfrage

Der Wirtschaftspädagoge Karlheinz Geißler vertritt die Ansicht, dass die Frage nach den Erwartungen in Anfangssituationen kontraproduktiv sein kann. Seiner Meinung nach bestehen zu Beginn einer Weiterbildung noch zu viele Unsicherheiten, um von Teilnehmenden nützliche Beiträge zu ihren Erwartungen zu erhalten. Ganz zu Beginn fühlten sich die Teilnehmenden noch zu befangen, um offen über ihre Erwartungen oder sogar ihre Befürchtungen zu sprechen und geben lieber sehr allgemeine Antworten, um in der Gruppe nicht hervorzustechen. Mit diesen Floskeln können Lehrende dann häufig aber nur wenig anfangen. Besser sei es, so Geißler weiter, Erwartungen und Befürchtungen erst dann direkt abzufragen, wenn sich ein Minimum an Sicherheit und Orientierung entwickelt habe.

Auf der anderen Seite ist es für Lehrende aber wichtig, etwas über die Beweggründe der Teilnehmenden zu erfahren. Denn so können sie die Veranstaltung von Beginn an besser auf die Lernvoraussetzungen und Bedarfe zuschneiden und dadurch für eine gute Lernatmosphäre sorgen.

So sieht das auch Trainerin Zamyat Klein. Sie schreibt in ihrem Buch: „In meiner Anfangszeit als Trainerin habe ich gelernt, dass die Abfrage der Erwartungen zu einem Seminarbeginn gehört – und dies daher auch längere Zeit immer so gehalten. Da wir damals vierzehntägige Seminare durchführten, hatten wir zumindest ausreichend Zeit dafür zur Verfügung. Später kamen mir dann aber vorübergehend Zweifel. Ich hatte zwei- oder dreitägige Seminare, die Planung war sehr konkret und teilweise mit dem Auftraggeber abgestimmt. Oder ich selbst hatte das Konzept entwickelt in der Überzeugung, dass die wichtigen Themen und Aspekte behandelt wurden. Warum also die Erwartungen abfragen, wenn ohnehin alles schon geplant war und feststand? War das nicht Augenwischerei? Und führte es nicht zu Frust bei den Teilnehmern, wenn ich anschließend sagen musste: „Tut mir leid, aber diesen Punkt werden wir hier nicht behandeln, das passt nicht.“ Schließlich entwickelte ich folgende Haltung: 

Es kann aus zweierlei Gründen trotzdem sinnvoll sein, die Erwartungen der Teilnehmer mit einer Übung zu klären, auch wenn die Planung weitgehend feststeht: Klarheit für Teilnehmer und Trainer.

  1. Es ist hilfreich, wenn sich die Teilnehmer selbst klarmachen, warum sie eigentlich in diesem Seminar sind: was sie hier lernen wollen, was sie mitnehmen wollen, welche Ziele sie haben und was sich anschließend in ihrer Arbeit und ihrem Verhalten ändern soll. Denn nur dann können sie mit einem klaren Fokus das aus dem Seminar herausziehen, was für sie relevant ist. Das fördert zudem die Haltung, dass die Teilnehmer selbst aktiv dafür verantwortlich sind, wie viel Nutzen sie aus dem Seminar ziehen. Daher ist es sinnvoller, die Teilnehmer nach ihren Zielen als nach ihren Erwartungen zu fragen. Erwartungen sind mit der Haltung verbunden, dass der Trainer sie erfüllen muss. Ziele kann nur jeder für sich selbst definieren und muss sich dafür aktiv einsetzen.
  2. Es ist für Sie als Trainer wichtig und hilfreich zu wissen und zu klären, ob die Erwartungen und Ziele der Teilnehmer mit Ihrer Planung zumindest weitgehend übereinstimmen. Auch bei einer ziemlich festgelegten Planung (weil Sie einen konkreten Auftrag erfüllen sollen) lassen sich oft Varianten oder Änderungen vornehmen. Wenn nicht, ist es zumindest wichtig für einen guten Seminarablauf, das offen mit den Teilnehmern zu klären: „Dies und das wird von Ihren Erwartungen aufgegriffen und bearbeitet, Y und Z sind leider nicht möglich.“ So können Sie dann gemeinsam überlegen, wie es für den jeweiligen Teilnehmer trotzdem ein effektives Seminar wird, ob und wie er sich darauf einlassen kann. Das schafft eine bessere Stimmung, als wenn Sie ihn vertrösten.

Sie können nun als erwachsene Menschen eine Vereinbarung treffen, wie Sie trotzdem fruchtbringend miteinander arbeiten wollen. Es ist im Übrigen auch für die ganze Gruppe interessant zu sehen, dass die Bedürfnisse zum Teil völlig widersprüchlich sind – und es von daher auch nicht möglich ist, alle zu befriedigen. Dabei ist die Metapher vom Supermarkt oder vom Büffet am Anfang ganz hilfreich: Sie bieten eine große Fülle an – und jeder wählt sich das aus, was ihm schmeckt und was er brauchen kann. Wenn jeder zwei bis drei Dinge auswählt und mitnimmt, dann ist das prima. Es kann nicht der Anspruch sein, dass jeder das komplette Büffet abräumt und ihm jede Speise mundet. Dazu agieren die Teilnehmer unter zu unterschiedlichen Arbeitsbedingungen."

 

Es gibt also sowohl Punkte, die für eine Erwartungsabfrage sprechen, als auch solche, die dagegen sprechen. Es ist hilfreich, diese beim Start eines neuen Kurses zu kennen und eine für sich und den Kurs gangbare Lösung zu finden, die Erwartungen der Teilnehmenden zu berücksichtigen.


Referenzen

Klein, Z. (2016). Lebendige Seminare. Band 1: Kreative Methoden für den Seminareinstieg und die Themeneinführung. Offenbach: GABAL.

Geißler, K. (2016). Anfangssituationen. Was man tun und besser lassen sollte. Weinheim: Beltz.

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